Obertrubach: Das Dorf ist bereit

20.9.2017, 15:10 Uhr
Obertrubach: Das Dorf ist bereit

© Foto: Franz Galster

Als Spezialist und Berater für Dorfläden war Wolfgang Gröll aus Starnberg vom Dorfladen-Netzwerk ein kompetenter Referent. Hannelore und Friedrich Küpfer schließen nach 30 Jahren ihren Laden und begeben sich in den Ruhestand. Grüner war überrascht vom brechend vollen Saal.

Wolfgang Gröll stellte die Prioritäten dar: Qualität, Regionalität, Wertschöpfung oder auch Erlebniseinkauf sind gefragt. Oberste Ziele seien nicht Gewinnmaximierung, aber achtsamer Umgang mit regionalen Ressourcen, Einbindung aller Bürger und Mitarbeiter, nicht nur des Geldes wegen. Man verkaufe das "Lebensmittel Menschlichkeit".

Verschiedene Modelle

Es gebe unterschiedliche Dorfläden, jeder habe seinen Charme und Charakter. Ein Dorfladen sei nicht teurer als ein Supermarkt, der mit Sonderangeboten lockt: "Ihr müsst es einfach wollen", war Grölls eindringlicher Rat.

150 Dorfläden betreut der Referent. Nicht alle überleben, aber es ist letztlich eine ermutigende Bilanz. Bürgermeister Grüner erwartet eine gute Quote. Sein Vorschlag heißt: Arbeitsgruppen bilden, die Lokalität klären. Das heißt: den bisherigen Laden Wölfel übernehmen, sich in ein anderes vorhandenes Gebäude einmieten oder gleich etwas ganz Neues bauen?

Bürger bilden Genossenschaft

Dazu muss die Rechtsform entschieden werden. Es könnte eine Bürgergemeinschaft sein, mit Einlagen um die 300 Euro, wie auch Gröll schon andeutete. Im ersten Ansatz wird von einem genossenschaftlichen Modell ausgegangen. Natürlich wäre ein einzelner Investor auch willkommen.

In den ersten Jahren gilt es, Rücklagen zu bilden. In späteren Jahren könnte es dann Warengutscheine geben. "Gemacht wird alles von Euch, Ihr müsst den Laden gründen", stellte Bürgermeister Markus Grüner klar. Die Frage, wie schnell das Projekt umgesetzt werden könnte, beantwortet Gröll mit drei Monaten bis vier Jahre.

Die Größe des Ladens sollte zwischen 80 und 200 Quadratmetern betragen. Die Einrichtung könnte, bis auf neue Kühlgeräte, gebraucht gekauft werden. Personal, einschließlich eines Geschäftsführers, ist zu bezahlen. Für den Laden sind zwischen 50 000 und 400 000 Euro aufzuwenden.

Gröll bietet Schulungen und Begleitung im Anfang an. "Entscheidend ist der Einstieg, es gibt die Modelle. Wenn wir Interesse haben, können wir es mit der professionellen Beratung machen", sagte auch Gemeinderat Roland Wölfel aus seiner Erfahrung als Berater im Stadtmarketing. "Je länger eine neue Lösung auf sich warten lässt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bürger auswärts kaufen", warnte Wölfel.

Bei Grölls Frage, wie weit die über 120 Anwesenden einen Dorfladen wollen, flogen alle Hände in die Luft. Ab sofort formiert sich ein Arbeitskreis, erste Meldungen folgten auf der Stelle. "Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst", so Wolfgang Gröll.

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