Kaiserstrand oder "Mongolen-Dorf" aus Plastik?

8.4.2017, 15:00 Uhr
Der Kaiserstrand in Forchheim entsteht.

© Jana Petersen Der Kaiserstrand in Forchheim entsteht.

"Nun wird eine völlig unsinnige Idee auch noch unfassbar hässlich und geschmacklos", heißt in einem Kommentar auf der Facebook-Seite der Nordbayerischen Nachrichten unter der Meldung, dass nun weiße Plastikpavillons auf dem Kaiserstrand aufgestellt werden. Unmut gab es zuvor schon wegen einer neuen Treppe, die aus Sicherheitsgründen an den historischen Saltorturm gebaut werden und nach NN-Informationen aus Baugerüstelementen bestehen soll. "Ich habe vor Ort den Investor darauf angesprochen, dass in dem Entwurf, der dem Stadtrat vorgelegt wurde, das anders, sprich schöner, ausgesehen hat", teilt Stadtrat Manfred Hümmer (FW) ebenfalls via Facebook mit. "Da waren keine orientalisch anmutenden Plastikpavillons zu sehen." Doch als Antwort habe er nur ein lapidares "Na und" erhalten, schreibt Hümmer weiter.

Darauf reagiert jetzt der Veranstalter Jan Dinger von der Erlanger Eventagentur Dinger+Boubaker – und zwar "überrascht bis sprachlos", wie er selbst sagt. Nicht nur, weil ihn Hümmer nun darauf angesprochen hat, sondern "er mich in seinem Facebook-Post auch falsch zitiert".

Denn in den Entwürfen, die er vergangenes Jahr dem Stadtrat – also im Beisein Hümmers – präsentiert habe, "waren die Zelte immer mit dabei", sagt Dinger. Dass man die Pavillons nicht von Anfang an geplant habe, werde von keinem seiner Ansprechpartner bei der Stadt in Frage gestellt, so der Eventmanager. Er könne sich nicht erklären, wieso Hümmer das jetzt sage beziehungsweise poste. "Vielleicht hat er sich einfach getäuscht."

Öffentliches Missfallen

Der Chef der Stadtratsfraktion der Freien Wähler gehört von Beginn an zu den großen Kritikern des Kaiserstrandes. Unlängst kommentierte er auf Facebook ein Bild der Strand-Pavillons mit den Worten "Mongol village" (Mongolisches Dorf). In dem sozialen Netzwerk macht er ohnehin keinen Hehl aus seinem Missfallen: Ein eigenes Foto, das er von den Aufbauarbeiten schoss, quittierte er mit dem Satz: "Heißt nicht, dass ich das gut finde. Ist nur Dokumentation . . ."

Tatsächlich sind auf einer der Konzept-Grafiken, die Dinger+Boubaker präsentierten und die der Redaktion vorliegen, zwei weiße Pavillons im Hintergrund zu erkennen. Bei diesen handle es sich um "Profi-Equipment, das den harten Anforderungen eines Open-Air-Betriebs genügen muss", sagt Dinger. "Natürlich entwickelt man so ein Konzept auch weiter." Und wenn man während des Aufbaus beispielsweise feststellt, dass ein Sonnenschirm an einer anderen Stelle besser passt, dann werde es eben angepasst. "Wer heute auf die Bastion blickt, sieht eine Baustelle, aber noch nicht den Strand", so der Veranstalter. Ähnlich verhalte es sich mit den Zelten: Sie sollen in den nächsten Wochen entsprechend eingerichtet und dekoriert werden.

Ob die Diskussionen um den "Forchheimer Sandwahnsinn" (so der spöttische Kommentar eines Facebook-Users) damit abflauen? "Lasst euch einfach überraschen", sagt Jan Dinger. "Es wird sicher sehr schön werden." Konzept-Grafiken hin, Facebook-Fotos her: Ab 1. Mai kann sich jeder ein eigenes Bild vom Kaiserstrand auf der Barockbastion machen. Sand, Palmen und ein eiskalter Cocktail sollen ja schon so manches erhitzte Gemüt milde gestimmt haben.

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