Konrad in Szenen

14.11.2011, 17:54 Uhr
Konrad in Szenen

Nach sieben Jahren in der Schublade hat es Reinhold Schmitts Theaterstück „König wider Willen“ wieder vor das Publikum geschafft. Auch vor eine Reisegruppe aus dem hessischen Weilburg, wo Konrad 918 verstorben ist. Diesmal jedoch nicht als handfestes Drama mit Schwertkämpfen und Wirtshausleben, sondern als eher nüchterne szenische Lesung zum Jubiläum der Krönung Konrads vor 1100 Jahren. Denn Konrad (Klaus Hellmerich) wird es am Ende der Auseinandersetzungen sein, der als frischgebackener Herzog der Franken besagten Stuhl in Besitz nehmen wird. Bei seiner Erhebung durch die Stämme in Forchheim 911.

Konrad in Szenen

© Udo Güldner

Bis dahin müssen von den erfahrenen Darstellern in historischen Kostümen aber erst einige Hindernisse zur Seite geräumt werden. Die Zuhörer erleben mit dem Mainzer Erzbischof Hatto (Horst Vogel) und Bischof Salomo von Konstanz (Friedbert Stühler), wie im Hintergrund die Strippen gezogen werden. Ganz wie in der heutigen Politik werden Allianzen geschmiedet, und es wird nicht immer der Stärkste, wohl aber der Lenkbarste ausgesucht. Dass eigentlich die Kirche der entscheidende Machtfaktor ist, spiegelt sich auch im einfachen Bühnenbild wider. Denn über dem Stuhl prangt ein riesiges Kreuz, in dessen Schatten sich der Thronkampf abspielt. Dass eine solche Königserhebung einige Zeit dauert und großes Gefolge von der Königspfalz zu Forchheim versorgt werden muss, dafür steht der fiktive Pfalzgraf Gero (Bertram Kretschmann). Er darf komische Akzente setzen.

Sieg des Zauderers

Im direkten Duell des Ehrgeizlings Heinrich von Sachsen (Alexander Dworschak) und des eher zögerlichen Konrad setzt sich der Zweifler, nicht der Selbstbewusste durch. Freilich durch einen Kuhhandel, der es Heinrichs Familie erlaubt, dem kinderlosen Konrad nach dessen Tod im Amt nachzufolgen. Und durch das Versprechen, Krieg zu führen. Für den künftigen Schwabenherzog Burchard, und gegen der Sachsen Feinde, die Thüringer.

Dass es Reinhold Schmitt auch in der stark gekürzten Lesefassung gelingt, keine Langeweile aufkommen zu lassen, liegt auch daran, dass er „das einfache Vok“ zu Wort kommen lässt. Die Mägde Edda (Heidi Müller) und Irma (Christine Sauerborn) plaudern in Fränkisch, während die übrigen „hohen Herren“ in gereimten Zeilen zueinander sprechen. Als erzählerische Gegenpole treiben der Chronist (James Jungwirth) und der Schalk (Doris Koschyk) das Geschehen einerseits faktenreich, andererseits mit einem Augenzwinkern voran. Bis in die Nebenrollen eines Plebans Willibold (Otto Zosig), heute würde man Stadtpfarrer sagen, eines sächsischen Gesandten Graf Rahewin (Eberhard Heiser), eines Herolds (Peter Gügel) und eines schwäbischen Herzogs Burchard von Thurgau (Robert Schmitt) ist die Gestaltung der Erlanger Theaterwissenschaftlerin Ulrike Fink aufgegangen. Daneben treffen wir eine leibhaftige Heilige, nämlich Mathilde (Janet Siering), im Zustand der Noch-nicht-Heiligkeit. Eine Markgrafenwitwe Kunigunde (Heidrun Wokittel), die man in späterer Zeit durchaus als Vamp bezeichnet hätte.

Und wir treffen auf ein Sprachkunstwerk, das mit altertümlichen Versatzstücken, mit frischem Dialekt und mit großer Anschaulichkeit zeigt, wie die Geschichte hätte sein können. Denn die größte Herausforderung für den Autor Reinhold Schmitt war wohl die äußerst dürftige Quellenlage, die Konrad eher in einen historischen Nebel hüllt.

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