In Eggolsheim war das „Laster des Saufens“ weit verbreitet

26.3.2015, 16:09 Uhr
In Eggolsheim war das „Laster des Saufens“ weit verbreitet

© Archivfoto: Roland Huber

Christine Mohr hatte die Präsentation vorbereitet und viele alte Fotos und Postkarten sortiert, die den knapp 60 Gästen gezeigt wurden. Noch bis mindestens Mitte des 16. Jahrhunderts waren auch die Eggolsheimer eindeutig eher Wein- als Biertrinker, denn bis in diese Region hinauf wurde Wein angebaut; die Hänge des Schießbergs bei Unterstürmig und auch die der Domprobstei gehörende so genannte Peunt sowie ein Gebiet bei Bammersdorf waren „ein einziger Weingarten“.

Straßennamen weisen bis heute darauf hin. Doch die mühsame Arbeit in den Weinbergen, das zeitaufwändige Keltern, aber auch Klimaveränderungen und schließlich der Dreißigjährige Krieg machten die gesamte Gegend vom „Weinland“ zum „Bierland“.

Bis 1594 konnte jeder Eggolsheimer soviel Bier brauen, wie er wollte; auf Grund mancherlei „Unordnung“ und zu starken Biergenusses verfügte der damalige Fürstbischofs Neithart von Thüngen, dass nur noch zweimal jährlich das Bierbrauen samt Ausschank erlaubt sei.

Die Eggolsheimer hatten ein Brau-Vorrecht, das zugleich ein Verbot für alle umliegenden Dörfer einschloss. Natürlich waren deren Einwohner nicht begeistert und versuchten, das Verbot zu hintergehen. Das wiederum quittierten die Eggolsheimer bei „Überfällen“ mit Beschlagnahmung des verbotenen Gebräus und sogar mit der Zerstörung der entsprechenden Gerätschaften; zwischen Eggolsheim und den anderen Eggerbach-Dörfern ist lange quasi ein Bierkrieg geführt worden.

Ein neuer Fürstbischof erweiterte 1612 das Bierverlagsrecht auf den gesamten Markt mit den heute dazu gehörenden Orten (damals fehlte noch Schirnaidel.) 1725 baten geschäftstüchtige Eggolsheimer Wirte den Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn um die Erlaubnis, Bier schon vormittags ab zehn Uhr ausschänken zu dürfen, was durch die vorher gültigen Ausschankzeiten nicht erlaubt war.

Bischof blieb stur

Der offenbar gut informierte Bischof wusste aber, dass in Eggolsheim „das Laster des Saufens und der damit verbundenen Sonntagsentheiligung“ eingerissen sei und gab sein Plazet nicht. Nach 1800 war Eggolsheim mit inzwischen sieben Brauereien und 17 Schankstätten trotzdem eine Art „Bier-Eldorado“ und das blieb noch so bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.

Inzwischen gibt es in Eggolsheim keine aktive Brauerei mehr, als Gasthaus noch das nun wirklich zu Recht als altehrwürdig zu bezeichnende „Schwarze Kreuz“, dazu eine Pizzeria und die „Hirtentor-Stuben“. Das heißt, dass bei nun rund 2600 Einwohnern für 650 Ortsbewohner eine Schankstatt zur Verfügung steht.

Als Trost für Bierfreunde bleibt: Weigelshofen und Drügendorf sind nicht weit; zur Not kann man nach dem Genuss des dort hergestellten Bieres zurücklaufen.

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