Nostalgische Reise zu den Superstars

4.9.2014, 17:30 Uhr
Nostalgische Reise zu den Superstars

© Foto: privat

Eine atemberaubende Luftakrobatin ist sie, weltberühmt, der amerikanische Präsident besucht sie in der Garderobe, und eine der best bezahlten Zirkusartistinnen ist sie obendrein: Lillian Leitzel.

Am 13. Februar 1931 tritt die „Königin der Lüfte“ in Kopenhagen auf. Üblicherweise prüft ihr Ehemann Alfredo Codona, ebenfalls Akrobat, das Material. Diesmal ist Lillian allein. Es passiert: Ein Drehlager, welches das Tau in der Bahn hält, bricht, sie fällt auf den harten Boden, verletzt sich schwer. Zwei Tage später stirbt Lillian Leitzel. Mit 39 Jahren.

„Heute ist ihr Name nicht einmal mehr in der Artistenszene bekannt“, sagt Jana Korb, „und es gibt noch mehr vergessene Artistinnen aus dieser Zeit.“ „Vintage! Women! Varieté!“ soll eine Hommage an diese Superstars des angehenden 20. Jahrhunderts sein.

Historische Rollen

Für die Rahmenhandlung ist Anja Geßenhardt zuständig. Sie spielt die legendäre Zirkusdirektorin Paula Busch, die vor einer ihrer festen Spielstätten in Berlin steht, der Bau soll abgerissen werden und Busch wird es etwas melancholisch zumute. Sie erinnert sich an die großen Artistinnen, die hier schon aufgetreten sind, und beginnt zu erzählen. In Aktion treten daraufhin Silke Schirok (Jongleurin) und Jana Korb (Luftakrobatin), die sich auf die Spuren einst bekannter Namen wie Lillian Leitzel, Lotti Brunn, Luisita Leers begeben.

Glamour, ein Hauch von Verruchtheit und Drama umgab die Zirkus-Stars damals, dabei mussten sie nebenbei auch den Alltag einer Jederfrau bewältigen, waschen, putzen, die Kinder erziehen . . . „Es waren alles außergewöhnliche Persönlichkeiten“, erzählt Jana Korb. Die Kulturwissenschaftlerin steuert nicht nur die luftakrobatischen Nummern bei, sondern hat mit ihrem Geschäftspartner Tobias Stiefel das Stück auch produziert, und dazu eine Ausstellung konzipiert, die in Forchheim in der Nähe des Amtsgerichts zu sehen sein wird. Auf den Schautafeln erfährt man viel über das Leben der Raubtierdresseurinnen, Kraftartistinnen, Jongleurinnen und anderer Akrobatinnen jener Zeit.

Image wie eh und je

Was sich über die Jahrzehnte wenig geändert hat, ist das Image, das dem Zirkus anhaftet als Gegenentwurf zum sicheren Leben als Angestellter mit festem Gehalt, das pünktlich jeden Monat auf das Konto überwiesen wird. Dabei seien Artisten auch nichts anderes als Unternehmer, die ein Produkt vermarkteten, in diesem Fall sich selbst, sagt Korb.

Wenn die gebürtige Münchnerin nicht „Vintage! Women! Varieté!“ aufführt, ist sie als Solokünstlerin vor allem auf Firmenevents und Galas unterwegs. „Man wird nicht reich mit unserem Beruf, aber wir haben unser Auskommen.“ Besonders stolz ist Korb darauf, ihre Produktionen alle selbst auf die Beine zu stellen, ohne staatliche Fördermittel.

Eigenen Kopf gehabt

Ihre Unabhängigkeit scheint auch Lillian Leitzel geliebt zu haben. Eigentlich sollte sie Konzertpianistin werden, doch sie zimmerte sich heimlich ein Trapez und übte und übte bis ihre Mutter und die Tanten, die bereits als Leamy Ladies berühmt waren, sie in die Gruppe aufnahmen. Einige Jahre später trennte sie sich von der Familie und ging mit einem Solo-Programm auf Tour, der Anfang ihrer großen Karriere.

„Vintage! Women! Varieté!“ wird vor dem Amtsgericht gezeigt: Samstag und Sonntag jeweils um 17 Uhr. Das Stück dauert etwas über eine Stunde. Die historische Ausstellung ist entlang der Roten Mauer aufgebaut. Tickets gibt es bei der NN-Geschäftsstelle, Hornschuchallee 7, Forchheim. Tagestickets kosten elf Euro (ermäßigt sechs Euro), Familien zahlen 27 Euro, Kombitickets für beide Tage kosten 18 Euro (ermäßigt neun Euro), Familien zahlen 39 Euro. ZAC-Kunden bekommen Extra-Rabatt.

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