Mahnung zum Frieden ist aktueller denn je

9.6.2015, 10:00 Uhr
Mahnung zum Frieden ist aktueller denn je

© Ralf Rödel

Das Gesicht der Frau ist gen Himmel gerichtet, die Hände verdecken es. Verzweiflung liegt in dieser Geste. Die Verzweiflung einer Frau und Mutter. Vier Kinder stehen um sie herum, Angst liegt auf ihren Gesichtern. Eines klammert sich an die Mutter, will sie halten. Weil sie die Einzige ist, die Halt gibt.

„Gefallen“ ist der Titel der Zeichnung, die 1920 entstanden ist. Das Werk ist Teil von Käthe Kollwitz‘ Schaffenszyklus zum Thema Krieg — und wird die Ausstellungsbesucher beschäftigen. „Die Auseinandersetzung mit Krieg und Tod und die ästhetische Vielfalt, mit der sie die Grundängste der Menschen ins Bild setzt“, das seien das Beeindruckende an Käthe Kollwitz Schaffen, sagt Jürgen Doppelstein. Er ist Vorsitzender der Ernst-Barlach-Gesellschaft und hat die Ausstellung für die Forchheimer Christuskirche konzipiert.

„Fast wie im Museum“

90 Werke hat er ausgewählt. Rund ein Drittel aus dem Bestand der Ernst-Barlach-Gesellschaft. „Der Rest ist eigens für die Ausstellung geliehen.“ Ob der Platz an den Wänden für alle reicht, weiß Doppelstein noch nicht. Doch vom Rund des Kircheninnenraums ist er begeistert. „Hier kann man chronologisch arbeiten, fast wie im Museum.“ So zeigen drei großformatige Fototafeln im Eingangsbereich die Lebensphasen der Künstlerin. Gleich im Anschluss beginnt die erste von drei Gruppen, in die die Werkschau eingeteilt ist: Selbstbildnisse von Käthe Kollwitz. „Zu allen Zeiten hat sie sich selbst porträtiert und damit das Leid der Zeit und ihr persönliches Unglück zu Papier gebracht“, so Jürgen Doppelstein. Die zweite Gruppe befasst sich dann mit ihren Arbeiten zum Thema Krieg, eine dritte mit dem sozialen Elend.

Hinzu kommen großformatige Papierbögen, die die Arbeiten von Käthe Kollwitz kunsthistorisch einordnen — und den Bezug zum Christentum sowie zur Gegenwart erklären. „Die Mahnung zum Frieden, der Blick auf das soziale Leid und das menschliche Unglück, das sind Themen, die in einer Kirchengemeinde diskutiert werden“, sagt Christian Muschler, Pfarrer der Christuskirche.

Aus diesem Grund wird die Ausstellung von einem umfangreichen Programm umrahmt. Höhepunkte dabei seien unter anderem der Vortrag von Wolfgang Huber, dem früheren EKD-Ratsvorsitzenden. Er spricht am Dienstag, 16. Juni, um 19.30 Uhr über „Dietrich Bonhoeffer und die soziale Frage“. Einen weiteren Vortrag wird der frühere SPD-Vizekanzler Franz Müntefering am Donnerstag, 2. Juli, 19.30 Uhr, unter dem Titel „Käthe Kollwitz — diesseits und jenseits der Worte“ halten.

Die Ausstellung „Käthe Kollwitz — Zeugin ihrer Zeit — Mahnerin für die Gegenwart“ ist von Samstag, 13. Juni, bis Sonntag, 9. August, dienstags bis sonntags von 15 bis 19 Uhr in der Christuskirche geöffnet. Führungen finden dienstags sowie freitags bis sonntags um 16.30 Uhr statt. Gruppen können Führungstermine unter (0 91 91) 21 45 vereinbaren.

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