Nicht links liegen lassen: Das zweite Leben des Fallobstes

19.11.2016, 20:00 Uhr
Nicht links liegen lassen: Das zweite Leben des Fallobstes

© Foto: Ralf Rödel

Die Apfelernte war durchschnittlich, sagt Manuel Rauch vom Obstgroßmarkt Fränkische Schweiz. Und auch wieder erstaunlich gut. 2015 war ein Mega-Apfeljahr. „Apfelbäume, die nicht auf Ertrag geschnitten sind, setzen nach so einem Jahr erst einmal aus“, erklärt Angelika Dippacher von „Kupfers Natursäfte“ aus Thurn. Deswegen habe sie mit einer viel schlechteren Ernte gerechnet. Die milden Winter würden die Bäume dazu treiben, doch wieder zu blühen. Manch ein Apfel verfaule dann aber gleich am Baum, weil dem die Kraft fehle.

Äpfel sind also genügend vorhanden zum Keltern. Das ist aber nicht der Grund, warum der Obstgroßmarkt in Pretzfeld Zusatz-Liefertermine bis Ende November anbietet. „Wir reagieren damit auf eine Entwicklung. Wenn man im Landkreis herumfährt, dann sieht man immer noch viele Äpfel am Boden liegen. Das ist sehr schade.“

Die Äpfel kann Rauch sehr gut gebrauchen für den Pretzfelder Apfelsaft. „Je länger der Apfel am Baum hängt, desto aromatischer und süßer wird er. Die Äpfel, die jetzt herunterfallen sind am besten geeignet für den Saft.“ Dellen sind für den Saft kein Schaden, nur faule Stellen darf der Apfel nicht haben.

Wenn da nur nicht die Zeit und der Aufwand wären, die es braucht, um die Äpfel zu klauben oder zu pflücken. Früher haben häufig Oma und Opa, die Alt-Bauern, das Fallobst eingesammelt. Aber auch die Landwirt-Familien befinden sich im Wandel. Heute sind immer mehr Landwirte nur noch zum Nebenerwerb und in ihrer Freizeit aktiv. Das hat Auswirkungen auf die Streuobstwiesen. „Man wird nicht reich, wenn man Fallobst zum Mosten abliefert“, sagt Hermann Greif, Bezirkspräsident des Bauernverbandes. Mancher Landwirt überlässt dann lieber den Wildtieren die Früchte.

Andere Zielgruppe, andere Erfahrungen: Zu Angelika Dippacher nach Thurn kommen vor allem Privatleute, die drei, vier oder auch sechs Apfelbäume im Garten stehen haben. „Gerade die jungen Leute liefern bei uns ihr Obst ab“, sagt Angelika Dippacher und erzählt von Kunden, die drei Säcke Äpfel auf ihrem Fahrradanhänger transportieren. Die Mosterei profitiert vom wachsenden Bewusstsein für die Qualität von Lebensmitteln und vom Trend zu Selbstgemachtem. „Unser Apfelsaft ist deswegen durch und durch Bio.“

Wer zu Kupfer nach Thurn geht und seine Äpfel abliefert, bekommt ein Saftguthaben. Pro Kilo Äpfel werden 0,6 Liter gutgeschrieben. Das heißt, 0,6 Liter Saft gibt es dann zum halben Preis. Um andere Dimensionen geht es im Großmarkt in Pretzfeld: Die Preise für 100 Kilo Mostäpfel sind gestaffelt, erklärt Manuel Rauch. Los geht es im September. Wenn die Äpfel noch nicht ihr volles Aroma erreicht haben, gibt es durchschnittlich acht Euro pro 100 Kilo, aktuell sind es 15 Euro. Ein Saftkonto gibt es aber auch.

Rauch appelliert an die Landwirte, ihr Fallobst noch bis 21. November abzuliefern. Platz ist genügend vorhanden. 1,2 Millionen Liter Saft fasst das Tanklager in Pretzfeld.

Anliefertermine in Pretzfeld: Samstag, 19. November, 10 bis 13 Uhr, Montag, 21. November, 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr. Anlieferung in Thurn bis Samstag, 19. November, 8 bis 12 Uhr.

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