Obstbauern erwarten Rekordernte bei Äpfeln

20.8.2018, 10:30 Uhr
Obstbauern erwarten Rekordernte bei Äpfeln

© Roland Huber

Die Verblüffung ist Franz Stadter anzuhören. Der Schriftführer des Reuther Obst- und Gartenbauvereins – Sohn Marco ist amtierender OGV-Vorsitzender – hat den Verlust eines seiner Apfelbäume zu beklagen: "Der Baum hing so übervoll mit Äpfeln, dass er einfach durchgebrochen ist", erzählt Franz Stadter.

In seinem Obstgarten hat er mehrere Apfel- und Zwetschgenbäume, die ausnahmslos übervoll sind. Was nicht für den privaten Bedarf etwa in Form von Apfelkuchen oder Apfelbrei verzehrt wird, kommt nach Pretzfeld und wird im dortigen Obstgroßmarkt zu Apfelsaft weiterverarbeitet.

2018 wird, da sind sich die Betroffenen weitgehend einig, wohl nicht nur in der Region Forchheim als Rekordjahr bei der Obsternte im Allgemeinen und den Äpfeln im Besonderen in die Geschichtsbücher eingehen. Ganz im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als ein massiver Kälteeinbruch im Mai für katastrophale Ernteausfälle sorgte und so manchen kleinen Obstbauern in Existenznot brachte.

Eine "goldene Nase" freilich wird sich auch in diesem Jahr nicht mit Äpfeln verdienen lassen, denn "das Überangebot drückt die Preise", weiß Ludwig Schuster, Ehrenvorsitzender des OGV Reuth und von 1989 bis 1992 als zweiter Vorsitzender des Kreisverbandes für Obst- und Gartenbau im Landkreis Forchheim aktiv. Schuster, der sich bescheiden als "engagierter Hobbygärtner" bezeichnet, erinnert daran, dass im Landkreis weniger der Intensiv-Anbau dominiert und es eher Streuobst-Bestände gibt.

"Die Vielfalt und die Anzahl der Bäume gehen zurück", erklärt der 83-jährige Obstexperte, in dessen Garten unter anderem ein Apfelbaum steht, an dessen Bestimmung mehrere versierte Pomologen schon gescheitert sind. "Das ist eine regionale Sorte, die Ende der 1960er Jahre von meinem Schwiegervater gepflanzt wurde", erinnert sich Ludwig Schuster und schwärmt von der Widerstandsfähigkeit des Baumes, der noch nie mit Insektiziden behandelt werden musste — und zurzeit auch sehr reich Früchte trägt.

Für die Weiterverarbeiter bedeutet die aktuelle Situation "einen Marathon, bei dem wir erst auf Kilometer drei sind", meint Angelika Dippacher, Inhaberin der Lohnmosterei Kupfer in Thurn. Hier kann man seine selbst angelieferten Äpfel zu Apfelsaft machen lassen; wer selbst keinen Obstgarten hat, kann Anteile erwerben und bekommt auf diesem Weg preisgünstigen Saft direkt vom Erzeuger. Seit dem 1. August werden in Thurn Äpfel angenommen. Den Unterschied des Ernte-Aufkommens kann Angelika Dippacher ziemlich genau beziffern: "2017 waren es zu diesem Zeitpunkt im August vielleicht zwei Prozent dessen, was heuer angeliefert wird", sagt Dippacher.

Der Frost in den Blüten 2017 habe sein Gutes gehabt: Weil die Bäume ihre Energie nicht dazu verbrauchen mussten, Früchte zu tragen, konnten die Pflanzen das nun umso ausgiebiger nachholen. "Das sind ideale Bedingungen", meint Angelika Dippacher und fügt hinzu, dass es Dank des Wetters nicht nur sehr viele, sondern auch sehr süße Äpfel gibt. Der diesbezügliche Oechslegrad betrage Mitte August um die 45, sei aber momentan schon bei 51, was in normalen Sommern frühestens Mitte oder Ende September erreicht werde. "Das habe ich in 31 Jahren noch nicht erlebt", erklärt Angelika Dippacher und warnt davor, dass durch die starke Sonneneinstrahlung nicht nur die Äpfel süßer, sondern auch die Baumäste poröser werden — was wohl für den eingangs erwähnten Abbruch in Franz Stadters Garten verantwortlich war.

Und was sich durch regelmäßiges Schütteln der Bäume zwar nicht völlig verhindern lässt — aber zumindest senkt diese Maßnahme das Abbruchrisiko ein wenig. "Man muss versuchen, die Bäume zu schützen", betont Angelika Dippacher. Und ist sich darin mit Gartenbau-Experten wie Franz Stadter und Ludwig Schuster einig.

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