Imagewechsel auf Forchheimer Straßen

17.12.2014, 17:48 Uhr
Imagewechsel auf Forchheimer Straßen

© Athina Tsimplostefanaki

Der Glanz vergangener Tage ist noch nicht ganz abgeblättert: Aus massivem Sandstein ist das zweigeschossige Haus in der Bamberger Straße 14 gebaut. Stolz steht es da, aber leer. Einst logierten hier die Reisenden, buchten ein oder mehrere Nächte im Hotel de la Cour de Bavière (Bayerischer Hof). Bald soll hier wieder übernachtet werden. Die Eigentümerin will das Haus aus dem Ende des 18. Jahrhunderts modernisieren, sechs Wohnungen einrichten. Im hinteren Haus kommen noch einmal sechs Wohnungen dazu. Der Stellplatz grenzt an den Sportplatz der Ritter-von-Traitteur-Schule.

Mit der Sanierung wird nicht nur dringend gesuchter neuer Wohnraum in der Stadt geschaffen. Sie ist auch ein neuer Pflasterstein auf dem Weg der Bamberger Straße zu einem besseren Image. „Es geht aufwärts“, sagt Reinhild Wöhrmann-Distler von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWS, die das Sanierungsgebiet betreut.

Die alten Zeiten kehren trotzdem nicht wieder. Damals war die Bamberger Straße eine Einkaufsmeile. Ein Kino gab es hier, die Forchheimer Damenwelt kam her, um sich mit Dessous, Stoffen und Kurzwaren einzudecken, Familien suchten sich im Möbelhaus die passende Einrichtung aus, Kinder zog es in die Spielwarenläden.

Haus für Haus folgte die große Leere. Wo der Handel nicht mehr floriert, wird auch nicht mehr investiert, an den Gebäuden nagte der Zahn der Zeit, was wiederum potenzielle Interessenten nicht gerade motivierte. Ab 2006 stand auch noch das alte Krankenhaus leer. Damit fielen die Angehörigen der Patienten als Kunden weg. Nicht nur Einzelhändler hat der Klinik-Umzug getroffen, auch das Parkhaus Kronengarten kämpft seitdem mit einer zu geringen Auslastung.

Tauchschule statt Metzger

Die Stadt versuchte gegenzusteuern, erklärte 2008 die Bamberger Straße zum Sanierungsgebiet. Dadurch können Eigentümer bei Sanierungsmaßnahmen steuerlich profitieren. Es dauerte ein wenig, bis sich die Wirkung zeigte. „Seit etwa 2010 merken wir Fortschritte“, sagt Wöhrmann-Distler. Einer, der sich stark engagiert hat und so etwas wie eine Initialzündung setzte, ist Herbert Siegert. Er und seine Familie haben insgesamt drei Häuser saniert. Das erste, die Nummer 21, kam bereits 1998 an die Reihe. 2010 ersteigerten die Siegerts die ehemalige Metzgerei Mayer. Heute ist hier der Sitz einer Tauchschule. Dem Betreiber kam die Lage entgegen, sagt Herbert Siegert, weil durch die Straße viele Autos und öffentliche Busse fahren. „Man wird gesehen.“ 2012 krempelten die Siegerts schließlich das Haus Nummer 19 um — ehemals Sitz der Kneipen Biwak und Leger — und zogen mit ihrem Versicherungsbüro ein. „Die Bamberger Straße hat ihr schlechtes Image zu Unrecht“, findet Siegert. Natürlich sei nicht alles eitel Sonnenschein. Die Stadt könnte mehr Parkplätze schaffen, die Straße optisch aufwerten. Fakt aber sei: „Für Dienstleister ist das ein gutes Pflaster.“

2013 ergriff die Forchheimer Werbeagentur Claudius Bähr & Friends die Chance und wandelte das Haus Nummer 55 in ein modernes Agenturgebäude um. Ehemals gingen dort Knöpfe, Stoffe und BHs über die Ladentheke, dann waren ein Lebensmittelladen, ein Antiquitätenhändler und lange nichts untergebracht. Heute wird auf 600 Quadratmetern Werbung gemacht.

In das Konzept „Büros und Wohnungen“ passen auch die Sanierungen, die dieses Jahr in Angriff genommen wurden. Das Möbelhaus Müller samt Produktionsstätte wurde abgerissen, ebenso wie das wilde Sammelsurium an Nebengebäuden. Als Sanierungsträger hat die GWS einen sechsstelligen Betrag in die Hand genommen und sowohl Abbruch als auch Ausbau der öffentlichen Flächen bezahlt. Gerade nutzen die Stadtwerke die Gunst der Baustellen-Stunde und verlegen neue Leitungen. Wohl 2015 will die Eigentümerin mit der Planung für das neue Wohnhaus beginnen. Dahinter, in der kleinen Sackgasse, wurde bereits ein Haus modernisiert und strahlt jetzt rostrot in die Bamberger Straße hinein.

Renovierungsbedürftig sind noch einige weitere Häuser und auch an leeren Läden fehlt es nicht, aber Optimismus ist das Gefühl der Stunde. Nicht zuletzt wenn das veraltete Seniorenheim Katharinenspital demnächst abgerissen und neu gebaut werden soll.

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