Katholische Gemeinden sortieren sich neu

27.3.2018, 19:22 Uhr
Katholische Gemeinden sortieren sich neu

© Foto: Pfrogner

Das Erzbistum hat den Rahmen vorgegeben: Seelsorgebereiche im ländlichen Bereich, wozu Forchheim gehört, sollen mindestens 12 000 Katholiken umfassen. Fünf hauptamtliche Mitarbeiter sind zu beschäftigen, davon zwei oder drei Priester, die anderen sind Pastoral- oder Gemeindereferenten. Nach der Findungsphase, die im Herbst endet, wird es eine Formalisierungs- und Umsetzungsperiode bis September 2022 geben.

 

Was bedeutet die Neueinteilung der Seelsorgebereiche für die Gemeinden?

"Das alte Gemeindebild verändert sich sehr stark", sagt Martin Emge, Pfarrer von St. Martin und Regionaldekan für Forchheim, Höchstadt und Ebermannstadt. Es gehe "in Richtung Kooperation und Verbünde". Ein Synergieeffekt könne auch die "Zentralisierung von Verwaltung" sein.

 

Wird jede Pfarrei ihren Pfarrgemeinderat behalten können?

Katholische Gemeinden sortieren sich neu

© Foto: Roland Huber

Das ist nicht wahrscheinlich. Die Pfarrgemeinderäte wurden gerade neu gewählt, einige haben sich noch nicht konstituiert. "In der Zeit des Übergangs", so Martin Emge, "müssen wir mit den vertrauten Instrumenten arbeiten." Nach Ablauf der Amtsperiode könnte auch hier eine Strukturveränderung stehen: zum Beispiel ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat auf der Ebene des Seelsorgebereichs.

 

Welche Pfarrverbünde schließen sich zusammen?

Das ist eine sehr knifflige Angelegenheit. Bis zum Januar war jeder Pfarrverbund aufgefordert, beim Bistum ein "Votum" niederzulegen, wo jeder seine Wunschpartner sieht. Der Pfarreienverbund Forchheim-Mitte (St. Martin, Kersbach, Verklärung Christi und Kloster) hat als erste Option den Zusammenschluss mit den Verbünden Forchheim-Ost (St. Anna, Don Bosco, Reuth) und -West (Burk und Buckenhofen) genannt. Hier entstünde ein Verband mit fast 17 000 Katholiken. Die zweite Option, so Pfarrer Emge, wäre ein Zusammenschluss mit dem Pfarrverbund Ehrenbürg (Pinzberg, Wiesenthau, Kirchehrenbach, Leutenbach, Weilersbach, Weingarts). Die Pfarreien Heroldsbach und Hausen tendieren nach Angaben von Pfarrer Klaus Weigand in Richtung Hemhofen, Röttenbach und Adelsdorf. Wie alle Pfarrverbünde muss aber auch hier bis zum Herbst nochmal nachgedacht werden. Das Erzbistum will auf der Grundlage der einzelnen Voten Gesandte als Vermittler ins Land schicken.

 

Was will der Verbund Ehrenbürg?

Pfarrer Michael Gehret sagt, seine Einheit sei "hin- und hergerissen zwischen Forchheim und Ebermannstadt". Pinzberg und Wiesenthau tendierten eher nach Forchheim, auch weil die Wegeverbindung dorthin so gut ist. Der Pfarrverbund Feuerstein (Ebermannstadt, Pretzfeld, Moggast, Niedermirsberg, Unterleinleiter) könnte den östlichen Teil des Ehrenbürg-Verbundes eigentlich gut brauchen, kommt damit aber immer noch nicht auf 12 000 Seelen. In Richtung Osten allerdings wird es noch schwieriger, da Teile des Gößweinsteiner Verbundes in Richtung Waischenfeld und Pottenstein denken. Gößweinstein, sagt der leitende Pfarrer des Pfarreiverbundes Feuerstein, Florian Stark, "ist die große Unbekannte". Entscheide sich Gößweinstein für Ebermannstadt, dann würden Pinzberg und Wiesenthau aus dem Verbund Ehrenbürg nach Forchheim gehen: "Das ist uns sonst zu groß", so Michael Gehret. Fällt aber die Entscheidung zugunsten von Pottenstein und Waischenfeld, wird für die "Ehrenbürger" der "Feuerstein" wieder interessanter. Pfarrer Gehret: "Der ganze Prozess ist gerade im Fluss und es lässt sich momentan nicht vorhersagen, worauf es letztlich hinausläuft."

 

Welcher Pfarrer ist künftig wofür zuständig?

Auf der Ebene des neuen Verbundes wird jeder Pfarrer überall tätig sein müssen. Es wird, so Martin Emge, vom Kirchenvolk entschieden werden müssen, welche Veranstaltungen gestrichen werden: "Es werden nicht mehr alle alles behalten können." Florian Stark sagt: "Ich kann an Fronleichnam nur zwei Prozessionen halten." Die dritte kann aber auf einen anderen Tag verlegt werden. Wer das ablehnt, müsse sich fragen, worauf es ihm wirklich ankommt: "Auf Ort und Zeit oder auf das gemeinsam gefeierte Fest." Pfarrer Emge kann sich vorstellen, dass es einen zentralen Sonntagsgottesdienst gibt, von dem aus zum Beispiel Kommunionhelfer die Eucharistie in andere Kirchen tragen, wo zur selben Zeit ein Wort-Gottesdienst stattfindet.

 

Kann das Kirchenvolk mitreden?

Darauf legt Dekan Emge größten Wert. Im Pfarrheim Verklärung Christi wird am Dienstag, 17. April, 19 Uhr, die erste einer Reihe von Pfarrversammlungen stattfinden, die jeder besuchen kann, der sich dafür interessiert. Emge möchte aus der organisatorischen Frage auch einen "geistlichen Prozess" machen: "Die Neuorientierung der Seelsorge kann nicht gehen, ohne dass ich nach dem Willen Gottes frage und den Heiligen Geist ins Spiel bringe." Daher werden auch alle Feiern rund ums Osterfest unter das Motto der Umgestaltung gestellt sein: "Schritte ins Neuland wagen."

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