Novak Djokovic hört auf eine Gräfenbergerin

12.12.2015, 17:00 Uhr
Novak Djokovic hört auf eine Gräfenbergerin

© Foto: privat

Die Eltern von Franziska Kasch spielten auf den Tennisplätzen des TSV Gräfenberg. So war es nicht verwunderlich, dass auch die Kinder zu dieser Sportart fanden. Nach der Ausbildung zur Sozialpädagogin ging Kasch als Au Pair für ein halbes Jahr nach London. In dem Land, in dem mit den Wimbledon Championships eines der vier Grand-Slam-Turniere zu Hause sind, kam sie auf die Idee, sich als Linienrichterin zu bewerben.

„Der Einstieg ist gar nicht so leicht“, so erzählt Kasch. „Am Anfang fehlt das Wichtigste: die Referenzen.“ Die Frage nach den Erfahrungen aus anderen Wettbewerben lässt viele Bewerber scheitern. Doch Kasch hatte Glück: Sie wurde berufen — von da an ging es Schlag auf Schlag. Heute ist Kasch eine der wenigen international tätigen Linienrichterinnen.

Wichtig waren für sie dabei besonders die Bewertungen. Auf großen Plätzen gibt es neun Linienrichter, auf kleineren Plätzen sind es sieben. Bei allen ist ein gutes Auge und schnelle Entscheidungen gefragt und das Wichtigste: Man darf keinen Fehler machen.

Bei allen großen Turnieren

Denn in ihrer Klasse – mit der Champions-League im Fußball vergleichbar – geht es auch um viel Geld. Kasch als Grundlinien-Richterin entscheidet nicht nur über „Aus“ oder „Out“ oder „Fault“ sondern auch über Fußfehler. Sie ist als Hilfe für den Stuhlschiedsrichter eingesetzt und gehört mit diesem und dem meist nicht auf dem Platz befindlichen Oberschiedsrichter zu den „Offiziellen“. Es heißt, ständig den Ball im Auge zu behalten, was durch das schnellere Spiel bei den Männern noch schwerer ist als bei den Damen.

Die Gräfenbergerin war inzwischen bei sämtlichen großen Turnieren, den Grand Slams, als Schiedsrichterin tätig. Als einzige Deutsche wurde sie 2014 für die WTA-Finals nach Singapur. Inzwischen konnte Kasch viele Spielerinnen und Spieler erleben. Dazu gehören die ganz Großen wie Djokovic, Federer, Nadal und Murray oder Serena Willams, Halep, Muguruza, Sharapova, Petkovic und Kerber.

Zu Hause spielt Kasch in der Tennis-Damenmannschaft des TSV Gräfenberg. Großes Geld ist mit der Schiedsrichterei nicht verdient. Kasch muss viele ihrer Ausgaben von ihrem nicht so üppigen Honorar bestreiten. Das ist sehr weit von den Summen entfernt, die die Spieler mit nach Hause nehmen. „Leben kann man davon nicht, aber es macht einfach unheimlich Spaß“, sagt die 29-Jährige. Momentan bereitet sie sich auf die nächste Herausforderung vor: Am 1. Januar fliegt sie nach Australien, wo sie an den am 18. Januar beginnenden Australien Open wieder an der Grundlinie stehen wird.

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