Pretzfelder Nikl-Bräu: Crowdfunding zu Bier-Tradition gestartet

21.12.2018, 08:53 Uhr
Pretzfelder Nikl-Bräu: Crowdfunding zu Bier-Tradition gestartet

© Foto: Carmen Schwind

Mike Schmitt geht es einerseits um Tradition, andererseits versucht er, am Markt bestehen zu können. Der Braumeister erinnert an das früher geltende Hausbraurecht. Außerdem genossen Bauern, die Gerste an Brauereien lieferten, das Privileg, Bier steuervergünstigt zu erwerben. Sie kamen dazu mit eigenen Fässern in die Brauereien, füllten den Gerstensaft ab und lagerten ihn zuhause. Hier will Schmitt anknüpfen: "Warum soll man nicht sein eigenes Bier ausreifen lassen? Und wenn man zum Abfüllen kommt, kann man was trinken, reden und Spaß haben".

Derzeit füllt Mike Schmitt sein Bier in sogenannte "Keg-Fässer" ab. Das sind Mehrwegfässer aus Edelstahl, die zum industriellen Befüllen und der keimfreien Lagerung entwickelt wurden. "Wirte wollen das. Für die Hausbräu sollen aber bayerische Holzfässer verwendet werden, die der eine oder andere sogar noch zuhause hat", erklärt der Braumeister. Dazu benötigt er jedoch einen anderen Fassreiniger, Fassfüller und entsprechende Fässer.

Crowdfunding bis 10. Januar

"Handwerksbetriebe haben es immer schwerer, sich gegen große Konzerne durchzusetzen. Und die Verdienstmöglichkeiten sind für kleine Brauereien auch nicht gut, deshalb kam mir die Idee mit dem Funding", so Mike Schmitt. Zum Crowdfunding, einer Finanzierung über viele Interessierte, wird üblicherweise im Internet aufgerufen.

Hier erklärt Mike Schmitt das Projekt, für das er 20 000 Euro benötigt. Als Gegenleistung bietet er zum Beispiel ein Fass als Dank, ein Brauseminar oder einen Tisch beim Annafest. Die Aktion geht bis zum 10. Januar. Dann möchte der Braumeister die Anlagen kaufen und ab April soll das Hausbrauerfassen möglich sein.

Wer kein Fass hat, kann eines bei Mike Schmitt erwerben. "Wir wollen jeden ersten Freitag im Monat abfüllen", erzählt Schmitt. Interessierte können kommen, ihr Fass reinigen und selbst befüllen, wer kein Fass hat, kann eines kaufen.

"Bei den Brauseminaren merke ich immer wieder, wie sehr die Besucher interessiert sind, so etwas zu machen", erklärt der Braumeister. Mike Schmitt will selbst ein Holzfass mit entsprechender Zapfanlage in seiner Gaststätte aufstellen, um wie früher zapfen zu können. Jeden Monat wird ein anderes Bier gebraut; mal Dunkles, mal Festbier, Zwickel oder Bockbier.

Brotzeit zum Mitbringen

Gäste, die freitags zum Biertrinken kommen, dürfen ihre eigene Brotzeit mitbringen. "Die Besucher können zum Beispiel ihre Brotzeit beim örtlichen Metzger holen. Dann hat der auch was davon", so Schmitt. Samstags wird beim Nikl gekocht und sonntags ist geschlossen.

Einer der ersten Interessierten war Patrick Hübschmann aus Niedermirsberg. Er wohnt in München und nimmt Bier aus der Fränkischen Schweiz mit in die Stadt. "Die wissen da gar nicht, wie gutes Bier schmeckt", ist seine Ansicht. Vom Hausbrauerfassen ist er begeistert. "Ich finde es gut, dass der Mike die alte Tradition wieder einführt, und dass er sich solche Mühe macht", sagt Hübschmann und hat gleich Geld gegeben. Außerdem will er ein eigenes Fass abfüllen und mit nach München nehmen.

Michael Bellair von der "Red Castle Brew" aus Gräfenberg kann das Crowdfunding empfehlen. Er suchte Investoren für seine Ein-Mann-Brauerei und zahlt mittlerweile Dividenden in Naturalien aus: "Es begann zähfließend, aber jetzt läuft es gut".

Das Crowdfunding der "Nikl-Bräu" ist hier zu finden.

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