Poxdorfer Theatergruppe kommt "himmlisch" gut an

28.11.2016, 17:25 Uhr
Poxdorfer Theatergruppe kommt

© Foto: Dagmar Niemann

Die zur Versammlungsstätte umgebaute Schulturnhalle in Poxdorf ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Hauptdarsteller Alfons Singer tritt vor den petrolgrünen Vorhang, begrüßt das Publikum und weist darauf hin, dass dies die 20. Aufführung der 1996 gegründeten Theatergruppe sei.

Schon steigen unter dem Getöse von Blitz und Donner des Teufels Großmutter, Luzi Vera (Heidi Meißner, wunderbar verschlagen und altersweise zugleich), und der Jungteufel Diavolo (Markus Weber) zur Erde empor.

Letzterer braucht noch eine böse Tat, um endlich seine Hörner zu erhalten. Deshalb soll er bei den Weismanns in Poxdorf, wo gerade Hochzeitsvorbereitungen getroffen werden, Zwist säen und die beteiligten Personen gegeneinander aufbringen.

Die Braut Yvonne Weismann (Victoria Löw) soll an ihrem Zukünftigen (Felix Zwiener) zweifeln; Brautmutter Erika (Inge Zwiener) und Nachbarin Hilde (Barbara Rauh) sollen bei der Organisation des Festes maximal gestört und im Ort in Misskredit gebracht werden; Brautvater Albert (Alfons Singer) und Nachbar Heinz (Jürgen Klein), die den Neubau eines Mehrfamilienhauses mithilfe des Vermögens der Bräutigam-Mutter (Manuela Kaul) planen, sollen ihre finanziellen Träume durchkreuzt sehen.

Geschickt setzt Jungteufel Diavolo Yvonnes Schulfreunde und Trauzeugen Gerd (Markus Meißner) und Nadine (Annika Schobert) ein, um böse Gerüchte über den Bräutigam in Umlauf zu setzen. Es kommt zu Streitigkeiten, Eifersuchtsszenen und falschen Verdächtigungen. Die Hochzeit platzt, das Familienleben der Weismann ist ruiniert.

In ihrer Not bittet die Brautmutter den Himmel um Hilfe, woraufhin der Himmelswächter Petrus (Horst Meißner) den Engel Raphaela (Beate Vogl) auf die Erde schickt, der sich noch seine Flügel verdienen muss: Er soll die Hochzeit retten alles in Ordnung bringen. Dabei stellt Raphaela sich anfangs nicht besonders geschickt an; mit gold-flitterigem Harmoniestaub führt sie die falschen Pärchen zueinander, wodurch sich die Spannungen noch verstärken.

Nachdem sie jedoch Diavolo als Verursacher der Streitereien und ihren eigentlichen Gegner erkannt hat, gelingt es ihr, alles ins Lot bringen. Ihr Mitgefühl für den verprügelten Diavolo verleidet diesem den Spaß an einer Karriere in der Hölle. Doch kann der Engel ihn mit in den Himmel nehmen? Verführt durch das Versprechen, ihm seine geliebten Weißwürste mitzubringen, lässt Petrus sich erweichen. Er weiß, dass Diavolo einstmals einem Bettler eine Münze geschenkt hatte — wegen dieser einen guten Tat kann er nun zusammen mit Raphaela per Strickleiter in den Himmel hinaufsteigen, denn, so zitiert der Engel, "was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan".

Die Spielfreude aller Darsteller war mitreißend. Die Mischung von breitestem Fränkisch und mit fränkischen Ausdrücken versetztem Hochdeutsch, die Anspielungen auf Poxdorfer Örtlichkeiten und kommunale Diskussionen, die Spitzen gegen bayerische und internationale Politiker, der Einsatz moderner Alltagsgeräte (Smartphone und Navi) im himmlischen Umfeld, die zahlreichen Bonmots und ironisierten Rollenklischees, all das kam beim Publikum bestens an.

Das in heiteren Farben gehaltene Bühnenbild zeigte Häuschen und Garten der Weismanns, darüber eine Wolke, die sich wie ein Adventskalender öffnete, als die Brautmutter die Hilfe des Himmels erflehte. Welch glücklicher Einfall, denn so konnte das Publikum einen Blick auf den weißbärtigen Petrus erhaschen, der im goldenen Gewand über dem irdischen Geschehen thronte, im Gespräch mit einem goldlockigen, pausbäckigen Engel.

Die Verwicklungen waren trotz aller Übertreibungen durchaus von dieser Welt; die Rahmenhandlung, der Kampf zwischen den Vertretern von Hölle und Himmel, regte zum Nachdenken an. Das Bibelzitat des Engels machte den moralischen Hintergrund der Geschichte deutlich. Der langanhaltende Schlussbeifall bezeugte, dass sich die Gäste glänzend amüsiert hatten.

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