Mehr Unfälle: 30.000 Mal krachte es 2010 in Oberfranken

2.3.2011, 16:00 Uhr
Mehr Unfälle: 30.000 Mal krachte es 2010 in Oberfranken

© Stephan Herbert Fuchs

Allerdings musste die Polizei noch immer 71 Verkehrstote und damit nur einen weniger als im Vorjahr verzeichnen. Einen erfreulichen Rückgang gab es dagegen bei der Zahl der Unfälle mit Verletzten, die um über sechs Prozent auf 4200 nach unten gegangen war. All dies geht aus der oberfränkischen Verkehrsstatistik hervor, die der neue Polizeipräsident Reinhard Kunkel und der Leiter des Sachbereichs Verkehr Dieter Haubner in Bayreuth vorgestellt haben.



Den niedrigsten Stand konnte Kunkel mit 444 Verkehrsunfällen für den Bereich der Alkoholunfälle melden. Allerdings hat auch hier die Medaille zwei Seiten. Allein bei zehn der insgesamt 71 Verkehrstoten war Alkohol am Steuer die Ursache. 256 Personen wurden in Verbindung mit Alkoholunfällen verletzt, nach den Worten des Polizeipräsidenten „ein hoher Wert, der uns zu denken gibt“. Allein bei routinemäßigen Kontrollen würden derzeit pro Tag allein in Oberfranken fünf bis sechs Kfz-Lenker aus dem Verkehr gezogen. Forderungen nach einer Null-Promille-Regelung stand der Präsident allerdings eher skeptisch gegenüber. Alkohol sei in zahlreichen Nahrungsmitteln und Medikamenten vorhanden, so dass allein schon die Überwachung schwierig wäre. Hinzu kommt, dass sich der weitaus größte Teil der Alkoholunfälle bei Werten von 1,5 Promille und mehr ereigne, so Kunkel.

Gefährlicher Karneval

Schwerpunkt der Alkoholfahrten ist klar die momentane Faschingszeit. „Fasching ist die Hochzeit der Narren, aber leider auch die Hochzeit der Trunkenheitsfahrten“, sagte Kunkel Allein im Fasching 2010 habe die Polizei 261 Mal alkoholisierte Fahrer aus dem Verkehr gezogen und weitere 45 Trunkenheitsfahrten gerade noch verhindern können. Zusätzlich ertappten die Beamten allein in der Faschingszeit 2010 genau 128 Fahrer, die unter dem Einfluss von Drogen standen. 134 Fahrzeugführer mussten ihren Führerschein an Ort und Stelle abgeben.

Völlig unverständlich, aber doch traurige Tatsache ist es, dass noch immer viele Autofahrer auf den Sicherheitsgurt verzichten. 16 der 71 getöteten Verkehrsteilnehmer und damit fast jeder Fünfte seien nicht, oder nicht richtig angegurtet gewesen. Dieser Negativtrend zeichne sich noch deutlicher bei den Schwerverletzten ab. So war die Zahl der nicht angeschnallten schwerverletzten Personen im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent auf 65 angestiegen.

Eine positive Entwicklung, zumindest im Langzeitvergleich, machte Kunkel für die Motorradfahrer aus. 16 Motorradfahrer, vier mehr als noch 2009 mussten 2010 auf oberfränkischen Straßen ihr Leben lassen. Allerdings war die Zahl der Verletzten Kradfahrer um über 13 Prozent auf 443 gesunken. Auch in diesem Bereich will die Polizei neben einer konsequenten Ahndung von Verkehrsverstößen durch Sicherheitsaktionen zur weiteren Reduzierung der Unfallzahlen beitragen. Einen wichtigen Präventionsbaustein soll dazu die Aktion „Ankommen statt umkommen“ bilden.

Da überhöhte Geschwindigkeit bei den Unfallursachen nach wie vor an erster Stelle steht, wollen die Beamten heuer einen Schwerpunkt auf verstärkte Kontrollen setzen. Dazu stellten sie ein neues, volldigitales Geschwindigkeitsmessgerät vor, das Rasern künftig das Leben schwerer machen soll. „Das hat nichts mit Abzocke zu tun“, stellte der Polizeipräsident unmissverständlich klar. „Wenn wir die Unfallursachen beseitigen wollen, müssen wir tätig werden und die Autofahrer auch kontrollieren.“

Fehlerquote gegen Null

Das neue Gerät erfasst bei der Durchfahrt eines Fahrzeugs ein Helligkeitsprofil und errechnet so im Bruchteil von Sekunden die Geschwindigkeit. Zwei Sensoren ermitteln den seitlichen Abstand des Fahrzeugs zur Messeinheit, um bei mehrspurigen Straßen eine eindeutige Zuordnung zu gewährleisten. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung wird ein digitales Foto erstellt und auf einen Computer übertragen, wo sofort sämtliche Daten einsehbar sind. „Durch die verbesserte Messtechnik reduziert sich die Fehlerquote praktisch gegen Null“, sagte der Polizeipräsident.