Mit schwitzigen Händen übers Walberla

25.8.2013, 15:52 Uhr
Alexander Hitschfel im Heliokopter, kurz vor dem Abflug.

© Berny Meyer Alexander Hitschfel im Heliokopter, kurz vor dem Abflug.

Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2007 leiden etwa 15 Prozent aller Deutschen unter Flugangst; weitere 20 Prozent fühlen sich an Bord nicht sonderlich wohl. Die Ursache von Gründen der Flugangst ist dabei vielseitig. 37 Prozent hatten Angst vor dem Kontrollverlust, 34 Prozent Angst vor einem möglichen Flugzeugabsturz und 13 Prozent Angst vor der Höhe beziehungsweise vor dem „unsichtbaren Medium Luft“.

Drücken, wenn es nur geht

Ich zähle mich zu der Gruppe mit den 20 Prozent, die sich an Bord nicht sonderlich wohl fühlen. Urlaubsreisen wurden bisher immer nur per Zug, Auto und Bahn unternommen, Flugreisen bisher bewusst gemieden. Warum eigentlich? Wenn ich mich bei etwas nicht wohl fühle, dann meide ich es auch. Genau erst zweimal habe ich in meinem bisherigen Leben den „Boden unter den Füßen verloren“, nämlich einmal als ich noch kein Kind im Alter von sieben Jahren alt war und wo ich im Rahmen der Ofra, der Oberfränkischen Frühjahrs- und Herbstausstellung, die damals noch regelmäßig auf dem Ausstellungsgelände im Forchheimer Süden stattfand, von meinem Vater zu einem Hubschrauber-Rundflug eingeladen worden bin und einmal bin ich widerwillig bei einem Motorsegler-Rundflug mitgeflogen. Für andere Fluggäste ist es die normalste Sache der Welt in einen flugbaren Untersatz zu steigen, ich drücke mich, wenn es nur geht.

Das diesjährige Flugplatzfest des LSC Dobenreuth soll ich diesmal nutzen um eine Selbstreportage über die Überwindung von Flugängsten zu machen. Schon kurz vor dem Flugplatz in Dobenreuth wird mir mulmig. Na toll. Dann auch noch der nette Fotografenkollege, der die Fotos von mir bei meinem Selbstversuch machen soll und der leidenschaftlich gerne fliegt und mir vorschwärmt wie „endlos geil“ doch solche Flüge sind.

Dann wird es ernst. Mein Hubschrauberpilot stellt sich mir vor. Jochen Peetz (47) fliegt seit 1982 und ist ausgebildeter Berufshubschrauber- und Berufsverkehrflugzeugführer, wohnt in Langensendelbach. Er macht mir Mut. Er erklärt mir die Funktionsweise der vielen Hebel und Schalter im Cockpit. Mir schießen Tausend Gedanken durch den Kopf. Es sind noch 143 Kilogramm Kraftstoff im Tank. Kilogramm? Pilot Peetz erklärt, dass der Kraftstoffinhalt in Kilogramm gemessen wird. Er habe schon einmal gelesen, dass bei der Betankung Liter und Kilogramm verwechselt wurden und dieser verhängnisvolle Fehler zu einem Hubschrauberabsturz geführt habe. Vielen Dank. So etwas macht Mut.

Mit 504 PS nach oben

Dann werde ich angeschnallt. Kurz noch ein paar wichtige Details vom Piloten: „Wir müssen mindestens 300 Meter über bebauten und 150 Meter über unbebautem Gebiet fliegen“, so sind die Vorschriften. Der Heli hat 504 PS; verbraucht 110 Liter Kraftstoff pro Stunde und hat eine Reisegeschwindigkeit von 220 Stundenkilometer; also eine Reichweite von rund 650 Kilometern. Eigentlich ja auch nicht anders als bei den Achterbahnen in den vielen Freizeitparks, die ich leidenschaftlich gerne fahre, versuche ich mir Mut einzureden.

Etwas verkrampft sitze ich neben dem Piloten. Ich spüre, dass mein Herz schneller und schneller rast. Mit im Heli auch ein zweijähriger Junge und seine Mutter, der offensichtlich überhaupt keine Flugangst hat und der sich auf den Flug freut. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Dann startet Jochen Peetz. Schnell gewinnt der Heli an Höhe. Wir sind schnell bei 350 Metern. Ich versuche mich zu entspannen, bin leicht verkrampft. Mein Herz schlägt schnell. Augen zu und durch? Nein, der zweijährige Junge traut es sich ja auch. Ich versuche mir Mut zu machen und mich Blicken auf die malerische Landschaft abzulenken. Und tatsächlich: Es scheint zu funktionieren. Man scheint sich irgendwie an das Fliegen zu gewöhnen.

Nach rund sieben Minuten Heliflug, rund um das Walberla ist alle vorbei. Beim Ausstieg macht sich der Fotografenkollege lustig: „Deine Gesichtsfarbe hat sich deinem T-Shirt angepasst“, scherzt er. Mir ist immer noch etwas flau im Magen; aber ich bin auch stolz auf mich, dass ich mich zu diesem Flug überwinden konnte. Man soll sich ja Ziele setzen. Das nächste Ziel steht fest: „Ich möchte einmal in den Urlaub fliegen“.

 

 

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