Mächtiges Fachwerk prägt Forchheims Baudenkmäler

10.9.2012, 00:00 Uhr
Mächtiges Fachwerk prägt Forchheims Baudenkmäler

© Mark Johnston

Immer kleinere Holztreppen führen immer weiter in die Höhe. Der Weg bis zur Spitze

des Rathaus-Dachstuhls ist lang, die Konstruktion der massiven, dunklen Buchenbalken gleicht einem riesigen Mikado. Hier, in der östlichen Ecke, muss sich einst der edle Raum befunden haben, ein Raum, der Stärke und Wohlstand der Stadt symbolisiert haben muss. Ein Raum, um Staatsgäste zu empfangen?

Mächtiges Fachwerk prägt Forchheims Baudenkmäler

© Mark Johnston

„In keinem Schriftstück ist dieses Zimmer erwähnt“, sagt Gerhard Zedler, Bauamtsleiter der Stadt Forchheim. „Dabei war die Bohlenstube mit ihrer Aussicht auf die Stadt sehr repräsentativ.“ Auch wann das Zimmer verschwand, ist unklar.

Dass die Stadt überhaupt von der Existenz des sechs mal sechs Meter großen Raumes erfahren hat, verdankt sie Studenten aus Bamberg. Die untersuchten im Zuge eines Projektes den Dachstuhl über dem Rathaus. Und fanden dabei auch heraus, dass das Gebäude rund ein halbes Jahrhundert älter ist als bisher gedacht. „Das Holz wurde 1402 oder 1403 gefällt und gleich verbaut“, fasst Zedler die Ergebnisse der Universität zusammen.

Mächtiges Fachwerk prägt Forchheims Baudenkmäler

© Aslanidis

Holz ist der Baustoff, der Forchheims Rathaus, der auch Forchheims Denkmäler prägt. Holz steht auch im Mittelpunkt des diesjährigen Tags des offenen Denkmals.

Zu spüren ist der Charme des alten Fachwerks im Vierseithof in der Waisenhausstraße 14. Noch vor einigen Jahren habe er sich in die Scheune nicht hineingetraut, sagt Bauamtsleiter Zedler. Damals drohte das Gehöft aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu verfallen.

Büros in der Scheune

Dann kaufte die Familie Kiesewetter, die bereits Forchheims ältestes Haus in der Sankt-Martin-Straße renoviert hatte, den Hof. Noch liegen Säcke mit Putz darin, noch ist die Isolierung zu sehen. Bis Anfang 2013 werden die Bauarbeiten andauern, schätzt Sylvia Kiesewetter. Büros sollen dann in die großzügigen und lichtdurchfluteten Räume einziehen.

Das Fachwerk konnte zu großen Teilen erhalten werden, erklärt Architekt Oliver Reiss, einige Balken mussten mit Altholz ergänzt werden. Ein Teil des Nebengebäudes im Süden musste neu aufgebaut werden. Dort war früher eine Wäscherei untergebracht, „und Wasser ist der schnelle Tod für ein Haus“, sagt Reiss. Das kleine Haus auf der linken Seite der Scheune erhält einen Anbau, verbunden wird beides mit einer Glasfuge, die Alt und Neu zusammenfügt.

Wenige hundert Meter weiter verwirklicht Herbert Amtmann seinen Traum. Vor einem Jahr hat der Forchheimer Architekt das Haus in der Hornschuchallee 15 gekauft — es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Schäden, die Zeit und Wetter in dem Fachwerk angerichtet hatten, erwiesen sich bald als größer als vermutet.

Haus an der Wiesent

„Ins Erdgeschoss kommt ein Goldschmied“, erzählt der Architekt, in dem oberen Teil des Gebäudes will er selbst wohnen. Das oft zusammengeschusterte Fachwerk an den Wänden plant Amtmann zu verkleiden, wo es schön ist aber herauszuarbeiten. Die Wiesent, die direkt an der Rückseite des Hauses vorbeiläuft, will er mit großen Fenstern „nach innen holen“.

Derart große Projekte sind im Dachstuhl des Rathauses nicht geplant. Und auch wenn Tauben ihre Spuren hinterlassen, Spinnennetze in den Wänden hängen — seine beeindruckende Kraft hat das Gebäude nicht eingebüßt. „Das war

ein Prunkbau damals, oder?“, fragt einer der Besucher. „Natürlich“, sagt Bauamtsleiter Gerhard Zedler und lacht: „Das soll es heute noch sein.“

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