Neue historische Ansicht aus dem Wiesenttal

12.11.2017, 09:00 Uhr
Neue historische Ansicht aus dem Wiesenttal

© Foto: Sammlung Günther Klebes

Bekanntlich erreichte die Wiesenttalbahn 1927 den Bahnhof Gößweinstein. In den darauffolgenden drei Jahren wurde der Bau bis Behringersmühle fortgesetzt. Eine große Herausforderung war die Erstellung der Flussüberquerung vor der Stempfermühle. Die Brücke, die von fünf zweieinhalb Meter hohen, kreisrunden Betonpfeilern getragen wird (der Volksmund bezeichnet sie als Bierfässer) wurde zur Schonung des Landschaftsbildes nicht in Beton, sondern in Eisen ausgeführt – das grün gestrichen wurde.

Sie überschreitet die Wiesent in sehr spitzem Winkel mit einem Gleisbogen von 325 Metern Halbmesser. Um die landschaftliche Schönheit des von der Bahn durchzogenen Tales durch das Brückenbauwerk nicht zu beeinträchtigen, wurde im Jahr 1920 ein Wettbewerb ausgeschrieben, auf Grund dessen die Ausführung von vollwandigen Deckbrücken von 25 Metern Stützweite auf runden Pfeilern gewählt wurde.

Komplexer Aufbau

Die runden Pfeiler haben den Vorzug der kleinsten, von allen Seiten gleichen Sichtfläche, während die geradlinige Begrenzung der unter der Bahn liegenden Vollwandträger eine glatte Linie ergibt, die in der Landschaft kaum störend wirkt. Die zweckmäßigste Form der Pfeilerunterbauten wurde durch eingehende Versuche im Flussbaulaboratorium der Technischen Hochschule Karlsruhe festgestellt. Die sechs Überbaue wurden zusammengebaut angeliefert und durch zwei Portallaufkrane eingelegt. Ausführende Baufirma war Georg Noell & Co. in Würzburg als Preisträger beim Wettbewerb.

Im Oktober 1930 konnte die Strecke bis zum Endhaltepunkt Behringersmühle eröffnet werden – als letzte fertiggestellte Lokalbahn in Bayern.

Und warum "Hindenburgbrücke"? Zur damaligen Zeit war Paul von Hindenburg Reichspräsident und viele Brücken und Dämme im Deutschen Reich erhielten seinen Namen. Die Karte selbst wurde seiner Zeit im "Scheffel-Gasthof Distler" in Gößweinstein verkauft und war von einem Verlag in Muggendorf hergestellt worden.

Versendet worden ist sie nie: Offensichtlich hat sie ein Gast mit ins Hessenland genommen und die Nachfolger verkauften sie dann übers Internet. Der Sammler Günther Klebes konnte sie als einziger Bieter billig erwerben.

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