Kanonenknall von den Hügeln rund um Neunkirchen

17.9.2014, 17:51 Uhr
Kanonenknall von den Hügeln rund um Neunkirchen

© Foto: Anestis Aslanidis

Das Geschehen wurde von Heimatforschern mehrfach beschrieben, und es gibt Zeugnisse, die bis in jene fernen Tage zurückreichen. Im Ortsteil Ebersbach befinden sich die drei „Franzosengräber“, die an die Kämpfe vom 21. Dezember 1800 erinnern. Darin sollen drei gefallene Soldaten ruhen, die beim fluchtartigen Rückzug der Napoleonischen Truppen noch an Ort und Stelle bestattet wurden. Die alten Gräber im Wald werden heute noch von Ortsbewohnern behütet.

Oberhalb von Schellenberg

Im früheren „Seku“-Bahnhof, der vom Neunkirchener Heimat- und Trachtenverein zum Museum und Vereinsheim umgestaltet wurde, sind zudem Originalfunde von damaliger Militärausrüstung und ein zeitgenössisches Aquarell zu sehen. Es zeigt den österreichischen Feldmarschall-Lieutenant Joseph Anton Baron von Simbschen (1746—1820) inmitten von Offizieren.

Standort ist laut Beschriftung auf der Bildrückseite ein Hügel bei Neunkirchen Brand. Die Heimatforscher gehen davon aus, dass es sich um eine Anhöhe oberhalb von Schellenberg (Gemeinde Kleinsendelbach) handelt, da ein Gebäude darunter dem einstigen Vogteisitz gleicht.

Das Auftreten des Feldmarschalls bei den Kämpfen um Neunkirchen ist mehrfach belegt. Der Historiker Jaromir Hirtenfeld, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Mitglieder des Militär-Maria-Theresien-Ordens be- schrieb, führt unter vielen „Ruhmes- taten“ hervor, dass Simbschen 1880 die Division des französischen Generals Guillaume Philibert Duhesme bei Neunkirchen schlug und eine weitere französische Division bei Nürnberg.

Wer alle Winkelzüge der Schlacht bei Neunkirchen verfolgen möchte, kann sie bei einem Museumsbesuch im Neunkirchener Bahnhof nachvollziehen. Herbert und Elisabeth Roth, Telefon (0 91 34) 97 92, vom Heimat- und Trachtenverein führen gerne durch diese Sonderausstellung und zu weiteren Exponaten (heimische Trachten, alte Schusterwerkstatt, Ausstellung über historische Sonnenuhren und Hinweise auf das 500 Jahre örtliche Brauereiwesen).

Aquarell erstanden

Das Ehepaar Roth hat auch das erwähnte historische Aquarell vom Offizierskorps auf dem Feldherrnhügel erworben, und zwar von dem Wiener Juristen und Historiker Alfred Plischnack. Unter ihrer Autorenschaft wurde zudem eine reich bebilderte Broschüre „Der ,Franzosenkrieg‘ in und um Neunkirchen a. Br.“ herausgebracht.

Die Fakten beziehen sich unter anderem auf die 1814 veröffentlichte Ortsgeschichte des damaligen Neunkirchener Kaplans Franz Wenceslaus Goldwitzer. Dieser Autor wie auch sein Informant, der Lehrer und Kantor Johann Chrisostomus Rauh, lebten noch zur Zeit der Napoleonischen Kriege.

Kanonendonner vom Rödlas

Den Verlauf und Ausgang der Schlacht vom 21. Dezember 1800 beschreibt Goldwitzer so: „Mittags 12 Uhr schreckte der kaiserlich österreichische Kanonendonner von dem Röthleser Berge herab“ und habe bei den Neunkirchener Einwohnern und den einquartierten Franzosen Bestürzung ausgelöst. Angreifer der Kaiserlichen drangen auch aus Richtung Baad vor und nahmen strategisch wichtige Hügel rund um Neunkirchen ein.

Die ansonsten in diesem Jahr in den Hauptschlachten meist erfolgreichen Franzosen wurden aus dem Ort bis zum „Galgenanger“ und nach Ebersbach und Erlangen verdrängt; 5000 Mann „Kaiserliche“ quartierten sich im Ort ein. „In und um den hiesigen Markt lagen 40 getötete Franzosen und 10 Kaiserliche“, heißt es in der Goldwitzer-Chronik. Die napoleonischen Soldaten hätten ihre Toten und zirka 1500 Verwundete bis auf die eingangs erwähnten Opfer mit sich genommen.

Ein Waffenstillstand und beiderseitige Truppenverlagerungen folgten aber schon bald. Von klaren Siegern und Verlierern kann man somit nicht sprechen.

Zu den wirtschaftlich Leidtragenden zählten aber auf jeden Fall die Neunkirchener, denen durch Kriegshandlungen und Einquartierungen der Soldaten beider Kriegsparteien ein Schaden von 43 000 Gulden entstand.

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