Künstler bestiegen die Treppe zum Himmel

13.2.2017, 14:54 Uhr
Künstler bestiegen die Treppe zum Himmel

© Foto: Udo Güldner

Was macht ein einzelner Gitarrist, der John Mayers Songs auf der Bühne spielen möchte? Er fragt seine Freunde aus der Metropolregion, ob die nicht eine Cover-Band mitgründen möchten. Aus Verlegenheit nimmt er einfach zwei Titel des Vorbildes und formt daraus den Bandnamen: "Neon Gravity". Wenige Wochen später steht er dann auf der Bühne und ist bei "Free fallin’" wohl selbst überrascht, wie gut alles zusammenpasst.

Michael Rössler aus Adelsdorf hat genau das gemacht. Der Realschullehrer für Mathe und Musik sammelte die Geschwister Carolin (Saxophon) und den erst 15-jährigen Benjamin Heuser (Schlagzeug), Silvano Feisthammel (Bass), Regina Probst und Vincent Mahler (Gesang) und schenkte so den Zuhörern wunderbare Momente.

Kurz vor der Pause überraschten Dr. Frankenstein (Markus Schmitt), Dr. Jekyll (Jean-Francois Gaborieau), Ex-Dr. Guttenberg (Wolfgang Badura), Dr. Klöbner (Franz-Josef Amling) und Dr. Irgendwer (Rudi Neite) von der theatereigenen SOKO mit einem gerade erst erfundenen Impfstoff gegen die Blödheit. Erste Erfolge zeigten sich bei der Schluckimpfung in der Pause. Bei Musiktherapeutin Anette Mahlberg aus Erlangen konnten die Zuhörer ihre Sorgen vergessen.

Die Stimme der Bamberger Formation "Bb4", womit ein bestimmter Akkord gemeint ist, verkündete mit Quincy Jones: "Everything must change" . Hinter ihr saß, beim ersten Auftritt überhaupt, das "Praxispersonal" aus Tobias Wenkemann am Keyboard, Guido Reuter am Schlagzeug und dem Igensdorfer Bassisten Manfred "Mambo" Gebhardt. Sie hauchten Silje Nergaards Ballade "Be still my heart" Leben ein, bis der Pulsschlag vom Schlagzeug auf die Zuhörer überprang.

Mit "Erzähl mal!" startete das Offene Podium eine neue Reihe. Drei Herren um die sechzig, alle Absolventen der Zentralschule, schilderten ihren schulischen Alltag, als "noch keiner mit dem Auto hingebracht wurde".

Seinen Schulweg entlang dem alten Schlachthof über die Bahngleise und durch die Leichenhalle erzählte Ernst Deutsch. Für den kleinen Jungen aus der Hans-Sachs-Straße waren der wasserlose Ludwigskanal und die frisch ausgehobenen Gräber auf dem Alten Friedhof der ideale Abenteuerspielplatz für Mutproben und Raufereien.

Wie sehr Schläge und Prügel ein Kind prägen können, davon las Gernot Olbert. Vom "geifernden Zerberus" Hausmeister, der Kinder mit dreckigen Schuhen die Treppe hinabstieß, über ohrfeigende Eltern ging es bis zu "Tüv-geprüften Sadisten", die Hiebe und Kopfnüsse verteilten. "Wegducken war das wichtigste Lernziel." Zuletzt griff JTF-Präsident Hubert Forscht als "Stegreiferzähler" seine Kindheit in Forchheim-Nord auf.

Er bewunderte damals den kriegsversehrten Lehrer Beer, der so zuschlagen konnte, dass es kaum wehtat, und der einarmige Klimmzüge im Turn-Keller der Schule schaffte. Erinnerungen an die Fußball-Mannschaft der Bodelschwingh-Straße: Inmitten all der Flüchtlinge und Vertriebenen galten fränkische Worte als Fremdsprache.

Höhepunkt des Abends war das Feuerbach-Quartett aus Nürnberg, das Pop-Hymnen einen Streich spielte. Jamila Musayeva (Violine), Max Eisinger (Violine), Eugen Hubert (Viola) und Lukas Krozcek (Violoncello) haben sich im "Café Feuerbach" gegründet und als studierte Musiker beschlossen, Led Zeppelins "Stairway to heaven" mit dem Bogen zu erklimmen. Oder sich beim Ärzte-Klassiker "Schrei nach Liebe" vom hingerissenen Publikum den "Arschloch"- Refrain singen zu lassen. Das Feuerbach-Quartett wird demnächst einen ganzen Abend lang zu hören sein.

Das nächste Offene Podium im Jungen Theater findet am Samstag, 29. April um 20 Uhr statt.

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