LEUTE HEUTE: Ihre Stimme hat Gewicht

11.3.2015, 19:47 Uhr
LEUTE HEUTE: Ihre Stimme hat Gewicht

© Foto: Horst Linke

Das kam so: Vor einigen Jahren haben die französische Botschaft in Berlin und der deutsche Klett-Verlag den „Prix des lycéens allemands“, den Preis der deutschen Gymnasiasten, ins Leben gerufen. Jedes Jahr werden den Schülern der Oberstufe im Rahmen ihres Französisch-Unterrichts vier französische Jugendromane zur Verfügung gestellt. Auch die 19 Elftklässler des Französischkurses am Herder-Gymnasium haben die Romane gelesen, sie einander in Referaten vorgestellt und unter der Regie ihrer Lehrerin Susanne Heydenreich darüber diskutiert — alles auf französisch.

Das Ziel: Die Klasse sollte ihren Lieblingsroman küren — und ein Jurymitglied. Denn das gleiche geschah an rund 350 weiteren Gymnasien in ganz Deutschland. Die Herder-Gymnasiasten wählten das Buch „La fille qui rêvait d‘embrasser Bonnie Parker“ („Das Mädchen, das davon träumte, Bonnie Parker zu küssen“) und Anne Gründel als Vertreterin der Schule. „Vielleicht, weil ich gern rede und diskutiere“, vermutet die 17-Jährige.

Zur Buchmesse in Leipzig

Im Januar fuhr sie zum zweiten Teil des Wettbewerbs nach München. Auch hier wurde über die Werke diskutiert und debattiert und auch hier wählten die anderen Teilnehmer die Schülerin aus Hagenau als bayerische Vertreterin für den Bundesausscheid. Dieser findet heute und morgen auf der Buchmesse in Leipzig statt und soll das Gewinnerbuch küren, das dann ins deutsche übersetzt wird. Jurymitglied Anne Gründel ist ein bisschen aufgeregt: „Ich bin gespannt, was auf mich zu kommt, aber ich freue mich auf die Diskussionen.“

Was ihr besonders gefällt: Jede der Veranstaltungen bringt sie der französischen Sprache näher. Die Liebe dazu hat sie beim Schüleraustausch im Herbst entwickelt. „Zehn Wochen war ich in Metz, davor hat mein Austauschpartner uns für einige Wochen besucht“, erzählt die Schülerin. Eine Freundschaft entstand, die immer noch hält. In sozialen Netzwerken ist Anne Gründel mit anderen Franzosen in Kontakt.

„Hier in Deutschland ist die französische Sprache so weit weg“, bedauert sie. „Englisch ist fast allgegenwärtig, aber französisch begegnet einem nur selten.“ Deshalb genieße sie die Veranstaltungen im Rahmen des Literaturpreises. Sie komme dort in Kontakt mit anderen, die eine ähnliche Leidenschaft für die Sprache haben. „Ich habe auch Leute getroffen, die bilingual unterrichtet werden.“

Der französischen Sprache will die Schülerin auch nach dem Abitur treu bleiben. „Französisch zu studieren, ist zumindest eine Option“, sagt sie.

Keine Kommentare