Indien: Land der Kontraste

25.1.2015, 16:13 Uhr
Indien: Land der Kontraste

© Foto: Philipp Wieder

„Indien ist ein zutiefst anarchischer, sich selbst steuernder Organismus, den wir auch nach mehreren Reisen noch nicht ganz verstanden haben.“ Auf eigene Faust und mit dem Rucksack haben der Fotograf und die Malerin den Subkontinent bereist. „Mit Gelassenheit, Neugier und Toleranz auf beiden Seiten – wir haben die Welt dabei mit neuen Augen gesehen.“ Da schlafen Menschen oder Tiere am Wegesrand, Rikschas werden meterhoch beladen, Handwerker stellen Schuhe oder Metallwaren her, und scheinbar überall gibt es frisches Gemüse oder gekochte Speisen.

„Tor zur Ewigkeit“

In Varanasi, dem bekannten Pilgerort am Ganges, sind sie Zeugen der hinduistischen Bestattungsriten, die sich an den am Ufer befindlichen Treppen abspielen. „Es ist das Tor zur Ewigkeit.“ Viele kleine Tempel säumen den Strom, bewältigen täglich tausende Bestattungen und unzählige Pilger. „Nur die schon so als erlöst geltenden Bettelmönche, Leprakranke, von einer Kobra Gebissene, Kinder unter fünf Jahren, Schwangere oder Affen werden nicht verbrannt, sondern so den Fluten übergeben.“

Die Idee des ewigen Kreislaufs von Tod und Leben, einer Wiedergeburt eines mit dem Göttlichen Brahma verbundenen Selbst und die Erlösung aus diesem Hamsterrad durch Gebet, Pilgern und rituelle Reinigung steht im Zentrum des Hinduismus. „Auch wenn das heilige Wasser des Flusses aus chemischer Sicht eine Zumutung ist, da die Industrie und die Haushalte ihre Abwässer ungeklärt einleiten. Einige einflussreiche Priester glauben, Kläranlagen würden die spirituelle Kraft des Gangeswassers stören.“

Die reinigenden Feuer brennen rund um die Uhr. Am Rande stehen Zubehör-Händler, um Kanister zur Mitnahme des heiligen Wassers, Räucherstäbchen oder Opfergaben feilzubieten.

Dabei gebe es zugleich ausgelassene Freude beim Baden, hoffnungsvolle Augen der Wallfahrer und eine spürbare Vitalität. „Für uns ist ein solch offenes Nebeneinander von Leben und Tod ungewohnt geworden.“ Dass das Duo „die Unterhosen auf ein Minimum reduziert hat“, um Platz für die Fotoausrüstung zu schaffen, darüber haben sich die beiden im Laufe des mehrwöchigen Aufenthaltes sicher geärgert, als Betrachter der eindrucksvollen Fotos dürfen wir heute froh sein.

Keine Kommentare