Ohne einen Terminkalender geht es nicht

16.1.2015, 18:37 Uhr
Ohne einen Terminkalender geht es nicht

© privat

Am Samstagmorgen um 6.45 Uhr muss Cosima Gundermann in Nürnberg sein. Dort trifft sich eine Fahrgemeinschaft nach München, ein Wettkampf steht an. Cosimas Mutter Heike Niggemann fährt ihre Tochter nach Nürnberg. Wie so oft. Organisation ist alles bei den Gundermanns. Sechs der sieben Familienmitglieder sind sportlich aktiv. Immer wieder tauchen die Namen Cosima, Clemens, Carsten und Charlotte für die LG Forchheim in den Ergebnislisten der Leichtathletikwettkämpfe und Straßenläufe auf, zum Teil spielen sie zusätzlich Handball. Der Jüngste, Carlo, fängt gerade mit dem Sport an, Mutter Heike Niggemann ist seit Jahren als Läuferin bekannt.

Aber eben oft auch als Fahrerin gefragt. Unterschiedliche Trainingszeiten unter der Woche, verschiedene Wettkämpfe am Wochenende, alles überschneidet sich gerne auch mal. Zum Glück helfen die Großeltern mit. „Das muss alles straff durchorganisiert sein“, sagt Niggemann. Sie bedauert, dass Sport und Schule oft zeitlich schwer vereinbar sind. „Dabei wird doch in den Schulen immer weniger Sport gemacht.“ Und manchmal muss sie sich Sprüche anhören wie „Meine Güte, muss du Zeit haben“, wenn sie wieder einmal lange auf Achse war. Aber ihre Kinder sollen jeden Sport ausprobieren und ausüben können. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld: für Sprit und Antritt bei zusätzlichen Wettkämpfen außerhalb der LG und für allem für die Ausrüstung. Für jede Leichtathletikdisziplin könnte man spezielle Schuhe kaufen.

Kinder steckten an

Ihre Kinder haben ihre Mutter mit dem Sportfieber angesteckt. Niggemann begleitete ihre Tochter Cosima zu Wettkämpfen. In den Pausen war ihr langweilig und sie packte ihre alten Turnschuhe wieder aus. So traf sie Martina Landgraf. Die beiden starteten gemeinsam ihre Laufkarriere bei der LG. Etwa sechs Jahre ist das jetzt her.

Ohne einen Terminkalender geht es nicht

Freilich muss Niggemann manchmal selbst zurückstecken. Bei den Wettkämpfen feuert sie ihre Kinder an, zeigt nochmal die richtige Haltung bei einem Wurf. „Wenn man das zum 50. Mal gesehen hat, weiß man auch wie man den Arm halten muss.“ Die 52-Jährige könnte sich vorstellen, ihren Trainerschein wieder zu machen, zu lehren gefällt ihr. „Aber dann würde zu viel ausfallen in der Familie und bei Wettkämpfen. Dafür ist keine Zeit.“

Zeit fehlt auch für ein größeres Engagement in den Vereinen, beim HC und der LG Forchheim. Das sie nicht beim jedem Fest helfen kann, ärgert Niggemann. Andere Eltern springen dafür ein und helfen auch bei Fahrdiensten.

„Ein bisschen zerreißt es die Familie schon“, sagt Niggemann. Ihr Mann sei froh, nach der Arbeit zu Hause zu sein, sie freue sich, bei den Wettkämpfen auch mal rauszukommen und Leute zu treffen. Und was machen die Gundermanns, wenn mal ein Wochenende frei von Wettkämpfen ist? „Die Kinder finden das schön“, sagt Niggemann. Dann ist sie auch als Motivatorin gefragt. Nicht so sehr im sportlichen Bereich. „Achtjährigen ist das eigentlich egal, ob sie gewinnen oder verlieren.“ Die Schule soll nicht zu kurz kommen. Also wird dann geübt.

Ohne einen Terminkalender geht es nicht

© Roland Huber

Auch im Hause Engel gibt es einen Familienplaner. Der ist gefüllt mit Handball, Trainingszeiten und Spielen. Matthias Engel trainiert die B-Jugend des HC Forchheim, ist selbst noch bei den Alten Herren aktiv und leitet HC International, das Integrationsprojekt für Flüchtlinge (wir berichteten). Engels Sohn Felix und Tochter Jule spielen in der ersten und zweiten Mannschaft. Wenn er kann, schaut Engels zu. Seine Frau spielte selbst einmal Handball, die beiden haben sich über den Sport kennengelernt. „Handball ist ein Stück unseres Lebens“, sagt Engel. Und somit auch kein Problem.

Wichtig für Verein

Aber eben auch Thema. Seit seinem 18. Lebensjahr trainiert der 52-Jährige Handball. Einst auch den eigenen Sohn. Der bekam dann zu Hause noch einmal alles aufs Brot geschmiert. „Ich musste mich dann etwas zurücknehmen.“ Trotzdem, die Motivation sei ein „superwichtiges Thema“.

Den immensen Aufwand beim Fahren kennt der Sportlehrer und weiß: „Ohne Eltern geht es nicht.“ Auch wenn der Vereinsbus eine Erleichterung ist. Und ab der B-Jugend sei es den Jugendlichen nicht mehr wichtig, dass die Eltern zu den Spielen mitfahren. „Es ist schon ein großer Aufwand“, sagt Engels. Andere Hobbys oder Ausflüge drücke der Sport nach hinten. Aber er sagt auch: „Manche im Verein müssen es leben, sonst klappt es nicht.“

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