Ironman: Forchheimer besiegt den eigenen Körper

16.10.2014, 06:03 Uhr
Ironman: Forchheimer besiegt den eigenen Körper

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Den kürzesten Weg bis zur Wendeboje in der Bucht von Kailua Kona nach 1,9 von 3,8 Kilometern hat ein Athlet, wenn er sich beim Start am rechten Rand positioniert. Bei seinem Ironman-Debüt mischte sich Ralf Gärtner unter ebenjene Gruppe ambitionierter Sportler und musste schnell einen Unterschied zu so manchem Wettkampf in Deutschland oder Österreich feststellen. Die noch höhere Leistungsdichte bei der Weltmeisterschaft führt dazu, dass noch weniger Platz bleibt, um in einen konstanten SchwimmRhythmus zu finden. Der Forchheimer war in ständige Positionskämpfe verwickelt und blieb mit 59:44 Minuten hinter seinen Erwartungen zurück.

Zu dich aufgefahren 

Einen weiteren Rückschlag musste der Student, der sich im Juli bei seinem ersten Langdistanz-Triathlon in Frankfurt direkt für Hawaii qualifizierte, schon nach drei Kilometern auf dem 180-kmRadkurs verdauen. Für ein Manöver, bei dem der SSV-Bundesligaathlet zu dicht auf seinen Vordermann auffuhr, kassierte Gärtner eine vierminütige Zeitstrafe. Die saß er in einem Zelt am Straßenrand ab, nachdem er mit Wut im Bauch noch 60 km in konstant hohem Tempo zurückgelegt hatte.

Ironman: Forchheimer besiegt den eigenen Körper

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Anschließend lernte der Rad-Spezialist den tückischen Gegenwind der berüchtigten WM-Strecke auf dem Weg zum Wendepunkt in Hawi kennen. Mit nicht unerheblichem Kraftaufwand gelang über fast 10 km nur ein Geschwindigkeitsdurchschnitt von 20km/h. „Das ist mit keinem Kurs zu vergleichen, den ich jemals gefahren bin“, sagt Ralf Gärtner hinterher. Die Anstrengung machte sich nach flotter Fahrt im letzten Abschnitt in Form von müden Beinen bemerkbar. Immerhin 28 Konkurrenten konnte der Forchheimer in 5:03:34 Stunden bis zum zweiten Wechsel überholen.

Der bnschließende Marathon begann für den Franken schmerzhaft: „Meine Beine fühlten sich gut an, aber mein Magen hat rebelliert, weil ich wohl vorher zu viel Salz aufgenommen habe.“ Die ersten zehn Kilometer entlang der legendären Promenadenstraße Alii Drive, für die Teilnehmer seit jeher der Inbegriff für die Qualen und Freuden dieses besonderen Triathlon-Erlebnisses, musste Gärtner gemächlich angehen und den hohen Salzhaushalt dosiert mit Wasser ausgleichen — und erholte sich. Richtig hart wurde der Lauf nach dem Anstieg aus der Stadt hinaus Richtung Highway ab Kilometer 16. Die Halbzeitmarke erreichte Gärtner nach 1:35 Stunden etwas hinter seinem Zeitplan.

Wolken milderten Hitze

Dabei hatten die Athleten noch Glück, dass die Wolken am Himmel die berüchtigte Hitze etwas abmilderten. Auf den letzten zehn Kilometern forderte Hawaii endgültig seinen Tribut. Der 27-Jährige wurde von Krämpfen, Seitenstechen und Übelkeit geplagt: „Ich musste Pausen machen und konnte nur noch ein Tempo laufen, dass mir selbst im Training zu langsam wäre.“

Nur der Wille trug Gärtner nach 42,2 km in 3:17:20 Stunden und insgesamt 9:26 Stunden ins Ziel. Mit Platz 110 in der Gesamtwertung und Rang 12 in seiner Altersklasse schrammte der Forchheimer zwar knapp an den gesteckten Zielen vorbei, aber hinterher überwog freilich der Stolz, die härteste Prüfung der Karriere gemeistert zu haben.

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