Kolpinghaus Forchheim bleibt weiter eine Kultur-Vision

25.5.2017, 06:00 Uhr
Totgesagt oder nicht? Das Kolpinghaus Forchheim.

© Horst Linke Totgesagt oder nicht? Das Kolpinghaus Forchheim.

Nahezu zwei Stunden rangen die Rätinnen und Räte untereinander und mit Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf sehr engagierte und ernsthafte Weise, welcher Weg der richtige ist zu einem möglichen Kulturzentrum in Forchheim.

Neu war, dass sich ein durchaus kämpferischer OB präsentierte. Er argumentierte und warb um seine Position. Dabei hatte er eigentlich von Anfang an keine Chance. Nach der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses (PLUA) am 9. Mai hatten sich Vertreter von CSU/JB und FGL getroffen, um den Beschluss, den sie an jenem Tag selbst mitgetragen hatten (mit der einzigen Ausnahme Josua Flierl, CSU), im Stadtrat wieder zu ändern.

Endgültig erledigt?

Die schwarz-grüne Allianz fürchtete, der PLUA-Beschluss habe das Kolpinghaus als Kulturzentrum endgültig erledigt. Es wurde nämlich nur noch als "städtische Veranstaltungsstätte bis zur Fertigstellung des Rathauses" und als Ausweichort für die Zeit genannt, dass die Jahnhalle wegfällt.

"Wir wollen, dass die Diskussion Kulturzentrum fortgeführt wird", sagte Ulrich Schürr (CSU/JB). Er trug den gemeinsamen Antrag seiner Fraktion(en) mit der FGL vor. "Wir wollen in Forchheim eine Kulturstätte und brauchen dafür eine klare Vision." FGL-Sprecherin Annette Prechtel unterstrich diese Position: "Wir stimmen einem kulturell genutzten Rathaus zu. Es ersetzt aber nicht ein Kulturzentrum. Lassen Sie es uns als Zielvorgabe behalten und in ein bis zwei Jahren finanzierbar machen."

Die Frage der Nicht-Finanzierbarkeit ist über alle Fraktionen hinweg konsensfähig: Gleichzeitig zum Rathaus und diversen Schulsanierungen kann die Stadt nicht auch noch für einen zweistelligen Millionenbetrag das Kolpinghaus sanieren. Wenn überhaupt, dann in "mittelfristiger" Zukunft. Manfred Hümmer drang unmittelbar zum Kern des Dilemmas vor, in dem sich der Stadtrat seit Jahren gefangen hält: "Am Anfang stand ein Deal." Alt-OB Franz Stumpf hatte ihn eingefädelt, um sein Ziel zu erreichen: Das Kolpinghaus als Kulturzentrum zu sichern.

Denn bekanntlich hatte die SPD ja eine Stadthalle gefordert. Mit der Formel, wonach im Kolpinghaus ein Saal mit "bis zu 800 Plätzen" eingerichtet werden soll, hatte Stumpf, so Hümmer, der CSU das Kolpinghaus beschert (in ihren Reihen ist die Schnittmenge mit dem Kolpingverein besonders hoch) und der SPD eine hinreichend große Veranstaltungshalle. Hümmer: "Wir waren von Anfang an dagegen." Die Stadt könne nicht mit Bamberg oder Nürnberg konkurrieren: "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir mit der Basiskultur umgehen."

Hümmer und Platzek sprechen von "Kuhhandel"

OB Kirschstein beharrte, dass auch der von ihm formulierte PLUA-Beschluss die Tür zu einem Kulturzentrum Kolping offen halte. Es handele sich lediglich um eine Idee, die wie das Kulturzentrum Kolpinghaus im Rahmen des ISEK-Prozesses noch diskutiert werden muss.

Sebastian Platzek (FDP) sprach wie Hümmer von einem "Kuhhandel", der seinerzeit zwischen CSU und SPD stattgefunden habe. Er hielt eine "Vorfestlegung" aufs Kolpinghaus für "nicht richtig". Ihm fehlt eine grundlegende Diskussion darüber, "welche Kultur wir fördern wollen". Kulturförderung in Forchheim könne "nicht heißen, mit Bamberg und Nürnberg in einen ruinösen Wettbewerb zu treten". Lisa Hoffmann (SPD) möchte dennoch an der "Vision einer Stadthalle mit mindestens 800 Plätzen" festhalten.

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