Mehrheit für umstrittenen Supermarkt in Pautzfeld

29.6.2017, 06:00 Uhr
Mehrheit für umstrittenen Supermarkt in Pautzfeld

© Skizze: Sontowsky & Partner

Als er kürzlich schon sehr detaillierte Pläne von Sontowski & Partner für einen Rewe-Supermarkt bei Pautzfeld gesehen habe, "hat’s mir den Boden unter den Füßen weggezogen", meinte Thomas Bauer (WG Pautzfeld) im Gemeinderat. Im Umkreis von wenigen Kilometern, in Adelsdorf und Hirschaid, befänden sich mehrere Vollsortimenter, die von den Hallerndorfern problemlos erreichbar wären: "Ohne große Not" werde "ein Betonklotz mitten auf die Wiese" gestellt. Zum Schluss seines Plädoyers für eine unberührte Natur zitierte Bauer den Kabarettisten Gerhard Polt: "Was man liebt, betoniert man nicht."

Johannes Pohl von Sontowski & Partner stellte daraufhin die von Bauer kritisierten Entwürfe für einen "Aischtal-Campus" bei Pautzfeld der Öffentlichkeit vor. Die waren bis dahin nur den Gemeinderäten bekannt. Es geht um einen Supermarkt, einen Getränkemarkt sowie eine Bäckerei- und Gastronomiefläche in "hochwertiger Architektur", wie Pohl formulierte. Der Parkplatz auf der ortsabgewandten Seite werde großzügig begrünt und man habe schon einen Mietvertrag mit Rewe für 15 Jahre abgeschlossen, der nur noch unter dem Vorbehalt stehe, dass die Gemeinde den Weg frei mache.

Pautzfeld werde mit einem Fuß- und Radweg an den neuen Supermarkt angebunden und alle Kosten für die Erschließung des Baugrundstücks und die Reaktivierung einer Bushaltestelle an der Staatsstraße 2264 werde der Investor übernehmen, so Pohl weiter.

"Kein Betonbunker"

Von Rewe sprach Alexander Pavlovic: Man habe schon vor Jahren einen Standort neben der Brauerei Rittmayer in Hallerndorf geprüft, diese Alternative aber wegen zu geringer Kundenfrequenz verworfen. Für Pautzfeld gebe es dagegen grünes Licht von der Rewe-Zentrale in Köln. Derzeit fließe die Kaufkraft der Hallerndorfer zu 100 Prozent in andere Gemeinden ab. Und: "Betonbunker habe ich in den letzten zehn Jahren nicht mehr gebaut."

Für die Entscheidung über den Supermarkt beantragte Markus Düsel (WG Pautzfeld) mit Erfolg eine namentliche Abstimmung. Für die Deklaration der benötigten Flächen als Gewerbegebiet im FNP stimmten Mathias Erlwein, Georg Gunselmann (beide JAB), Stephan Beck, Reinhold Kotzer (beide WG Willersdorf-Haid), Reinhold Ruschig, Marianne Ochs (beide WG Schnaid-Stiebarlimbach), Sebastian Schwarzmann (WG Trailsdorf) und Bürgermeister Torsten Gunselmann. Damit war eine Mehrheit von acht zu sieben Stimmen erreicht. Die sorgte noch in der Sitzung für erste Konsequenzen: Der Bürgermeister kündigte unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" an, dass am 13. Juli die Bewertungskommission des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden" Pautzfeld besichtigen und sich ein Bild von den Aktivitäten der Dorfgemeinschaft verschaffen wolle.

Thomas Bauer, der in der FNP-Debatte auf rund 400 Protestunterschriften gegen die Supermarkt-Pläne verwiesen hatte, kündigte an, dass sich die gerade gefallene Entscheidung für den Laden wohl auf den Termin im Juli auswirken werde: "Ich gehe davon aus, dass das nix wird. Die Leute wollen das nicht mehr. Die haben die Schnauze voll."

1 Kommentar