Kripo ermittelt

K.o.-Tropfen auf fränkischem Weiberfasching? Mehrere Betroffene melden sich bei Polizei

Johanna Mielich

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

23.2.2024, 12:27 Uhr
Nach dem Weiberfasching in Weilersbach steht ein erschreckender Vorwurf im Raum: Wurden Gäste K.O.-Tropfen zugefügt? 

© picture alliance / dpa Nach dem Weiberfasching in Weilersbach steht ein erschreckender Vorwurf im Raum: Wurden Gäste K.O.-Tropfen zugefügt? 

Die Stimmung war gut, die Kostüme ausgefallen: Es sollte ein ausgelassener Abend werden, unter dem Motto "Die Götter spielen verrückt" hatte der SV Gloria Weilersbach am 8. Februar zum Weiberfasching geladen. Nun allerdings ist das Event ein Fall für die Kriminalpolizei. So ging es mehreren Medienberichten zufolge einigen Teilnehmenden richtig schlecht, wie sich auch schnell in den Tagen danach im Dorf herumgesprochen hat.

"Manche sind bewusstlos herausgeschleppt und heimgefahren worden, andere haben sich auf der Toilette übergeben", schildert eine Augenzeugin, die selbst am 8. Februar beim Weiberfasching in Weilersbach feierte, gegenüber "NN.de". Ihr Name ist der Redaktion bekannt, wurde allerdings zu ihrem Schutz anonymisiert.

Alle Betroffenen hätten gesagt, ihr schlechter Zustand könne nicht auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt werden, daher kam schnell der Verdacht auf: Hat ein Unbekannter den Gästen K.o.-Tropfen verabreicht?

Eine der Feierenden habe auf Anraten ihrer Mutter kurze Zeit später die Polizei verständigt. Die habe ihr geraten, ins Krankenhaus zu fahren und sich Blut entnehmen zu lassen - für einen Test auf K.o.-Tropfen. Wie die Augenzeugin gegenüber "NN.de" berichtete, sei der Test inzwischen positiv ausgefallen, das sei seit Mittwoch bekannt. Im Ort und unter den Feierenden habe sich das bereits herumgesprochen.

Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung

Die Kriminalpolizei Bamberg ermittelt aktuell wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt. "Die Ermittlungen dauern an. Wir können momentan allerdings nicht zweifelsfrei sagen, ob K.o-Tropfen im Spiel waren oder etwas anderes", erklärt am Freitag eine Sprecherin des oberfränkischen Polizeipräsidiums gegenüber unserer Redaktion.

Knapp zehn Geschädigte hätten sich nach dem Event in zeitlichen Abständen bei der Polizeiinspektion gemeldet und Anzeige erstattet. Durch den Zeitverzug konnte man bei den Betroffenen allerdings keine Blutuntersuchung mehr in Auftrag geben. Denn: Die Tropfen können nur kurzzeitig im Blut und Urin nachgewiesen werden: viele Substanzen nur bis zu 24 Stunden, manche sogar nur bis zwölf Stunden. Wer glaubt, dass ihm derartige Mittel verabreicht wurden, soll daher möglichst schnell handeln und "am besten direkt die nächste Dienststelle aufsuchen". "Je mehr Zeit verstreicht, umso schwieriger wird es", rät die Sprecherin. Zeugenbefragungen und Vernehmungen sollen nun weitere Aufschlüsse geben, was genau sich am 8. Februar in Weilersbach abgespielt hat.

K.o-Tropfen bei hoher Dosis sogar tödlich

Matthias Kapp, erster Vorstandsvorsitzende des SV Gloria Weilersbach wollte sich am Freitag nicht zu dem Vorfall äußern und verweist auf die laufenden Ermittlungen der Kriminalpolizei Bamberg. "Wir sind als Verein natürlich daran interessiert, dass das möglichst schnell und umfangreich aufgeklärt wird", so Kapp gegenüber unserer Redaktion.

Die Chemikalien, die auch als "K.o.-Tropfen" genannt werden, sind äußerst gefährlich und können in hoher Dosierung sogar zum Tod führen. Die Tropfen wirken schnell, denn die Drogen – in der Regel ist es Gammahydroxybutyrat (GHB), das auch als Liquid Ecstasy bekannt ist – setzen die Menschen, die sie einnehmen, rasch außer Gefecht, wie auch die AOK betont. Sie führen bei den Opfern zunächst zur Euphorisierung und Enthemmung, später zu Sedierung bis hin zur Bewusstlosigkeit. Ihre Wirkung ist dabei sehr individuell und unkalkulierbar, und hängt auch davon ab, wie viel Alkohol die betreffende Person parallel getrunken hat.