Luxusdampfer scheitert an seinem hohen Niveau

16.5.2012, 15:28 Uhr
Luxusdampfer scheitert an seinem hohen Niveau

© Roland Huber



Die Crew mit den einheitlichen blauen T-Shirts gibt sich am nächsten Tag betont gelassen und gut gelaunt. An Bord wird gefeixt und gepfiffen, das Servicepersonal wischt in aller Ruhe die Bar und faltet Schwäne aus weißen Stoffservietten. Ganz so, als laufe hier alles nach Plan. Nur dem Kapitän ist anzumerken, dass der majestätisch blaue Dampfer nicht freiwillig hier in Buckenhofen vertäut ist.

Normalerweise sieht der Kapitän es gern, wenn das 135 Meter lange Schiff immer wieder abgelichtet wird, doch heute sollen die Fotografen am besten gar nicht abdrücken. Der Name des Schiffes, der Reederei soll nicht gedruckt, nicht mit einem Unfall in Zusammenhang gebracht werden.

Als „menschliches Versagen“ bezeichnet die Wasserschutzpolizei den folgenschweren Fehler, der dem Schiffsführer vergangene Nacht unterlaufen ist. Sicher ist, dass er das Steuerhaus nicht weit genug abgesenkt hat. Zusätzlich hätte das Schiff auch „Ballast-Wasser“ aufnehmen können, um mehr Tiefgang zu erhalten.

Nach hinten weggerissen

So aber ragte das Schiff über die Straßenbrücke hinaus und das Dach blieb am Unterbau der Brücke hängen. Das Steuerhausdach mitsamt Streben, Glas und nautischen Geräten wurde nach hinten weggerissen. Weitere Aufbauteile des Luxusschiffes wurden dabei zerstört. Zu diesem Zeitpunkt steuerte der Kapitän das noble Schiff vom Außenfahrstand aus.

Der Schaden an dem Schiff wird auf 20000 Euro geschätzt. Die Brücke muss noch begutachtet werden. Ein Kran aus Bamberg war gestern im Einsatz, um das Steuerhausdach provisorisch wieder aufzusetzen. Die Polizei prüft noch, ob das Schiff seine Fahrt in Richtung Budapest fortsetzen darf.



Die Passagiere — größtenteils aus Australien und den USA — wurden mit Bussen nach Nürnberg gebracht. dort hätten sie eigentlich mit dem Schiff anlegen sollen. Insgesamt 15 Tage dauert die Reise, die in Amsterdam begonnen hat.

Unter Druck steht indes die Reederei: Das Programm für den zweiwöchigen Trip ist straff durchorganisiert. Sollte die Polizei die Freigabe nicht erteilen, gerät die Reise völlig außer Takt.
 

Keine Kommentare