Matthias Romir in Forchheim: 80 pausenlose Minuten

26.5.2015, 17:33 Uhr
Matthias Romir in Forchheim: 80 pausenlose Minuten

© Udo Güldner

Es ist eine unsichere, eine instabile Welt, die jeden Augenblick zusammenbrechen kann. Nichts ist von Dauer, kein Glücksgefühl, kein Liebesschmerz, kein Erfolg. Der Schwarz-Clown stolpert auf Rollschuhen daher, kommt ständig ins Straucheln, dazu erklingt eine tief-melancholische Blues-Melodie, die den nach oben strebenden Luftballon erdet.

Matthias Romir schildert in 80 pausenlosen Minuten ein Leben. Vielleicht sein Leben. Das Dasein eines komischen Kauzes, eines Sonderlings, der in der Vergangenheit lebt. Einer Zeit, in der Telefone noch Wählscheiben hatten, Schreibmaschinen noch klapperten und Kameras noch Sofortbilder auf Papier ausspuckten. Ein liebenswerter, doch verzweifelter Träumer, der nicht nur nasenweise an Cyrano de Bergerac erinnert.

Mit Hilfe geschickt montierter Video-Einspielungen und atemberaubender Balance-Akte mit Keulen, Kugeln und Alltagsgegenständen wie Hüten und Brillen, entspinnt sich ein Panorama der „Modernen Zeiten“ à la Chaplin. Voll blindem Aktionismus und selbstzerstörerischer Hektik. Selbst die Missgeschicke scheinen einer präzisen Choreographie entsprungen, so exakt laufen sie ab.

Auch für die Techniker des Jungen Theaters Tim Körner und Linus Strom trotz sechsstündiger Vorbereitungen eine kaum zu meisternde Herausforderung. Matthias Romir setzt mit dieser fantastischen Show, die nur vordergründig Tempo und Witz zelebriert, Maßstäbe. Dass das Symbol der Freiheit, des Loslassenkönnens und der Ungebundenheit, der schwebende Ballon, zuletzt doch am Gewölbe der Kasematten hängenbleibt und zerplatzt — schöner hätte man es gar nicht inszenieren können.

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