NN-Wanderreporter: Der Herr der Gewürze

21.8.2017, 20:59 Uhr
NN-Wanderreporter: Der Herr der Gewürze

© Claudia Freilinger

Exotischer Zwischenstopp für mich in Pretzfeld: Ich treffe mich mit Dipak Sapré, der Gewürze aus aller Welt von der Fränkischen Schweiz aus an den Herd europäischer Spitzenköche bringt. Was für ein herrlicher Duft schlägt mir entgegen. Es riecht wie auf einem orientalischen Basar, als ich vor dem schnöden Industriegebäude in der Siemensstraße in Pretzfeld stehe. Anis schlägt mir entgegen, Vanille, Ingwer. Dipak Sapré, der Herr der Gewürze, öffnet mir die Tür.

Hier finden Sie Claudias zweite Etappe zum Nachlesen.

Der 51-Jährige vertreibt Rohstoffe für Spitzenköche. Rund 1600 Feinkostprodukte lagern auf den 1500 Quadratmetern, auf denen Siemens einst Halbleiter für die ganze Welt fertigte. Sapré und seine 22 Mitarbeiter beliefern europäische Großhändler mit Trockenware, die dann in den besten Küchen das Speisen zum Vergnügen werden lassen. "Das Tantris in München-Schwabing gehört zum Beispiel seit Jahrzehnten zu unseren direkten Kunden", sagt der Feinkost-Unternehmer. "In Deutschland, Österreich und Luxemburg beliefern wir alle Betriebe mit Marktrelevanz – das geht auch runter bis Italien."

Seit 1996 produziert und lagert er in Pretzfeld, seit 2004 in der Siemensstraße. Doch auch diese Hallen werden allmählich schon wieder zu klein. Schließlich ist die Spitzenküche sehr reich an exotischen Varianten. Schon allein die Linsen haben Spezialnamen wie Beluga oder De Puy. "Wir kaufen in Indien, Madagaskar und in der Fränkischen Schweiz", sagt der Kaufmann. Der Reis stammt – unter anderem – aus der französischen Camargue und das Pistazienmus ist nicht, wie sonst üblich, grün eingefärbt, sondern besteht wirklich zu einhundert Prozent aus Nüssen.

Schwarze Walnüsse sind ein "Herzensprodukt" von Dipak Sapré. Denn sie werden direkt in der Region geerntet. Der Gewürzhändler verarbeitet sie nach einem 200 Jahre alten Rezept, das ein befreundeter Koch mal in einem historischen Kochbuch entdeckt hat. Früher wurden mit den Nüssen Mönchskutten eingefärbt. Heute landen sie mit eigenen Etiketten von Dipak Sapré auf dem Weltmarkt.

Wie kam der 51-Jährige zu seinem exotischen Beruf? "Es ist sozusagen einfach passiert – plötzlich war ich Gewürzhändler", sagt er mit einem Lächeln. Und dann darf ich noch einmal an einer Vanilleschote riechen, die er gerade frisch ausgepackt hat.

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