Jugendlichen helfen statt sie zu bestrafen

14.11.2017, 06:00 Uhr
Jugendlichen helfen statt sie zu bestrafen

© Foto: Schuberth

Zusammen mit Antje Kahnt und Andreas Schimetschke führt Schuberth die ambulante Straffälligenhilfe der Forchheimer Arbeiterwohlfahrt.

Drei Sozialpädagogen – für durchschnittlich 500 "Klienten" pro Jahr. So nennt Schuberth jene Jugendliche beziehungsweise Erwachsene, die auf (jugend-)richterliche Weisung und übers Jugendamt am Hilfsangebot der Awo teilnehmen und/oder gemeinnützige Arbeit verrichten müssen.

Jugendlichen helfen statt sie zu bestrafen

© Foto: Schuberth

"Im Schnitt sind wir zu 100 Prozent ausgelastet und oft auch darüber hinaus", sagt der Sozialpädagoge.

Mit dem Angebot der Awo soll im Grunde verhindert werden, dass straffällig gewordene Jugendliche und Heranwachsende im Alter von 14 bis 21 Jahren direkt in den Jugendknast wandern (wo sie oftmals erst recht auf die schiefe Bahn geraten). Und Erwachsene sollen "schwitzen statt sitzen".

Das heißt: "Wir wollen den Leuten helfen und sie nicht rigoros bestrafen. Bei jungen Menschen bedeutet das vor allem vorbeugende, präventive und beratende Maßnahmen", sagt der 46-Jährige.

Im Bereich der gemeinnützigen Arbeit sind Schuberth und seine beiden Kollegen nicht Empfänger ("sie arbeiten nicht für die Awo"), sondern ausschließlich Vermittler. Und in den vergangenen zehn Jahren haben sie hier über 3100 Klienten, die zusammen mehr als 120 000 Stunden an gemeinnütziger Arbeit abgeleistet haben, erfolgreich vermittelt.

Jeder der drei Sozialpädagogen hat innerhalb der Straffälligenhilfe (neben sozialer Projektarbeit, Vermittlungs-, Beratungs- und Gesprächstätigkeit) eigene Schwerpunktbereiche: Schuberth ist für die Gesamtkoordination zuständig und kümmert sich um Gewaltprävention, hier insbesondere die sogenannten Kampfesspiele, wo Jungen "kämpfen" können – nicht gegeneinander, sondern miteinander und auf spielerische Art. "Dadurch entwickeln sie gegenseitigen Respekt und ein Gefühl für Fairness", so Schuberth.

Antje Kahnt ist Betreuungshelferin im Fachdienst Wohnungsnot und insbesondere für die Obdachlosenarbeit im Eggolsheimer Weg zuständig. "Eine alles andere als leichte Arbeit, die ich ohne Unterstützung meiner Kollegen sicher nicht bewältigen könnte", wie sie selbst sagt.

Andreas Schimetschke wiederum hat sich zusätzlich auf den "Täter-Opfer-Ausgleich" spezialisiert: Er tritt als neutraler Vermittler in Konflikten auf, die außergerichtlich gelöst werden können. Jugendliche, die eine Straftat begangen haben, setzen sich praktisch mit dem Geschädigten an einen Tisch – um den Konflikt durch Wiedergutmachung zu lösen.

"So muss es im besten Fall gar nicht erst zu einer Hauptverhandlung vor Gericht kommen", erklärt Schimetschke. Das gemeinsame Ziel all ihrer Bemühungen: Weitere Straftaten ihrer Klienten sollen vermieden werden – dafür arbeiten sie eng mit den Gerichten, der Staatsanwaltschaft, dem Jugendamt, der Bewährungshilfe ebenso wie mit anderen sozialen Einrichtungen und Schulen zusammen. Und mit Suchtberatungsstellen.

Denn der Drogenmissbrauch bei Jugendlichen und Heranwachsenden sei in Forchheim und Umgebung "immer ein Thema", sagt Schuberth. "Allein 2016 waren 80 Prozent unserer Klienten wegen Drogendelikten hier", ergänzt Schimetschke.

Das Spektrum der Straftaten von Jugendlichen, die zur Awo-Stelle kommen (müssen), reicht allerdings weiter – von Diebstahl, Sachbeschädigung und Körperverletzung bis hin zu sexuellen Übergriffen, Betrug, und Verkehrsdelikten. Dabei seien "etwa 80 Prozent unserer Klienten Jungen", sagt Schuberth, "aber die Zahl der Mädchen steigt seit einiger Zeit an".

"Entstanden ist das alles als der damalige Jugendrichter am Forchheimer Amtsgericht die Notwendigkeit eines solchen präventiven und vor allem pädagogischen Angebots erkannt hat", erzählt die Awo-Kreisvorsitzende Lisa Hoffmann. Mit den Jahren sei man gewachsen, die Aufgaben wurden vielfältiger, die Arbeit anspruchsvoller – und immer unverzichtbarer. "Darauf", so Hoffmann, "können wir wirklich stolz sein."

Am Dienstag, 14. November, finden die Feierlichkeiten "20 Jahre Straffälligenhilfe" der Awo Forchheim im Kulturraum St. Gereon am Forchheimer Landratsamt statt. Mehr Infos zur Straffälligenhilfe und den Hilfeangeboten der Awo auf www. awo-forchheim.de

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