Reuth: Anwohner fürchten durch Baugebiet mehr Verkehr

19.6.2014, 10:00 Uhr
Reuth: Anwohner fürchten durch Baugebiet mehr Verkehr

© Roland Huber

„Wissen Sie, warum hier die Straßen alle ,Weg‘ heißen?“, fragt Gerhard Brietz und gibt die Antwort gleich selbst: „Das waren Flurbereinigungswege.“ Entsprechend eng geht es zu in Reuth, berichtet Brietz, der im Forstweg auf der Reuther Hut lebt. Wer von der Bayreuther Straße aus dorthin will, nutzt entweder den Unteren und dann den Oberen Schulweg oder die Hutstraße. Zwei enge und steile Straßen, die auf eine hohe Verkehrsdichte nicht ausgelegt sind.

Probleme mit dem Verkehr gibt es deswegen auch ohne das neue Baugebiet: „Da geht nicht einmal ein Lkw durch“, sagt Anwohner Brietz über den Unteren und Oberen Schulweg. Im Fall der Hutstraße gilt im unteren Bereich zwar ein Parkverbot, doch an der Engstelle weiter oben bleiben auch hier regelmäßig Lastwagen an einem Felsen hängen – mit Rückstaus bis auf die B 470.

31 neue Häuser

Nun sollen 31 weitere Baugrundstücke hinzukommen, jedes in einer Größe von 400 bis 600 Quadratmetern. Sie sieht das Baugebiet Oberer Schulweg vor, das westlich dieser Straße verläuft. Der Planungsausschuss des Stadtrats gab – gegen die Stimmen der SPD – erst kürzlich grünes Licht für die zweieinhalb Hektar große Fläche (wir berichteten).

„Wenn ich schon einen Bebauungsplan mache, muss ich doch schauen, wie ich den Verkehr durchkriege“, ärgert sich Gerhard Brietz, der selbst jahrzehntelang im Straßenbau arbeitete und von Seiten der Stadtverwaltung ein Verkehrskonzept darüber vermisst, wie die neuen Hausbesitzer zu ihren Anwesen kommen sollen.

Schon vor der Eingemeindung Reuths habe es geheißen, die Hutstraße samt ihrer Verlängerung nach oben sei ein Provisorium für die rund 40 Häuser auf der Reuther Hut, bis eine leistungsfähige Zufahrt geschaffen sei. Das Provisorium hat bis heute Bestand, „auch bei bald 200 Häusern“, so Brietz, der seit 45 Jahren auf der Reuther Hut wohnt.

Ihn ärgert auch, dass mit der Neu-Bebauung ein Naherholungsgebiet verloren gehe – und stößt damit ins selbe Horn wie die SPD, die in der Fläche einen Einstieg in die Bebauung der Reuther Hänge – und damit einen Tabubruch – sieht.

Mit seinen Anliegen hat sich Brietz an Oberbürgermeister Franz Stumpf gewandt. Der schrieb ihm zurück, es sei sinnvoll, das neue Wohngebiet an das bestehende Straßennetz anzuschließen. Neue Erschließungskonzepte seien aber sicher zu überdenken, „falls die städtebauliche Entwicklung nördlich der Ruhstraße weitergehen sollte“.

Befristeter Bauverkehr

„Aus dem Bauch heraus“ sieht auch Stadtplaner Alexander Dworschak keine Notwendigkeit, eine neue Erschließungsstraße zu bauen. Natürlich stelle der künftige Bauverkehr eine gewisse Belastung für die Anwohner dar – die sei allerdings zeitlich befristet. Maßnahmen wie Halteverbote könnten in dieser Zeit für Entlastung sorgen. Eine Verkehrserhebung zu den Auswirkungen des Baugebiets habe aber nicht stattgefunden, ergänzt der Stadtplaner und erklärt auch warum: „Wir sind bewusst frühzeitig mit dem ersten Entwurf in die Öffentlichkeit gegangen, um Bürgern die Möglichkeit zu geben, zur Planung etwas vorzutragen.“ Gelegenheit dazu gibt es im Juli: Dann beginnt voraussichtlich die einmonatige Bürger- und Trägerbeteiligung, in der Anregungen und Bedenken vorgebracht werden können. Die Erschließung des Baugebiets beginnt wohl erst 2015.

Herausfinden will das Stadtplanungsamt bei der Bürgerbeteiligung auch, ob die Bedenken nur von einzelnen Reuthern oder von sehr vielen getragen werden. Man sei jedenfalls offen für Vorschläge und auch Kritik, betont Dworschak und appelliert: „Leute, redet mit uns. Wir beißen hier niemanden.“

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