Medizintechnik: Forchheim ist im Freistaat unschlagbar

19.1.2018, 10:01 Uhr
Medizintechnik: Forchheim ist im Freistaat unschlagbar

© Berny Meyer

„Rund jeder sechste Beschäftigte in Forchheim ist direkt in der industriellen Wertschöpfungskette der Medizintechnik tätig“, verkündete Uwe Veres-Homm von der Fraunhofer-Gesellschaft dem Finanzausschuss. Er hatte die Studie in Kooperation mit dem städtischen Wirtschaftsförderer Viktor Naumann auf die Beine gestellt. Demnach machten knapp 2400 Beschäftigte in diesem Bereich (zusammen mit dem Landkreis sind es fast 3000) die Stadt zum „Zentrum der bayerischen Medizintechnik-Produktion“, so Veres-Homm. Selbst die Landeshauptstadt München könne da nicht mithalten.

Und ein Zentrum, das dem Fraunhofer-Experten zufolge auch mit einer glänzenden Zukunft rechnen kann: Während man beispielsweise in der Automobilbranche mit einem Einbruch der Beschäftigungszahlen rechne, wenn der Dieselmotor wegfällt, „ist das bei der Medizintechnik auf absehbare Zeit einfach nicht zu erwarten“, erklärte Veres-Homm einem sichtlich erfreuten Gremium. Die Medizintechnik werde „weiter dynamisch wachsen“.

Im Rahmen seiner Analyse hatte sich Veres-Homm neben dem „einen großen Player“ — natürlich Siemens – und Leuchtturmprojekten — wie dem Medical Valley Center — auch Firmen angeschaut, die indirekt für die Medizintechnik produzieren. „Denn die Branche ist heterogen.“ Will heißen: Es gibt Unternehmen, die medizinisch-technische Großgeräte produzieren, jedoch auch solche, die „medizinische Güter mit Verbrauchscharakter“ herstellen, so Veres-Homm. Ein Beispiel: die Firma Popp, eine Schreinerei, die aber auch Bänke und Tische für Computertomografen produziert.

Von Forchheim in die Welt

„Es gibt eben noch eine ganze Menge an Unternehmen, die nicht ausschließlich in der Medizintechnik tätig sind, aber doch zu einem entscheidenden Anteil“, so Viktor Naumann, der auf Zulieferbetriebe und Logistiker wie die Heinrich Ziegler GmbH, Schweizer Optik, den Spezialfolien-Hersteller Infiana oder Simon Hegele verwies.

„Die meisten Zulieferer haben einen globalen Einkauf – und von Forchheim aus gehen die Komponenten dann hinaus in die ganze Welt“, sagte der Wirtschaftsförderer und ergänzte: „Wir haben mit rund 75 Prozent nach meinem Wissen auch die höchste Exportquote in ganz Oberfranken.“
Naumann kündigte an, mit diesem „Alleinstellungsmerkmal“ in einer gezielten Marketing-Kampagne zu werben — „um weitere Zulieferbetriebe auf uns aufmerksam zu machen und mittel- bis langfristig bei uns anzusiedeln“. Wo genau? Das könne man jetzt noch nicht sagen, so Naumann. In jedem Falle wolle man den „Speckgürtel“ im Forchheimer Süden erhalten. „Und über ein interkommunales Gewerbegebiet mit Eggolsheim können wir auch mal nachdenken“, meinte der Wirtschaftsförderer.

Von alledem erhoffe man sich, mehr qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und nicht zuletzt die Stadtkassen klingeln zu lassen. Beispielhaft zeigte er hierfür die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen auf – von zehn Millionen Euro im Jahr 2012 auf fast 16 Millionen Euro im Jahr 2017.
Darüber gab es unter den Stadträten keine großen Diskussionen: Einstimmig gewährten sie dem Wirtschaftsförderer 20.000 Euro für das Haushaltsjahr 2018, um seine Marketing-Kampagne in die Wege zu leiten.

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