Präzisionsarbeit im Schatten des Dart-Rummels

5.1.2017, 12:00 Uhr
Präzisionsarbeit im Schatten des Dart-Rummels

© Fotos: Berny Meyer

Rund 25 Jahre ist es her, als Ulrich Wagner mit ein paar Freunden anfing, auf der Dartscheibe im Gastraum des Pinzberger Sportheims auf Punktejagd zu gehen. Seit 2013 haben die Dartspieler ihren eigenen Raum, in dem jeden Donnerstag auf zwei Scheiben gespielt wird. Die Pfeilwerfer gaben sich den Namen „Spickerclub Pinzberg“ und stemmten die Kosten für das nötige Equipment gemeinsam.

Präzisionsarbeit im Schatten des Dart-Rummels

Hellhörig wurde man in Pinzberg, als Michael Sandner, Vizepräsident des BDV, mit dem Wettbewerb „Bayern spielt Dart“ alle Interessierten im Freistaat ansprach. Der Spielmodus orientiert sich größtenteils an internationalen Regeln, wie sie auch bei der WM in London gebräuchlich sind, abgesehen davon, dass sich zwei Teams gegenüber stehen. Die beiden Mannschaften spielen von 501 Punkten nach unten; beendet werden muss mit einem Doppelfeld.

Auf vier Einzel folgen zwei Doppel, im Anschluss kann der Mannschaftskapitän Akteure für vier weitere Einzel festlegen. Aus Zeitgründen gibt es keine Sätze, der Gewinner benötigt nach dem „Best-of-Five“-Prinzip drei „Legs“. Wer zuerst sechs Siege auf dem Konto hat, dem ist der Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen.

Die Entwicklung des Dartsports in Pinzberg, wo von Beginn an Steeldart auf Korkscheiben praktiziert wurde, ist eine Ausnahme. Weitaus normaler lief es beim Gegner TSC Pottenstein ab, bei dem die Spickerer ihre eigene Abteilung haben. Dort stehen zwei Dartautomaten im Sportheim, die zwar automatisch Punkte zählen, dem Benutzer allerdings pro Partie 50 Cent abverlangen. „Bei Trainingseinheiten und im Spielbetrieb kommen da schon Beträge zusammen“, sagt TSC-Kapitän Lars Folwarczny.

Er spielt mit seiner Truppe regelmäßig in der Dartliga Bayreuth-Pegnitz, in der – aufgrund des finanziellen Anreizes für Automatenbetreiber – ausschließlich die E-Dart Variante genutzt wird. „Uns wäre es natürlich lieber, der Spielbetrieb könne auf Steeldarts umgestellt werden. Da müsste aber jeder Verein mitziehen, sonst würden die Auswärtsfahrten zu lang.“

Genau deshalb sind Wagner und Folwarczny froh über Wettbewerbe wie diesen. „Man sucht als Sportler immer gerne die Herausforderung gegen einen Kontrahenten“, so Wagner, der mit seinen Kollegen die perfekten Voraussetzungen dafür schuf: Zwei Laptops mit Dart-Software und zwei größere Monitore zeigen zu jeder Zeit Spiel- und Punktestand an, dank zweier Scheinwerfer hingen auch die Scheiben im besten Licht.

Favoritenrolle eingenommen

Die Favoritenrolle nahmen die Gäste – wenn auch unter Vorbehalten – gerne an. „Für uns ist es ja das erste richtige Kräftemessen, während der TSC alle 14 Tage um Punkte wirft“, sagt Wagner, dessen Gegenüber die Unterschiede zwischen E-Dart und Steeldart als nicht unerheblich ansieht. Deutlich wurde es beim 1:9 dennoch, auch weil Pottenstein mit Andreas Pretz und Andreas Zach die zwei tragenden Figuren des Abends in seinen Reihen hat. Beide schafften je einmal mit der dreifachen Triple 20 auch die Höchstpunktzahl 180. Das engste Einzel entschied Pretz gegen Wagner mit 3:2 für sich. Wagner holte mit einem Sieg in seinem zweiten Match den einzigen Punkt für Pinzberg.

Im Publikum ging es nicht ganz so spektakulär wie bei der WM zu, wo die Fans die Hütte förmlich auseinander nehmen. Bei hohen Punktzahlen kann aber auch ein Sportheim laut werden. Wagner und Folwarczny wollen nicht, dass ihr Sport ausschließlich auf ein stimmungsvolles Kneipenspiel reduziert wird. „Um ein gutes Spiel abzuliefern, braucht man eine starke Präzision, sonst kommt man schnell unter die Räder“, konstatiert Wagner, Folwarczny pflichtet bei: „Das Doppelfeld wird am Ende kleiner und kleiner, je länger man es nicht trifft. Der Druck und der Nervenkitzel spielen eine große Rolle.“

Dennoch: „Natürlich stoßen wir nach dem Spiel gemeinsam an, das tun die Fußballer ja auch.“ Die neuen Freunde einigten sich bereits während der Partie auf ein Wiedersehen.

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