Reuther Duo hat deutsche Spitze im Visier

29.8.2017, 11:35 Uhr
Reuther Duo hat deutsche Spitze im Visier

© Michael Römer

Der vorgefertigte Trainingsplan verlangt bei drei oder vier wöchentlichen Einheiten jeweils um die 450 Pfeile pro Tag. Mindestens zwei Stunden ist Judith Römer mit den Übungsserien beschäftigt, die sie meistens auf der Anlage des heimischen Vereins abspult. Mit 13 Jahren noch zu jung für den in Bayern spärlich ausgeprägten Ligabetrieb mit der Mannschaft, sammelt das Talent die Wettkampfpraxis bei Meisterschaften und Vergleichsschießen mit der Bezirks- und Landesauswahl. Mehrmals im Monat geht es dafür zum Stützpunkt nach Bayreuth, fünfmal im Jahr auf die Olympiaanlage nach München-Hochbrück.

Die Gymnasiastin hat sich an ein straffes Zeitmanagement gewöhnt. Dass die mittlerweile dreifache bayerische Schüler-Meisterin mit der Belastung umzugehen weiß, zeigte sie jetzt wieder bei ihrer ersten Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft.

Die Debütantin erzielte in zwei Durchgängen zusammen 639 von 720 möglichen Ringen und belegte Platz 12 in der Schülerklasse A. "Zufrieden bin ich damit aber nicht ganz. Es war nicht mein Tag", sagt die 13-Jährige. Vor den Augen des Bundestrainers hatte Römer freilich "größere Aufregung als sonst" gespürt, will dies jedoch nicht als Erklärung gelten lassen. Weil sie ja weiß, in Bestform gelangen ihr schon 662 Zähler. Die hätten zu Rang 3 gereicht. "Mein Ziel ist aber nie eine besondere Platzierung, sondern mein bestes Ergebnis abzurufen."  Für die Frage, ob Judith Römer das Potenzial hat, zur sportlichen Chartstürmerin zu avancieren, dürfte das Jahr 2018 mitentscheidend werden. In ihrem zweiten und letzten Schüler-Jahr, ehe der Wechsel in die Jugend-Altersklasse folgt, geht es um einen Platz im Nationalkader.

Reuther Duo hat deutsche Spitze im Visier

© Hetz

Den Talent-Status hat Vereinskollege Jakob Hetz hinter sich gelassen. Nicht nur altersbedingt. Der 21-Jährige, der seine zweite Saison in der Herrenklasse absolviert, weiß sein Leistungsvermögen einzuschätzen. An exzellenten Tagen kann der Neuntplatzierte der Deutschen Meisterschaft 2016 in den Dunstkreis der Spitzenkräfte vordringen, wenn die Konkurrenz, die mit dem Recurve-Bogen wie maschinell vorgestanzt auf 650 Punkte aufwärts kommt, leicht schwächelt.

Studium statt Olympia-Traum

Deshalb beschäftigt sich das Aushängeschild des BSC Reuth mehr mit seinem Studium der Automobiltechnologie in Coburg als mit dem Traum einer Olympia-Teilnahme. Sein Ziel für die nächste Zeit aus sportlicher Sicht heißt, sich "auf nationaler Ebene zeigen". Dem eigenen Anspruch ist der Forchheimer bei der Reise nach Oberbayern nicht gänzlich gerecht geworden. An den Bedingungen, mit denen sich die Wettkämpfer erst beim Einschießen auf der großen Sportplatzanlage vertraut machten, lag es nicht. "Ich hatte mir für die Qualifikation eine bessere Platzierung ausgerechnet", berichtet Hetz.

Der Deutsche Juniorenmeister von 2014 ergatterte nach 629 Ringen in der Vorrunde erst über ein Stechen unter vier punktgleichen Akteuren mit einem Schuss in die Neun einen Platz in der Endrunde. Im Achtelfinale traf er dann auf Topfavorit Florian Kahllund aus Schleswig-Holstein. Beim 4:6 hatte Hetz dem späteren Deutschen Meister einen engen Kampf geliefert.

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