Kunstrad-Attraktion beim Weltcup kommt aus Franken

8.2.2018, 07:00 Uhr
Kunstrad-Attraktion beim Weltcup kommt aus Franken

© Wilfried Schwarz

Weil der Radsport-Weltverband UCI seine Kunstradsparte auf dem Weg zu einer künftigen Aufnahme ins olympische Programm einem breiteren Publikum vermarkten will, beginnt die Saison für die Topathleten wesentlich früher als in der Vergangenheit.

Prallgefüllter Kalender

Blieb ihnen bisher die Zeit im Frühjahr bis zum Sommer zur Vorbereitung auf die wichtigsten Entscheidungen im Herbst, finden sich nun sechs zusätzliche Termine im Jahreskalender. Die oberfränkische Meisterschaft im April als prestigeträchtiger Formtest bekommt Konkurrenz durch die Qualifikation zur neu geschaffenen Europameisterschaft, die im Juni in Wiesbaden über die Bühne geht. Neben den Wertungsläufen um die deutsche Krone umfasst der Spannungsbogen bis zum Höhepunkt bei der WM in Belgien nun eben vier Weltcup-Stationen unter anderem in den Niederlanden (Juni), Hongkong (August) und Erlenbach (November).

Zum Auftakt geht es für Lukas Kohl also am Freitag in die tschechische Hauptstadt. Für fränkische Begleitung sorgen Frauen-Weltmeisterin Milena Slupina aus Roth und der Vacher Martin Fürsattel. Der international dominierende deutsche Verband darf die meisten Teilnehmer stellen. Mit der höchsten eingereichten Punktzahl im Einer der Männer wird der Favorit aus Ebermannstadt am Samstagabend wieder einmal zum Schluss das Parkett betreten. Während im achtköpfigen Feld die Starter aus Tschechien, Ungarn, Slowakei, Spanien und Japan das deutsche Trio kaum gefährden dürften, sieht das Kirchehrenbacher Ass im Modus eine Herausforderung.

In einem einzigen Durchgang von fünf Minuten wird der Sieger ermittelt. Nicht nur deshalb wird Kohl mit einer veränderten Kür auf Nummer sicher gehen. "Aktuell kratze ich mit meinem Programm an der Grenze des Machbaren, habe aber kleine Erweiterungen im Blick. Um die einzubauen, brauche ich noch Zeit. Trotzdem freue ich mich auf den Wettkampf", verrät er. Auch körperlich muss sich der 22-Jährige seine Topform erst wieder erarbeiten. "In der Weihnachtspause ist schon etwas Kraft verloren gegangen", erklärt Kohl seine Entscheidung, einen zweiten Handstand in der schonenderen "Schweizer Variante" auszuführen und auf 0,6 Punkte (206,4 statt 207,0) zu verzichten.

Unfreiwillig verzichten müssen der Weltmeister von 2016 und 2017 sowie die anderen Hallenradsportler indes auf finanzielle Unterstützung für ihre Auftritte. Weil die kleinen Vereine kaum über die Mittel verfügen, müssen Reisekosten und Unterbringung zum Großteil privat aufgebracht werden. Der deutsche und internationale Verband halten sich trotz vager Gesprächsbereitschaft raus.

Kosten: Verbände ducken sich

"Ich hoffe, dass sich da noch etwas tut", so Kohl. Immerhin kann sich der Ausnahmekönner auf die Hilfe einiger lokaler Sponsoren verlassen. Die Zahl der Werbepartner auf dem Regenbogentrikot des Kunstrad-Weltmeisters verdoppelte sich 2018 unter anderem mit dem Engagement zweier Genossenschaftsbanken von vier auf acht und sorgt so auch an dieser Front für Bewegung.

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