Jung und aus Forchheim: Was geht ab?

27.9.2016, 14:00 Uhr
Jung und aus Forchheim: Was geht ab?

© Foto: Berny Meyer

FORCHHEIM — Freitagnachmittag im Jugendhaus in der Kasernstraße. Ein paar Jungs sitzen auf den braunen Ledersofas, andere spielen Billard. Draußen stehen zwei Kumpels und reden. Im Schnitt schauen an einem Wochentag 20 bis 25 junge Menschen im Jugendhaus vorbei, vor allem Jungs (60 Prozent) zwischen zwölf und 20 Jahren, sagt Matthias Breunlein. „Am Wochenende sind es 40 bis 50.“ Die Entwicklung sei positiv. Breunlein ist einer der Leiter des Jugendhauses, das zusammen mit der Offenen Jugendarbeit Forchheim Nord (OJA), das städtische Angebot für den Forchheimer Nachwuchs darstellt.

Zuerst „tote Hose“

„In meinem ersten Sommer war hier tote Hose“, sagt Matthias Breunlein. Angefangen hat der heute 32-Jährige im Herbst 2012. Die Personalfluktuation im Jugendhaus war damals hoch.  Rund um die Personalprobleme der Einrichtung war eine kontroverse Debatte entstanden, wie die städtische Jugendarbeit aussehen soll.

Mit Matthias Breunlein zog Kontinuität ins Jugendhaus, gleichzeitig verschwand die Einrichtung aber auch ein bisschen vom Radar der Öffentlichkeit. „Das war keine Absicht, wir machen einfach unsere Arbeit“, sagt der 32-Jährige.

Öffnungszeiten, Angebote, Projekte — Breunlein hat einiges ausprobiert. Sein Fazit: „Je mehr man vorgibt, desto weniger kommen.“ Deswegen überwiegt das Offene des Treffs. Die Initiative muss von den Jugendlichen kommen. „Wenn wir gefragt werden, ob wir ein Tischtennisturnier veranstalten, dann organisieren wir das gemeinsam.“ Einige feste Termine gibt es. Freitag und Samstag wird gemeinsam gekocht. Die Mädchen und Jungs wählen aus, besprechen das Budget, gehen einkaufen, „und manchmal helfen sie beim Kochen“, sagt Breunlein schmunzelnd.

Breunlein und Christoph Franz, der seit April im Jugendhaus arbeitet, achten nicht nur darauf, inhaltlich attraktiv zu sein. Auch das Haus selbst soll einladend wirken. Sukzessive wurde deshalb renoviert: Gruppenräume, Kino, Büro, Hof. Ein neuer Boden wäre noch schön, die braunen Fliesen haben den Charme einer Bahnhofswartehalle, findet Christoph Franz. „Wir wissen aber, dass das eine teure Angelegenheit ist. Wir suchen nach Sponsoren.“

Das Jugendhaus hatte ein paar Imageprobleme im Gepäck, als Matthias Breunlein 2012 loslegte. Von ganz früher war manchem noch die Erinnerung präsent, dass dort nur eine bestimmte Zielgruppe, vor allem türkische Jugendliche, ihre Freizeit verbrächten. „Wir haben hier 18 Nationen, ein sehr gemischtes Publikum“, betont Breunlein. Auch die Schwierigkeiten mit den Nachbarn, die wegen des Lärms und Mülls verärgert waren, seien gelöst. „Wir haben uns das Vertrauen erarbeitet.“

Flüchtlinge willkommen

Durch Kooperationen werde versucht, immer wieder neue Gruppen zu interessieren und Begegnungen zu ermöglichen. So kommt die Offene Behindertenarbeit regelmäßig zu Besuch, über das Sprachcafé lernen auch Flüchtlinge das Jugendhaus kennen. Der Kontakt mit Asylbewerbern komme aber hauptsächlich über die Ritter-von-Traitteur-Schule zustande, sagt Christoph Franz. Einzelne Gruppen seien schon da gewesen, „wir pflegen die Willkommenskultur, aber wir können die Jugendlichen nicht her zwingen“.

Klassische Bildungsangebote und Aktionen in den Ferien ergänzen das Programm.  Die beiden Sozialpädagogen helfen auch bei Bewerbungen, vermitteln, wenn es Probleme gibt, zur richtigen Anlaufstelle.

„Insgesamt gesehen, agieren wir sehr selbstständig“, zieht Matthias Breunlein ein Fazit. Man sei gut vernetzt, bei Bedarf könne man sich Rat in der Verwaltung holen. 

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