Junge Lehrer trotz Kind nach Oberbayern?

14.8.2012, 15:51 Uhr
Junge Lehrer trotz Kind nach Oberbayern?

© Hans von Draminski

Laut Regierung von Oberfranken erhalten dieses Jahr 100 fertig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für Grund- und Mittelschulen eine Neueinstellung im Freistaat Bayern. Weil in Südbayern die Schülerzahlen wesentlich höher sind als in Nordbayern, sollen 77 der künftigen Lehrer aus Oberfranken über den so genannten Lehrerausgleich in anderen Regierungsbezirken eingesetzt werden. 65 von ihnen sollen in Oberbayern ihren Dienst beginnen, die restlichen zwölf in Mittelfranken.

„Erstmals wären davon auch 19 Einstellungsinteressenten mit Kindern betroffen“, erläutert Corinna Boerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken. Bis dato wurden junge angehende Lehrer mit Kindern stets in der Heimat eingestellt. In diesem Jahr schien Nachwuchs aber zum ersten Mal keinen Grund für eine Einstellung daheim darzustellen, so dass den betroffenen jungen Müttern und Vätern eine Berufung nach Oberbayern oder Mittelfranken bevorstand.

Max Lachner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ) in Oberfranken, kritisiert dieses Vorgehen scharf. Er wolle nicht zusehen, „wie Familien auseinander gerissen werden“. Dabei betont er jedoch, dass er damit nicht die generelle Berufung von angehenden Lehrern nach Oberbayern kritisiere. Dies sei eine logische Konsequenz der steigenden Schülerzahlen im Süden Bayerns. Dass selbst Verheiratete ohne Kind in einen anderen Regierungsbezirk wechseln müssen, sei deshalb keine Seltenheit und völlig legitim. Darauf seien die jungen Lehrer auch eingestellt. Jedoch sei es eine „Schweinerei“, dass nun erstmalig junge Mütter und Väter völlig unerwartet in den Süden oder nach Mittelfranken „zwangsabwandern“ müssten.

„Möglichkeiten gefunden“

Gegen diese Neuerung hat die ABJ und der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) massiv protestiert. Dieser Widerstand hat das Kultusministerium offenkundig zum Einlenken bewogen. Ludwig Unger, Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums, bestätigte, dass das Ministerium mit der Regierung von Oberfranken im Gespräch sei, um den 19 betroffenen Lehrern nun doch eine Beschäftigung in Wohnortnähe zu bieten. Im Rahmen der Personalplanung und Klassenbildung sei versucht worden, Möglichkeiten zu eröffnen, den Betroffenen entgegen zu kommen. „Das ist uns nun gelungen“, so Unger. Die Regierung werde die Betroffenen innerhalb der nächsten zwei Wochen informieren, wo sie ab September eingesetzt werden.

Die zunächst geplante Neueinstellung in Oberbayern und Mittelfranken verteidigte Unger dennoch: Der Bedarf an Lehrkräften in Oberbayern und Mittelfranken sei immens, während es in Oberfranken mehr Nachfrage als tatsächlichen Bedarf gäbe. „Den Beruf des Lehrers macht schließlich aus, dorthin zu gehen, wo es Schüler gibt“, erklärt Unger.

Das Entgegenkommen des Kultusministeriums schreibt sich der ABJ auf seine Fahnen. „Der Erfolg ist aber nur ein Teilerfolg“, sagt Lachner. In Oberbayern wurden dieses Jahr von 137 Rückversetzungsverträgen mit Erstwunsch Oberfranken 134 abgelehnt. Die restlichen drei Antragsteller gelangten lediglich durch ein Tauschverfahren nach Oberfranken. Das Problem sei nun, dass sich unter den Antragstellern ebenfalls Lehrer mit Familie in Oberfranken befinden, die teilweise schon seit Jahren wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen. Es bleibt also offen, ob ihre Stimmen in Zukunft auch erhört werden.

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