Rund um Nankendorf erstrahlen die Hänge

28.12.2016, 16:55 Uhr
Rund um Nankendorf erstrahlen die Hänge

1927 wurde Nankendorf zur Kuratie ernannt: ein Pfarrhaus gebaut, ein Pfarrer installiert — nach Hunderten von Jahren, ohne eigenen Seelsorger. Um das Ereignis gebührend zu feiern, führte am 1. Mai eine Prozession durchs Dorf zur Pfarrkirche. Darüber schrieb der Wiesentbote am 3. Mai: „Es zog eine schier endlose Menschenreihe von der Aukapelle mit Fackeln zur Kirche, wo ein feierlicher Segen den historisch denkwürdigen Tag beschloss. Dabei loderten rings auf den Felszacken gespenstisch schöne Leuchtfeuer und Kirche wie Tal waren in rotes Licht getaucht“.

1948 war für Nankendorf ein ebenso wichtiges Jahr: Die barocke Pfarrkirche feierte am 10. Oktober 200. Geburtstag. Und wieder erhöhten die Nankendorfer das Fest mit einer Lichterprozession.

Rund um Nankendorf erstrahlen die Hänge

© Foto: privat

Warum die Nankendorfer ein Lichterfest als Krönung der Ewigen Anbetung veranstalten, darüber kann nur spekuliert werden. Ein möglicher Grund wäre das Konkurrenzverhalten zur Kirchengemeinde Plankenfels. Ebenfalls im Tagebuch nachzulesen ist das Faktum, dass der damalige Waischenfelder Stadtpfarrer Schütz die Kuratiekirche lieber in Plankenfels eingerichtet hätte, als in Nankendorf. Die Nankendorfer setzten sich aber mit dem Hinweis auf ihre uralte Kirchengeschichte beim Bischof in Bamberg durch.

Der Wirkungsbereich der Pfarrei Nankendorf erstreckte sich rings um die Stadt Waischenfeld. So kam es beispielsweise zu der kuriosen Situation, dass Leichenzüge aus Hannberg, die zur Pfarrei Nankendorf gehörten, in Waischenfeld nur „durchgeläutet“ wurden. Die Beerdigung fand erst im Nachbarort Nankendorf statt.

Und auch die Plankenfelser kämpften. Zuerst um eine eigene Kuratie (1939) dann holten sie 1949 ohne Zustimmung des Nankendorfer Pfarrers einen „Kommoranten“, einen Geistlichen, der ohne Ausübung der Seelsorge an einem Ort ansässig war, ins Dorf, was die Kirchengemeinde laut Tagebuch „spaltete“.

Einen Höhepunkt erreichten die Streitigkeiten, als die Nankendorfer vom Bamberger Bischofstuhl darüber informiert wurden, dass Plankenfels auf eigenen Wunsch zwei eigene Betstunden und zwar am Silvesterabend zugesprochen bekam. Das war 1949 und ein Sturm der Entrüstung ging durchs Dorf. Gut möglich, dass die Nankendorfer als Reaktion auf die Mitteilung in der Plankenfelser Betstunde eine Bedrohung ihrer Silvester-Beststunden sahen und ein Jahr später mit einem Lichterfest darauf reagierten.

Apropos Lichterfest: Mancher Pfarrer hört dieses Wort heute nicht mehr gerne, weil es an die kommerzielle Seite der Ewigen Anbetung, an Bratwurst- und Glühweinbuden entlang des Prozessionsweges, erinnert. Im Nankendorfer Kuratietagebuch ist ausdrücklich und immer wieder die Rede von einem Lichterfest. Offensichtlich hat man damals unterschieden zwischen den streng kirchlichen Betstunden in der Kirche und dem anschließenden Fest zum Abschluss der Ewigen Anbetung in Form der Prozession und der beleuchteten Hänge.

 

Nach der Jahresschlussandacht am 31. Dezember, die um 16.30 Uhr beginnt, setzt sich kurz nach 17 Uhr die Prozession in Bewegung. Rund 3000 Lichter, bengalische Feuer und Fackeln werden den Zug mit hunderten gläubiger Menschen begleiten.

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