Öl ins Feuer des CSU-Kreisverbandes

5.5.2012, 08:00 Uhr
Öl ins Feuer des CSU-Kreisverbandes

© Huber

Der Vorsitzende des größten Ortsverbandes (OV), Thomas Werner, hat das Zündholz an die Lunte gehalten und prompt ging die Bombe hoch. Werner ermunterte den Abgeordneten Eduard Nöth, noch eine Legislaturperiode im Landtag dranzuhängen. Eine Provokation seines Parteifreundes Udo Schönfelder, des Kreisvorsitzenden.

Der hatte in einer internen Mail vor einigen Wochen seinen Hut in den Ring geworfen: Er habe sich dazu entschieden, schrieb er, eine Landtagskandidatur anzustreben, und zwar unabhängig davon, wie sich Nöth entscheide.

„Das war der Hammer“, sagt Werner. Und für ihn ausschlaggebend, seine Haltung öffentlich kundzutun: „Ich habe mir meine Meinung im Gespräch mit vielen Mitgliedern gebildet.“ Doch bekanntlich hat Thomas Werner schon als Vorsitzender der Jungen Union 1990 die erfolglose OB-Kandidatur Nöths unterstützt.

Dieter George, Ex-Chef der Forchheimer CSU, hat nun in einem NN-Leserbrief einen weiteren Spritzer Öl nachgegossen. Er nannte Udo Schönfelder einen „Spalter“. Nötig seien dagegen Bewerber „mit Kompetenz und Erfahrung“. Starker Tobak. Aber auch Udo Schönfelder hat einen Brandbeschleuniger parat. Gegenüber den NN sagt er: „Bei George spielt Dankbarkeit eine Rolle.“ Er zielt damit auf die 1980er Jahre, als George zu Zeiten des 3. Bürgermeisters Nöth das Amt des Kulturreferenten übertragen wurde.

Ach ja, Parteifreunde. Unvergessen, wie Werner, Schönfelder und andere einst mit Anzeigen für ihre gemeinsame Stadtratskandidatur warben. Die Eintracht ist dahin: „Thomas Werner fällt in unserer Fraktion regelmäßig auf“, sagt Schönfelder, „weil er immer wieder gegen die Fraktionslinie abstimmt. Das ärgert viele.“

Karriere beenden helfen

CSU brutal. Ein anderer aus dem ehemaligen Freundeskreis weist bei jeder Gelegenheit auf seine ausdrückliche Absicht hin, Udo Schönfelders politische Karriere beenden zu helfen. Und Ex-Freund Thomas Werner fragt in aller Unschuld, warum er als Ortsvorsitzender nicht das Recht haben solle, seine Meinung zu sagen.

Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil Stillschweigen bis September vereinbart wurde? Dann erst will sich Nöth erklären. Schönfelder bittet darum, sich an die Abmachung zu halten. Gleichzeitig fragt er, warum sonst Nöth vor drei Jahren vom Kreisvorsitz zurückgetreten sei, wenn nicht mit dem Ziel, auch im Landtag ihn, Schönfelder, als Nachfolger aufzubauen: „Er hat mich an die Hand genommen und hilft mir nach wie vor bei der Vernetzung mit den Ministerien.“

Vernetzt ist Schönfelder auch mit vielen Ortsvorsitzenden. Im östlichen Landkreis soll es einen geben, der seine Nachbar-OVs gegen Forchheim mobilisieren will. Und die Vorsitzende der Jungen Union, Maria Deutschmann, spricht sich schon ganz offen für Schönfelder als Landtagskandidaten aus: „Wir müssen uns jünger aufstellen und da ist uns eben ein Udo Schönfelder lieber als einer, der schon zig Amtsperioden hinter sich hat.“

Über die so genannte E-Mail-Affäre in der CSU-Kreisgeschäftsstelle kann Maria Deutschmann nur lächeln: „Das war ein kleines technisches Problem.“ Schönfelder hatte in einer einsamen Aktion alle Mails des Abgeordneten- und Kreisverbandsbüros an sich umgeleitet. Inzwischen gibt es ja zwei Mail-Adressen. Aber offenbar genügte dieses kleine technische Problem einigen Parteifreunden als Anlass, dem Kreisvorsitzenden einen vor den Latz zu knallen.

In der Sitzung des Kreisvorstands mit den Ortsvorsitzenden am 7. März musste sich Schönfelder vorhalten lassen, er sei „charakterlich nicht geeignet“ für eine Landtagskandidatur. Die Äußerung kam von einem der Altvorderen. Derzeit hält diese Gruppe noch einige Fäden in der Hand. Doch die ältere Generation darf nicht mit allzu viel Dankbarkeit für ihre Leistungen rechnen: „Dankbarkeit in der Politik ist für mich ein schwieriger Begriff“, sagt die junge Maria Deutschmann.

Udo Schönfelder erwartet übrigens „fairen Umgang“ miteinander vor der Kandidatenkür, und danach „Geschlossenheit“.

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