Meerschweinchen schmoren im Wildpark hinter Plexiglas

17.6.2014, 07:00 Uhr
Meerschweinchen schmoren im Wildpark hinter Plexiglas

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Die Liste, die Katharina Schroll nach dem Besuch im Wildpark zusammenstellt und mit Fotos dokumentiert, ist lang. Bereits am Eingang stellt sie Missstände fest: Dass direkt dort ein Stall steht, wo sämtliche Parkbesucher (oft mit Hunden) vorbeikommen, hält sie für mehr als ungünstig: „Die beiden Meerschweinchenkinder sind völlig verängstigt und trauen sich nicht aus ihrem viel zu kleinen Häuschen raus, um zu fressen.“ Dabei müssten Meerschweinchen ständig Futter zu sich nehmen, da ihre Verdauung sonst zum Erliegen komme und sie daran eingingen.

Falsches Futter

Gerade in puncto Ernährung läuft laut Schroll, die seit 17 Jahren selbst Meerschweinchen hält, einiges falsch im Wildpark Hundshaupten: Frischfutter habe es im Stall am Eingang nicht gegeben, „stattdessen lagen reichlich Brötchen im Käfig“. Daran könnten Meerschweinchen jedoch sterben: Ihre Verdauung sei nicht auf Stärke ausgerichtet. Durch die Gärungsprozesse entstünden Blähungen und lebensbedrohliche Aufgasungen.

Schroll zählt weitere Missstände auf: Männchen und Weibchen im Hauptstall am Ententeich werden gemeinsam gehalten – durch das pausenlose Nachdecken des Weibchens könne es zu Inzucht und Fehlgeburten kommen. Kranke Tiere mit kahlen Stellen oder aufgeplustertem Fell würden zudem offenbar nicht tierärztlich versorgt; die Ställe seien zum Teil verdreckt, zu klein oder der prallen Sonne ausgesetzt. In einem Fall, dem Hauptstall am Ententeich, sitzen die Tiere hinter einer Plexiglasscheibe, Sauerstoff komme nur durch „vier winzige Luftlöcher“.

Ihre Sorgen und Beobachtungen hat Katharina Schroll Wildpark-Leiterin Karola Wendschuh mitgeteilt. „Ich habe ihr versichert, dass ich keinen Streit oder dem Park schaden möchte, sondern lediglich den Tieren helfen will.“ Anschließend wandte sich Schroll an das Veterinäramt am Landratsamt, dessen Leiter Dr. Bernhard Hauser ihr zusagte, sich die Situation vor Ort anzusehen.

Im Fall des Wildparks befindet sich der Landkreis Forchheim in einer Doppelrolle: Zum einen gehört ihm die Einrichtung, zum anderen ist die Behörde mit dem Veterinäramt für die Einhaltung der Tierschutzgesetze zuständig. „Für Kreiseinrichtungen gibt es aber keine Vorteile“, betont Landratsamts-Sprecher Holger Strehl.

Bestand wird reduziert

Auf Schrolls Hinweise hin hätten Mitarbeiter die Meerschweinchen-Haltung vor Ort überprüft, „wie bei jedem anderen Betrieb auch“, so Strehl. „Viel wurde aber nicht festgestellt.“ In einigen Punkte, die Veterinäramts-Chef Hauser gestern mit der Wildpark-Leiterin besprach, muss der Wildpark aber nachbessern: Wegen drohender Überhitzung an heißen Tagen sei der Plexiglas-Stall in der Tat ungeeignet, andere Ställe seien „teilweise“ zu klein. Auch der Stall am Eingang werde nicht mehr genutzt. Die Meerschweinchen seien nun in einem großen Gehege im Wirtschaftsbereich des Wildparks untergebracht. „Langfristig ist eine Bestandsreduzierung der Meerschweinchen vorgesehen“, so Sprecher Strehl.

Gebäck gehöre sicherlich nicht zum normalen Speiseplan eines Meerschweinchens, Zweige wären zum Knabbern besser geeignet, so das Veterinäramt weiter. Allerdings sei eine „halbe Breze“, die man bei der Kontrolle in den Ställen vorgefunden habe, „unproblematisch“.

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