„Leichenschmaus“ für das Reinheitsgebot

23.11.2015, 20:00 Uhr
„Leichenschmaus“ für das Reinheitsgebot

© Foto: Marquard Och

„Trink’ ma viel und rülps ma laut, für den der’s besta Bier in Frank’n braut“, tönte der „Biersieder“ Friedhelm (Rainer Dohlus) zum Einser-Abschluss der Wirtstochter Lina (Heidi Lehnert) in Weihenstephan. Der Student Lars (Benjamin Bochmann) aus der belgischen Stadt Löwen – der sein Braudiplom an gleicher Stätte erwarb – und bei einem Praktikum im oberfränkischen Traditionsgasthof der Wirtin Emmi (Brigitte Rosenberg) bewiesen hat, dass er auch arbeiten kann wie ein Löwe, hat große Pläne. Nicht nur mit der Wirtstochter Lina — seinen Gerstensaft will er nach dem deutschen Reinheitsgebot verfeinern und damit der väterlichen Brauereidynastie Anheuser-Busch vielleicht sogar Konkurrenz machen.

Das stößt dem zur Verlobungsfeier aus Brügge angereisten Vater Louis Mertens (Martin Rosenberg) aber ganz sauer auf. Mit seiner Andeutung über „Julie“, die in Belgien auf den Sohn wartet, platzt die Verlobung. Dann wird angerichtet – zur Vorspeise gibt es Biersülze mit Salat der Saison.

Lina ist verzweifelt über die „Schülie“ in Flandern, der Vater nimmt den Sohn mit der Verpflichtung zum weltgrößten Brauunternehmen ins Gebet. Aus den Vorhaltungen schließt Lars: „Dann bin ich in deinen Augen wohl nur ein halber Mann.“ „Deutsches Reinheitsgebot und deutsche Frau das geht nicht, dann wird eben mein Bruder Mathis der Erbe“, hat die Wirtstochter vernommen. Aber das Leben geht weiter. Fritz Sponsel wünscht guten Appetit zur Rinderkraftbrühe mit Bierteigstreifen.

Im dritten Akt liegt Louis mit einem Platzer am Kopf im Keller, „Allmächt na, edz wird er grad vom Notarzt ,relativiert’ — ich glaub des wird nix mehr“, verkündet die Wirtstochter und die „Schandarm“ sind unterwegs. Es gibt Arbeit für den „Kriminaler“ Siegfried Regelbacher (Rainer Dohlus). Im Verhör gerät Zwillingsbruder Mathis (Martin Rosenberg) in Mordverdacht. Sein Alibi ist falsch. „So, edz ham ma den Salat, aus dem Hauptgericht – Gefüllte Kalbsbrust mit Dunkelbiersoß und Blaukraut – wird edz ein Leichenschmaus“, bedauerte die Wirtin Emmi Hummel.

Wer ist der Mörder?

Der Kommissar vertieft indessen seine Nachforschungen mit einer Gästebefragung. Auf den Zetteln kommen für das „Tötungsdelikt“ alle Akteure in Frage: Der Kommissar, ein entlaufener Sträfling aus Bamberg, die Emmi als Verteidigerin des Reinheitsgebots, die Lina, „eine Matz und Erbschleicherin“, Friedhelm Grasser, der sich gegen eine Vermischung von Belgien und Franken ausgesprochen hatte, aber auch Mathis der „belgische Hoderlump“.

Ein Anruf aus der Gerichtsmedizin brachte den Ermittler in die Spur. K.-o.-Tropfen waren dem Verblichenen zugeführt worden. Da brauchte Siegfried Regelbacher erst einmal einen Schluck Wasser von der Wirtin. Das streckte den Kommissar nieder. Bei Bierparfait mit Knuspermalz kommentierte Lina den Knockout: „Nur ein Narr, ein ,grasser’, trinkt in Franken Wasser.“ MARQUARD OCH

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