Ohne Ankündigung: Sechsköpfige Familie abgeschoben

13.5.2015, 20:00 Uhr
In diesem Haus in Ebermannstadt lebte die albanische Familie. Eigentümer ist der Forchheimer Stefan Schick (auf dem Foto mit einer Anwohnerin). Das Foto entstand eine Woche vor dem geschilderten Fall von Abschiebung und hat damit nichts zu tun.

© Ulrich Graser In diesem Haus in Ebermannstadt lebte die albanische Familie. Eigentümer ist der Forchheimer Stefan Schick (auf dem Foto mit einer Anwohnerin). Das Foto entstand eine Woche vor dem geschilderten Fall von Abschiebung und hat damit nichts zu tun.

Es geht um eine Familie aus Albanien. Mutter, Vater, vier Kinder, der kleinste Sohn acht Jahre alt, die älteste Tochter 19. Die Familie sei in eine Blutfehde geraten, von denen es so viele gibt in ihrer Heimat.  „Sie sind keine Wirtschaftsflüchtlinge“, sagt Monika Lloyd aus Ebermannstadt, die die Familie kennt. Sie seien geflüchtet, weil sie in ihrer Heimat nicht mehr sicher sind. Mehrere Familienmitglieder seien getötet worden, dem Vater wurde ein Arm abgehackt.

Sie flüchteten nach Dänemark. Doch ihr Asylantrag wurde abgelehnt. Kurz bevor sie nach Albanien abgeschoben werden sollten, flüchteten sie nach Deutschland. Im September kamen sie in Ebermannstadt an. In ihrem Fall greift die Dublin-III-Verordnung. Das heißt, zuständig für das Asylverfahren ist das Land, in dem die Flüchtlinge zuerst angekommen sind. Damit bleibt die Ablehnung aus Dänemark bestehen.

Einzige Hoffnung für die Familie sei die Zeit gewesen. „Wird ein Asylbewerber nicht innerhalb von sechs Monaten in das Land zurückgeführt, in dem er seinen Asylantrag gestellt hat, hat er Anspruch auf ein neues Verfahren bei uns“, erklärt Alfons Schreiner, Fachbereichsleiter des Ausländeramtes beim Landratsamt Forchheim.

Anwältin vermittelt

Diese Frist wäre in vier Tagen vorüber gewesen. Dass die Familie nun doch abgeholt worden sei, habe alle Beteiligten geschockt. Auch wegen der Art und Weise. Ohne Ankündigung stand um 4.30 Uhr die Polizei vor der Tür. Innerhalb kürzester Zeit musste die Familie ihr Zimmer räumen. „Sie glauben nicht, was sich da für Szenen abgespielt haben“, meint Lloyd, die nicht versteht, warum es gerade jetzt, vier Tage vor Ablauf der Frist, dazu kommen musste.

Das kann auch Katrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamtes, nicht beantworten. „Wir haben nur Vollzugshilfe geleistet, die Entscheidungen trifft das Bundesamt für Migration“, sagt sie.

Vor ein paar Tagen sorgte die Abschiebung einer Kosovarin mit ihrem Sohn aus Nürnberg für Diskussionen. Die 23-Jährige und ihr eineinhalbjähriges Kind wurden ohne Vorwarnung abgeschoben

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