Junges Theater: Nackte Tatsachen und ein Lied für Papa

16.9.2018, 20:00 Uhr
Junges Theater: Nackte Tatsachen und ein Lied für Papa

© Udo Güldner

Soll sie ihrem Traum folgen und auf Sizilien nach Sardellen tauchen oder doch lieber einen Anwalt heiraten und eine Katzenpension eröffnen? Es sind ganz persönliche Einblicke in die Gedankenwelt eines 14-jährigen Teenagers, die Tizia Denzler den Zuschauern gewährt. Als kurzer Monolog kommt das Ein-Personen-Stück daher, und ist doch mehr. Eine Performance aus Wort, Tanz, Gesang, die eine reife Leistung der Montessori-Absolventin offenbart. Das Mädchen aus Eggolsheim steht freilich nicht das erste Mal vor einem frenetisch applaudierenden Publikum. Seit drei Jahren gehört sie zum JTF-Bühnennachwuchs "theaterNEUN" und hat unter der Regie Jürgen "Jott" Gutschmanns auch schon Hauptrollen gespielt. Noch nie aber hat sie alleine vorne gestanden.

Die Gitarre ist seine Stimme, der Handballen sein Schlagzeug, der Daumen sein Bass. Alex Boldin (26) steht zwar ganz alleine im Scheinwerferlicht. Und doch hat der gebürtige Forchheimer, der in Effeltrich aufwuchs, eine kleine Band bei sich. Der "finger style" macht es möglich. Inspiriert von Andy McKee oder Tommy Emmanuel entspinnt sich in den Eigenkompositionen ein feinsinniges Gespräch mit seinen Zuhörern. Seine E-Gitarre hat der studierte Energietechniker glücklicherweise zu Hause in Erlangen gelassen. Die kommt sonst nur in seiner Heavy Metal-Band "The Crashing Crew" zum Einsatz. So kann man jedem Wort lauschen, das Boldin mit den Händen spricht.

In der Reihe "Erzähl mal!" berichtet Joachim Kortner (79) aus Ebermannstadt von der Flucht seiner Familie aus dem schlesischen Oppeln. Im Winter 1944 ging es für den gerade einmal fünfjährigen Jungen auf der Flucht vor der Roten Armee und ihren dumpf dröhnenden Panzerkolonnen gen Westen. Neun Stunden bei minus zwanzig Grad auf einem offenen Wehrmachtslaster. Dabei brach in die kindliche Welt, die selbst aus dem Sammeln herumliegender Bombensplitter ein Spiel gemacht hatte, der grausige Ernst zerfetzter Schulfreunde herein. Es gehört großer Mut dazu, solch traumatische Erlebnisse nicht vergessen zu wollen und sie anderen zu erzählen.

Ein ganz besonderes Geschenk zum 50. Geburtstag macht Tristan Chamberlain (18) aus Weilersbach seinem Vater Ralf, der sich in der letzten Reihe versteckt hat. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Markus Godde aus Ebermannstadt covert er Songs der Pixis oder von Linkin Park, die sich der Jubilar selbst gewünscht hatte.

Einen Eindruck in die Stadtgeschichte eröffnet Rainer Kestler mit einem Stummfilm aus dem Jahre 1956. Durch seine Live-Kommentare erfahren die Einheimischen und Neubürger etwas vom Bauboom in Forchheim-Nord, wo Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien unterkamen. Daneben ist der 2. große Annafestzug mit vielen Pferdefuhrwerken zu sehen, ein von tausenden Besuchern beobachtetes Fußballspiel einer Stadtauswahl gegen Bilbao oder das von Hugo Post gestaltete, inzwischen verschwundene Freibad, aus dem küssende Pärchen kurzerhand verwiesen wurden.

Noch mehr nackte Haut hat dann "Diva Desaster" zu bieten. Die Burlesque-Tänzerin aus München, die seit drei Monaten in Fürth lebt, legt es allerdings nicht darauf an, jegliche Hüllen fallen zu lassen. Der "immer 25-jährigen" Künstlerin, die zwar ihre Kleider ablegt, ihren wirklichen Namen aber nicht preisgibt, geht es bei ihrem kunstvollen Striptease darum, die Schönheit der Frau unterhaltsam und erotisch zu zeigen. Das erfordert Mut. Auch vom Jungen Theater, das dieser doch schon alten Varieté-Form eine Bühne geboten hat. Während die weiblichen Zuschauer noch ganz hingerissen sind, wie man mit wenigen Federn und noch mehr Anmut die Rundungen des Körpers feiern kann, dürfen die "stage kittens" Franz-Josef Amling, Francois Gaborieau und ein wieder genesener Rudi Neite die herumliegenden Klamotten einsammeln. Darum werden sie von den männlichen Zuschauern beneidet.

Das nächste Offene Podium findet am Samstag, 8. Dezember, ab 20 Uhr statt.

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