Kersbach ist vermutlich noch älter als 1000 Jahre

30.10.2017, 12:00 Uhr
Kersbach ist vermutlich noch älter als 1000 Jahre

© Foto: Udo Güldner

Es ist reiner Zufall, dass Kersbach derzeit seine urkundliche Ersterwähnung feiert. Am 26. Oktober 1017 tauschten der Bamberger und der Würzburger Bischof, die beiden waren ja nicht nur geistliche Herren, sondern auch profane Grundbesitzer, einige ihrer Ländereien aus. "Politische Flurbereinigung" nennt das Thomas Greif.

Der Bamberger — sein Bistum war im Jahre 1017 gerade einmal zehn Jahre alt — bekam das Kirchengut Forchheim und die Dörfer Erlangen, Eggolsheim und Kersbach. Sein Gegenüber arrondierte seine Besitzungen durch Gaukönigshofen und Trennfeld, beide Orte liegen im heutigen Unterfranken. Kaiser Heinrich II. bestätigte den Handel bei seiner Rückkehr vom Polenfeldzug gegen den Piasten-König Boleslaw den Tapferen in der Pfalz Allstedt im Mansfeld. Wenn ein Urkundenschreiber es genauer genommen hätte, dann wäre Kyrsebach vielleicht schon am 5. Juli 976 aus dem Nichts aufgetaucht.

Vermutlich Geschenk

Thomas Greif vermutet unter den "Zugehörungen" der Martinskirche, die Kaiser Otto II. dem Würzburger Bischof schenkte, auch Kersbach, das wohl nur deshalb nicht aufgeführt wurde, weil es noch über keine Kirche verfügte. Dafür spricht, dass es bis zur Gründung der eigenständigen Pfarrei 1417 zu St. Martin gehörte. Nach 1017 verschwindet Kersbach erst einmal für drei Jahrhunderte im urkundenlosen Dunkel.

Mit wissenschaftlichem Werkzeug stocherte Thomas Greif sodann im frühmittelalterlichen Nebel herum. Er fand zwar keine zwingenden Beweise, aber einige Indizien, seit wann es die Siedlung in Form eines oder mehrerer Bauernhöfe gegeben haben könnte.

Erster Anhaltspunkt ist der karolingische Königshof in Forchheim, der aus der näheren Umgebung mit allerlei Naturalien versorgt werden musste. Dazu kolonisierten die fränkischen Siedler, die ab dem 6. Jahrhundert über den Main und die Regnitz in das slawische Grenzland vorstießen, auch dieses fruchtbare Gebiet. Es lag verkehrstechnisch günstig an der nordsüdlichen Regnitzachse einerseits, und der westöstlichen Eisenstraße andererseits.

Siedler rodeten den Kersbacher Urwald

Die Siedler rodeten den Urwald und betrieben Ackerbau und Viehzucht, worauf der in der Ottilienkirche verewigte heilige Wendelin als Schutzpatron der Schäfer hindeutet. Es waren ärmlichste Verhältnisse in einer unwirtlichen Landschaft, die so dünn besiedelt war, dass "nur vier bis fünf Einwohner auf einem Quadratkilometer lebten".

Zum Vergleich: Heute sind es rund 230. Das bäuerliche Dasein änderte sich bis ins 20. Jahrhundert kaum, auch wenn 1897 der Anschluss an die Eisenbahnlinie vollzogen wurde. Die brachte immerhin Kronprinz Rupprecht von Bayern in die fränkische Provinz, wo er beim "Weißblauen Tag" 1929 auf Einladung des Forchheimer Bürgermeisters Hanns Räbel für die Rückkehr der Monarchie warb.

In einem "gedanklichen Gewaltmarsch" durchpflügte Thomas Greif sodann die reichen Felder der Ortsgeschichte, wobei eines deutlich wurde: Es dauert stets drei Jahrzehnte, bis sich wieder jemand der Kersbacher Geschichte annimmt. Von Pfarrer Alfons Burger (1930er Jahre) über Lehrer Johann Großmann (60er) bis hin zu Historiker Thomas Greif (90er). Nun hat Archivar Martin Gebhardt die Fährte aufgenommen (siehe Bericht oben). Auch wenn man nach jahrelanger Forschung nicht alle Fragen beantworten kann. Die wichtigste, wenn auch nicht ganz ernst gemeinte Erkenntnis für Thomas Greif bleibt: "Hauptsache älter als Poxdorf."

Die Sonderausstellung zur Orts-, Pfarrei- und Vereinsgeschichte in der Schulturnhalle (Zugang über Laubenstraße) ist bis Mittwoch, 1. November, von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

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