Multikulturelle Impulse

16.6.2013, 17:40 Uhr
Multikulturelle Impulse

© Udo Güldner

Bei einem Pressegespräch erklärten Moderator Jochen Menzel (Thuisbrunn), Mitveranstalterin Lisa Hoffmann von „ratio e.V.“, Gastgeberin Kathrin Reif (Bürgerzentrum) und Hauptorganisatorin Eva Slamena (Wannbach), mit welchen Angeboten sie Jung und Alt in das Bürgerzentrum locken wollen.

15 Prozent der Forchheimer

„Rund 3000 Bürger ohne deutschen Pass leben in Forchheim. Jedes Jahr werden etwa 100 Menschen mit Migrationshintergrund eingebürgert. Wir reden also von rund 15 Prozent aller Forchheimer Bürger“, weiß Jochen Menzel. Die Bevölkerungsstruktur ändere sich „ähnlich dramatisch wie nach dem Zweiten Weltkrieg“, als Tausende von Flüchtlingen und Vertriebenen in der Stadt angesiedelt werden mussten und ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft wurde.

„Wir wollen diese Vielfalt sichtbar machen als einen Teil unserer Stadt“, ergänzt Kathrin Reif. Eva Slamena, die vor sieben Jahren aus der Slowakei nach Deutschland „nicht eingewandert, sondern als EU-Bürgerin umgezogen“ ist, hat als Hauptorganisatorin rund 30 Künstler eingeladen. Die Besucher dürfen im Schatten der Christuskirche einer brasilianischen Combo mit den Forchheimern Miguel Gasparoni, Mateus Bruni und Holm Pingel lauschen, die mit Bossa Nova oder Samba sommerliche Begeisterung entfachen will. Oder den drei Teenagern Pryscilla und Eduarda Mariz (Gößweinstein) sowie Cindy Steinel (Forchheim) zusehen, die den brasilianischen Frevo tanzen.

So ganz nebenbei klärt Jochen Menzel die Frage, ob ein Hahn in anderen Ländern auch „Kikeriki“ ruft. Ludmilla Belous aus Kasachstan hat mit einer Kinder-Tanzgruppe Psys südkoreanischen „Gangnam Style“ choreografiert. Eva Slamena wird auf der Fujara, einer traditionellen Schnabelflöte aus der Slowakei, Hirtenmelodien spielen und dazu singen. „Das ist das erste Mal, dass ich damit auftrete“, so Slamena.

Einige Künstler stellen während des Integrationstages ihre Werke im Bürgerzentrum aus. So Donata Kaman aus Polen, die Franken als einen geliebten „Sehnsuchtsort“ auf Fotopapier bannt. Oder ihr Landsmann Jacek Hopp, der Frauenporträts auf die Leinwand bringt. Nicht zu vergessen die Malerin Milada Weber, die aus Tschechien stammt, sich nach über drei Jahrzehnten in Deutschland aber „so gar nicht mehr als Migrantin fühlt“; Dana Elena Koch aus Rumänien mit ihren kunstvoll bestickten Trachten und Karla Patricia Ziegler aus Mexiko, die originell gestalteten Schmuck präsentiert.

Sinnliche Erfahrung

Abgerundet wird das Programm durch die Bilder der Malerin Aneilde Peuter (Brasilien) und die Stickereien Melek Tastemurs (Türkei). Weil ein Integrationstag auch sinnlich erfahren werden soll, werden Eva Slamena und ihre internationale Frauenkochgruppe Kulinarisch-Exotisches aus fünf Erdteilen auftischen, unterstützt von Zeba Roske (Pakistan) und Monica Prenzel (Mexiko). „Das ist nur ein ganz kleiner Bruchteil, der beim Integrationstag zu sehen ist. Wir haben in Forchheim eine ungeheuer vielfältige Kultur und Tradition der Menschen mit Migrationshintergrund“, betont Eva Slamena.

Diesen Menschen wollen die Vier von FINA eine Plattform bieten, Berührungspunkte schaffen und Berührungsängste abbauen. Seit zwei Jahren bringt das FINA-Projekt die Integration voran, mit Sprachkursen, Integrationslotsen und nicht zuletzt politischer Lobbyarbeit.

„In Forchheim tut sich einiges, allerdings fehlt noch eine Verstetigung in der Verwaltung“, meint Lisa Hoffmann und fügt hinzu: „Vielleicht gibt es ja bis zum Ende des FINA-Projektes 2014 neue Impulse für den städtischen Integrationsbeirat, der zwar existiert, in dieser Legislaturperiode aber noch kein einziges Mal getagt hat“.

Nachdem der erste Fachtag Integration eher ein Arbeitstreffen für geladene Gäste war, wollen Kathrin Reif und Eva Slamena nun die gesamte Bürgerschaft ansprechen: „Es wird mehr als ein bunter Nachmittag.“

Der zweite Fachtag Integration findet am Mittwoch, 19. Juni, 16 bis 20 Uhr, im Bürgerzentrum Paul-Keller-Straße 17 statt. Der Eintritt ist frei.

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