"Knaller" in Ebermannstadt: Ein Tunnel unter dem Feuerstein

30.9.2014, 21:55 Uhr

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„Sie erleben uns in völliger Verblüffung“, war Bürgermeisterin Christiane Meyers (NLE) erste Reaktion, nachdem Uwe Zeuschel, Bereichsleiter Straßenbau am Staatlichen Bauamt Bamberg, dem Stadtrat die Pläne für eine Ortsumgehung Ebermannstadts vorgestellt hatte. Unter dem Feuerstein und dem Schottenberg soll der Verkehr ab Rüssenbach durch zwei Tunnel fließen, das Eschlipper Tal mit einer Brücke gequert werden und bei Gasseldorf wieder auf die alte Trasse zurückkehren. Und nicht, wie bisher immer angenommen, im Süden der Stadt, irgendwo zwischen dem Baugebiet Debert und der Wallerwarte. Auf Karten aus dem Jahr 2012 ist dort eine rote Linie eingezeichnet.

Die erschien, nachdem der Stadtrat unter Franz Josef Kraus Ende 2012 für die Aufnahme einer Umgehungsstraße in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) gestimmt hatte. Bürger waren in der Vergangenheit wegen dieser roten Linie immer wieder auf Meyer zugekommen und hatten besorgt nach den Auswirkungen, beispielsweise auf den Friedwald gefragt. Meyer hatte deshalb Zeuschel eingeladen, die aktuellen Pläne zu erklären. „Das ist keine gute Lösung. Die rote Linie, um die es viele Missverständnisse gab, wurde überdacht. Das war damals eigentlich nur eine Umfahrung in irgendeiner Art.“ 2013 hat das Bauamt Höhenschichtlinien und Tabuflächen in eine Karte eingetragen. Schnell war klar: Im Süden klappt es nicht. Also Umgehung im Norden.

„Sie werden bei den Kosten schmunzeln“, so Zeuschel. „Jetzt kommt der Knaller.“ Mit geschätzten 89,9 Millionen Euro Kosten bleibt das Projekt gerade so unter einer psychologischen Grenze. Die Ebermannstädter Umfahrung wäre damit mehr als doppelt so teuer wie die Forchheimer Ostspange, für die rund 40 Millionen Euro im Gespräch sind. „Ist das realistisch?“, war demnach auch Meyers zweite Frage. Das käme auf Ebermannstadt an, so Zeuschel. Mit dem Nutzen-Kosten-Verhältnis könne man nicht punkten. Aber mit der Bedeutung für Stadt und Umland.

Um „vordringlichen Bedarf“ zu haben, solle Ebermannstadt alles in die Waagschale werfen: Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept mit den Zielen für die jetzige Ortsdurchfahrt, die Fränkische Schweiz als einzigartiger Naturraum und Erholungsgebiet, die hiesigen Abgeordneten sollen den Druck weitergeben. Passieren muss das alles schnell: Im Herbst 2015 endet die öffentliche Diskussion über den BVWP, dann beschließt das Bundeskabinett. Läuft alles glatt, könnte 2025 Baurecht bestehen, ab 2030 sähen die Urlauber in der Fränkischen nicht mehr den Turm der Nikolauskirche, sondern schwarze Tunnelwände.

Abzweigung nach Buttenheim

Die Stadträte fragten nach Alternativen. Franz Dorn (WGM) sorgte sich um das Wasserschutzgebiet und den Quellbereich an der geplanten Trasse. Beides dürfe nicht unberücksichtigt bleiben, so Zeuschel. Konrad Dresel (WGG) und Klaus Neuner (CSU) wünschten sich eine Abzweigung im Eschlipper Tal, um die Straße nach Buttenheim aufnehmen zu können. Technisch sei das machbar. „Kein Hexenwerk“, so Zeuschel.

Meyer wollte wissen, ob das Straßenbauamt denn auch nach Alternativen zu einer Umfahrung suche. Verkehrsbeschränkungen auf der Bundesstraße seien nicht Aufgabe des Straßenbauamtes, so Zeuschel. Allenfalls Lärmschutzfenster oder -türen seien möglich. Aber keine Tempobegrenzung, keine Änderungen an den Ampeln oder Nachtfahrverbote. Ebenso nicht praktikabel: eine Absenkung der B 470 in Ebermannstadt in einen Graben. Das hatte Neuner angesprochen. Was genau gemacht werden kann, um die Anwohner jetzt zu entlasten, will der Stadtrat bei einem Treffen mit dem Straßenbauamt in der kommenden Woche besprechen.

Die Stadträte fassten noch keinen Beschluss, ob Ebermannstadt diese Umgehung tatsächlich will. Dieser wäre laut Zeuschel der erste Schritt zur Verwirklichung. „Das braucht massive Unterstützung.“

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