Musikalischer Marathon der Extraklasse in Buckenhofen

5.12.2017, 12:00 Uhr
So sehen musikalische Marathonläufer aus: Der Musikvereien Forchheim-Buckenhofen.

© Udo Güldner So sehen musikalische Marathonläufer aus: Der Musikvereien Forchheim-Buckenhofen.

Es ist die fünfte Stunde. Einige spielen vom Blatt bis sie platt sind. Denn für ganz viele Blech- oder Holzbläser sind die Partituren instrumentales Neuland. Was auch daher kommt, dass jeder sich dazusetzen darf und mitspielen, wenn er es sich zutraut. Proben gab es keine.
„Musiker aus allen unseren sieben Orchestern bilden gemeinsam einen Klangkörper. Das hat es so noch nicht gegeben“, schwärmt Vorstandsmitglied Bernd Herbst, dessen Sohn Anton einer der fleißigsten Musiker sein wird.

So kommt es, dass Carmen Froese aus der Erwachsenen-Bläserklasse und ihre Tochter Annika aus dem Jugendblasorchester erstmals miteinander spielen.

Derweil hat Christine Dornheim es sich im Publikum bequem gemacht. Nach den Anstrengungen hinter der Kuchentheke und an der Klarinette braucht sie eine Verschnaufpause. Schließlich ist die Luft zum Schneiden dick, dass man sich fragt, wie die Musiker sie überhaupt durch die Instrumente pressen können. Andere gehen beim Musikmarathon nach acht oder zehn Stunden am Mundstück buchstäblich auf dem Zahnfleisch.

Für einen kurzen Moment hat Johanna Trautner die Querflöte weggepackt. Allerdings nur, um sich kurz nach Mitternacht zum Geburtstag gratulieren zu lassen. Es dauert nicht lange, und sie gruselt sich mit ihren Musikfreunden beim „Tanz der Vampire“ — da sitzt sie schon wieder hinter den Noten. Mitten in der Nacht müssen dann sogar die „alten Haudegen“ an die Ventile. Neben Christian Libera, der vom Dirigentenpodest herabgestiegen ist, sitzen seine Trompeter-Kollegen Heinrich „Heiner“ Kredel und Bernd Froese. Die beiden Vorsitzenden haben hörbar Freude am Spiel, für das bei der Leitung des sehr großen, sehr aktiven Musikvereins Forchheim-Buckenhofen kaum Zeit bleibt.

Zuvor hat schon der frühere Vorsitzende Bernhard Rettig als Tubist die Lippen gespitzt. Es herrscht eine lockere Atmosphäre, in der man mit den Musikern auch ins Gespräch kommen kann. „Wir wollen immer etwa 20 Musiker im Einatz haben“, so Mitorganisator Thomas Heller. „Das ist gar nicht so einfach.“

Beim zweiten Besuch des Mittags stärken sich einige Zuhörer mit Weißwürsten. Passend zur böhmisch-mährischen Blasmusik wird gesungen und geklatscht. Die Stimmung unter den Zuhörern ist glänzend.
Auch weil man sich wie Paul Schlund mit der Polka „Böhmische Liebe“ vom Orchester etwas wünschen darf. Auf Zuruf Herbert Wolfrums weht sodann Ernst Moschs „Böhmischer Wind“ durch den Probenraum, der kein Konzertsaal sein will und es aus Platzgründen auch nie sein kann. Am Nachmittag sorgt die „Rumba Negra“ auf den letzten Metern des Langstreckenlaufes für Durchhaltevermögen auch bei Siegfried „Siggi“ Lauger, der dafür seine Trompete zur Seite gelegt und die Tuba ergriffen hat.

Als nach 24 Stunden Lisa Hoffmann von der Arbeiterwohlfahrt und Angelika Becker vom Nordbayerischen Musikbund den Schluss-Gong dieses Experimentes setzen, da ist manchem die Erschöpfung anzumerken. Auch wenn es weder Zungenkrämpfe, noch blutende Lippen gab. Da wirken die Zugabe-Rufe des Publikums schon ein wenig unverschämt, zugleich aber auch schmeichelhaft. Also ergreift Andreas Bauer noch einmal den Taktstock und nimmt seinen Sohn Ben auf den Arm.

Jan Korporaal, der vor knapp zwei Jahren die Idee zum Musikmarathon hatte, ist nach über 30 Stunden hinter den Kulissen und an der Bassklarinette müde – aber auch mehr als glücklich: „Es war eine tolle Gemeinschaftsleistung, auch der rund 100 ehrenamtlichen Helfer. Wir haben deutlich mehr Spenden eingespielt, als ich erwartet hatte.“
Und was hat der Musikverein Forchheim-Buckenhofen nach all den Höhepunkten der letzten zwölf Monate als nächstes vor? Erst einmal verdienten Winterschlaf halten.

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