Kichenbirkig: Im Kino sollen Jäger das Schießen üben

20.11.2015, 17:47 Uhr
Kichenbirkig: Im Kino sollen Jäger das Schießen üben

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Am so genannten Saugatter werden Hunde geschult, wie sie sich Wildschweinen gegenüber verhalten müssen, damit sich die aus dem Unterholz heraus und in Richtung Jäger bewegen. Das Gatter gilt als einziges seiner Art in Bayern. Das Schießkino soll in Kirchenbirkig entstehen, genauer: im Gebäude der früheren Grundschule. Bauen will es die Jägervereinigung Pegnitz. Kosten soll es rund 300 000 Euro und es wäre das Einzige im Umkreis von 180 Kilometern.

In dem Kino soll scharf geschossen werden. Auf eine sieben Meter breite Leinwand aus Papier. Darauf sollen Filme abgespielt werden, die echtes Wild in echtem Wald zeigen. Die Jäger sollen so Stresssituationen, das Schießen bei Dämmerung und in schwierigem Gelände üben. Dazu ist ein Kugelfang nötig, der Raum muss schallgedämmt und die Fenster zugemauert werden.

120 000 Euro kommen aus den Fördertöpfen der Europäischen Union zur Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen Raum. 125 000 Euro will der Verein selbst finanzieren. 5000 Euro kommen vom Bayerischen Bauernverband. Zu wenig, findet Karl-Heinz Inzelsberger, Vorsitzender der Pegnitzer Jägervereinigung. Er sagt: „Wenn Jäger in dem Schießkino lernten, mehr Wildschweine zu schießen, bedeutet das vor allem weniger Schäden für die Landwirtschaft.“

Harald Köppel, Leiter der Geschäftsstelle Bayreuth, sagt: „Wir würden gerne mehr geben, aber wir können nicht.“ Das Schwarzwildproblem sei riesig. Man werde den Bau des Schießkinos politisch unterstützen: im Kreistag, in Gremien, in denen über EU-Fördertöpfe entschieden werde und dadurch, dass man selbst zum Schießen kommen werde, wenn das Kino erst einmal eröffnet sei.

Der Kreisausschuss hat 25 000 Euro zugesagt. Rudi Adler, der im Landratsamt für das Jagdrecht zuständig ist, sagt: „Wir brauchen eine erfolgreichere Bejagung.“ Landrat Hermann Hübner erklärt, was davon alles abhänge: Dass die landwirtschaftlichen Schäden trotz Rekordabschusszahlen von zuletzt 1340 Tieren im Jahr stetig steigen (2009: 780). Dass aufgrund immer höherer Schäden die Jagdpachtpreise sinken und schon heute mancherorts keine Jagdpächter mehr gefunden würden. Dass den Jagdgenossen folglich das Geld für gemeinnützige Aufgaben wie den Wegebau fehle.

„Drückjagd ist Übungssache“

„Letztlich geht es um die Aufrechterhaltung der jagdgenossenschaftlichen Strukturen“, sagt Hübner. Dazu komme, dass mit zunehmender Wilddichte die Seuchengefahr im Wald steige. Aber Hübner sagt auch: „Die Drückjagd ist Übungssache.“ Demnach hätten die Jäger bei Drückjagden oft wenig Erfolg. Dass das damit zu tun habe, dass die Jäger im Kreis zu schlecht schießen, weist Inzelsberger von sich. Richtig sei, dass das Schwarzwild dazulerne. Zum Beispiel, dass eine Rotte mit geringeren Verlusten zu rechnen habe, wenn sie sich erst stundenlang im Unterholz verstecke und schließlich gemeinsam durchbreche. „Dort steht dann einer von vielleicht 60 Jägern und der hat genau zwei Schüsse Zeit, bis alles vorbei ist“, sagt Inzelsberger. Folglich müssten diese beiden Schüsse sitzen.

Im nächsten Jahr soll mit dem Bau des Schießkinos begonnen werden. Dazu soll ein Informationszentrum für Natur und Jagd samt Ausstellungsraum entstehen. Zuvor will die Stadt Pottenstein, der die alte Schule gehört, das Haus sanieren.

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