Müllsammler und Schweißwischer zwischen Weltstars

3.6.2017, 12:37 Uhr
Müllsammler und Schweißwischer zwischen Weltstars

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In der Jugendherberge angekommen, ist der Info-Stand des Deutschen Tischtennis-Bundes nicht zu verfehlen. Über 20 Freiwillige ab 16 Jahren sind über das Deutsch-Französische Jugendwerk an ihre Aufgabe gekommen. Sprachdefizite mit meinem französischen Zimmerkollegen können notfalls über die Kommunikationsebene ausgeglichen werden, die hier alle verstehen: Tischtennis.

Während für die Aktiven am Montag die Qualifikationsrunden beginnen, besteht meine erste Amtshandlung darin, die vier Spielflächen in der Haupthalle von Schmutzpartikeln zu befreien. Erstmals überhaupt wird auf schwarzen Platten gespielt, auf dem Untergrund wird jeder Schweißfleck und jeder Ballabdruck sichtbar. Als Mitglied im Team "Logistik und Courtservice" gibt es für mich Materialien aus dem Lager zu verteilen, Banden zu reparieren, Netze auszutauschen und vor allem Müll aus den Spielboxen zu entfernen. 30 Köpfe arbeiten in zwei Schichten zwischen 7.30 und 15.30 Uhr oder 15.30 bis 22.30 Uhr. Nach der Spätschicht müssen Teile der Spielfläche abgebaut werden. Trotzdem ist es wohl nicht der anstrengendste Part im Vergleich zu meinem Zimmernachbarn, der im Dinosaurier-Kostüm bei 33 Grad für Unterhaltung sorgen sollte.

Mir dagegen laufen in einer von drei Hallen schon nach kurzer Zeit die ersten bekannten Gesichter über den Weg. Die beiden deutschen Nationalspieler Steffen Mengel und Benedikt Duda spielen sich ein. Ich richte mein Augenmerk freilich nicht nur auf meine Beschäftigung, halbleere und leere Wasserbecher wegzuräumen. In den ersten Spielen, die ich betreue, treffen die Mixed-Doppel aus Macao und Sri Lanka sowie Griechenland und Mazedonien aufeinander. Der griechische Trainer schafft es, schon vor dem ersten Ballwechsel einen Becher zu verschütten. Im Laufe des Tages bekomme ich das Können verschiedenster Nationalitäten von Bangladesch über Indonesien, Nepal, Estland, Taipei bis Aserbaidschan zu sehen. Als der Schiedsrichter eine Partie unterbricht, gehört mir für kurze Zeit die Bühne, um einen Schweißfleck zu beseitigen. Obwohl die Teilnehmer exotische Tischtennis-Nationen vertreten und manche Ergebnisse deutlich ausfielen, haben sie den einen oder anderen außergewöhnlichen Schlag im Repertoire.

Etwas Besonderes ist die Trainingshalle. Für ein schnelles Selfie hatte Bundestrainer Jörg Roßkopf kurz Zeit. Dort werden bis zu zwei Freiwillige abgestellt, die die Stars dann hautnah erleben dürfen. So hat sich Dimitrij Ovtcharov direkt neben mir unterhalten, von der deutschen Damenmannschaft waren Sabine Winter und Kristin Silbereisen anwesend und haben sich aufgewärmt. Die Versuchung, in diesen Momenten nach einem Autogramm zu bitten, ist ständig präsent. Störungen in der Konzentrationsphase sind aber nicht so gern gesehen. Außerdem müssen ja Getränkereste entsorgt werden. In entspannter Atmosphäre ergibt sich schon eher die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen: Helfer und Spieler schauen zwischen 11 und 16 Uhr im gleichen Restaurant vorbei. Für Silbereisen bin ich vielleicht ein Glücksbringer. Am Donnerstag ist sie im Einzel in die Runde der letzten 16 eingezogen.

Nach einer Frühschicht ist noch Zeit, sich bei Spielen zu entspannen, zum Beispiel bei der Partie von Nationalspieler Ricardo Walther gegen den Kroaten Frane Kojic. Danach geht es wieder in die Jugendherberge, wo noch ein Rahmenprogramm angeboten wird. Die WM dauert bis Montag, 5. Juni, und die Aufgaben verändern sich mit dem Turnierverlauf, da an weniger Tischen gespielt wird und gleichzeitig der Abbau beginnt.

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