Rund um Gräfenberg ist Diesel ein begehrtes Diebesgut

14.10.2018, 09:00 Uhr
Rund um Gräfenberg ist Diesel ein begehrtes Diebesgut

© Foto: Petra Malbrich

Als es vor einer Woche zum ersten Mal passierte, wussten die Verantwortlichen der Firma Bärnreuther- Deuerlein noch nicht genau, ob es sich um einen Diebstahl handelte. Der Tank im Bagger war leer, der Fahrer hatte Urlaub. Vergangene Woche jedoch war die Sachlage eindeutig. "Der Tankdeckel hatte daneben gelegen", sagt Betriebsleiter Frank Eichler. 700 Liter Diesel waren aus dem Bagger gepumpt worden. Doch das war nicht der einzige Fall von Dieseldiebstahl im Gräfenberger Raum.

Seit einigen Wochen werden auch in Egloffstein und Leutenbach vermehrt Dieselfahrzeuge leer gepumpt, hauptsächlich an den Wochenenden.

Wie gelingt der Diebstahl?

Die Vorgehensweise ist den Mitarbeitern der Baubranche nicht unbekannt. Meist in Transportern, in sogenannten Sprintern, sei ein 1000 Liter Kunststofffass mit Pumpe und Schlauch angebracht. Am Schlauch wird wohl ein Kunststoffrohr mit Einkerbungen installiert. "Damit kommen sie bis zum Boden des Tanks", erklärt Eichler. Mit dieser Vorgehensweise kann der Tank bis auf den letzten Tropfen leergepumpt werden. In gut 20 Minuten sei das bewerkstelligt.

Da die Baustellen, auf denen sich die Fälle zugetragen haben, außerhalb von Ortschaften liegen, wird vermutet, dass der oder die Täter über einen Feldweg anfahren.

Warum ist Diesel begehrt?

"Diesel ist nicht so explosionsgefährlich", sagt Eichler. Die Polizei Ebermannstadt ermittelt und hat dazu erst vor wenigen Tagen um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. "Die Täter suchten hauptsächlich Baustellen außerhalb der Ortschaften auf", erklärt der stellvertretende Dienststellenleiter Rainer Penning. Genau da liegt auch die Baustelle der Firma Bärnreuther-Deuerlein, die bei der Umgehungsstraße bei Kasberg mit dem Bagger arbeiten.

Am Rande der Stadt Gräfenberg ist auch die Baustelle am Schulbusbahnhof — außerhalb der Ortschaft und somit wenig frequentiert — ein Ziel. Die Mitarbeiter der Firma Rädlinger, die gerade die Verbindungsstraße von Kasberg nach Neusles sanieren, sind davon betroffen. "Dieseldiebstähle gibt es schon lange", weiß Stefan Lüttig, Oberbauleiter der Firma Rädlinger. "In einem Ort, wo es lebhaft ist, kommen Dieseldiebstähle kaum vor. Aber wo sich jemand ungestört fühlt, gibt es immer jemanden, der dieses Handwerk verrichtet", erklärt Lüttig. Den Diebstahl festgestellt hatte der Polier. Grundsätzlich ist die Firma nur selten von den Diebstählen betroffen, arbeitet sie meist in gut frequentierter Lage.

Die Firma Bärnreuther-Deuerlein war in einem anderen Standort schon von den Dieseldiebstählen betroffen. Und auch in der Gräfenberger Niederlassung ist inzwischen alles gesichert und wird mit Kameras bewacht. An den Baustellen außerorts ist dies jedoch nur schwer möglich.

"Licht und Helligkeit verscheuchen den Täter", sagt Penning. Wenn möglich, könnte eine Baustellenbeleuchtung bei Nacht eingerichtet werden, raten die Polizeibeamten, die derzeit vermehrt Streife fahren. Die Firmenverantwortlichen selbst treffen natürlich auch Vorsorge. So lässt Bärnreuther-Deuerlein den Bagger abends von der Baustelle abziehen.

Viel Zeit geht verloren, wenn das Gerät, das 74 Tonnen Eigengewicht hat, jeden Abend in das Firmengelände gefahren und morgens die Baustelle wieder anfahren muss. Alleine für den kurzen Weg sind schnell eineinhalb Stunden verloren. Hat eine Firma nicht die Gelegenheit, abends ins Firmengelände zu fahren, gibt es andere Möglichkeiten.

"Wir stellen die Geräte so ab, dass sie im Blick sind", erklärt Lüttig. Eine andere Alternative: "Wir tanken nur so viel, dass es für den Arbeitstag reicht", erklärt Eichler. Am Abend ist der Bagger fast leer. Betankt wird er durch mobile Tankfässer, die zur Arbeitsstelle gebracht werden. Andere Firmen lassen normale Heizöltanker kommen.

Wer sind die Täter?

"Es kann jeder sein", sagt Penning. Das Phänomen Dieseldiebstahl kommt nicht nur im Landkreis Forchheim, sondern in ganz Oberfranken immer wieder vor. Wie durch das Zubehör bei Kontrollen immer wieder festgestellt wird, handelt es sich hauptsächlich um Personen aus Ost- oder Südosteuropa, wie Anne Höfer, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken sagt. Meist wird der Diesel von Lkws auf Parkplätzen oder auf Baustellen abgezapft. "In der Regel für den Eigenverbrauch", sagt Hofer. Kanister in den Autos sei bei den Kontrollen oft ein Hinweis dafür.

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